MieterEcho

MieterEcho 305/August 2004

 Ratgeber Wohnung

Frischekur für die Wohnung

Tipps für Schönheitsreparaturen: Lackieren

Ulla Otte

Eigentlich sind Vermieter dafür zuständig, ihre Mietwohnungen instand zu halten. Oft werden aber die Mieter/innen vertraglich dafür verantwortlich gemacht, dass die Wohnung in dem Zustand bleibt, in dem sie gemietet wurde und der Mietvertrag regelt, wann die Schönheitsreparaturen durchgeführt werden sollen. Üblich ist (siehe S. 21), dass Küche und Bad alle drei Jahre, Wohn- und Schlafräume alle fünf und Nebenräume alle sieben Jahre renoviert werden. Neben dem Streichen der Wände gehören dazu auch das Lackieren von Türen, der innenseitigen Fenster, der Fußleisten und Heizkörper.

Arbeitsschritte

Die Arbeitsschritte beim Lackieren sind immer die gleichen - vorbereiten, säubern, anschleifen, Schadstellen ausbessern, grundieren, zwischenschleifen, lackieren - egal, ob es sich um Türen oder Heizkörper handelt. Die beste Reihenfolge für die Arbeiten ist von oben nach unten, also von den Türen zu den Fußleisten. Für den zeitlichen Ablauf ist wichtig, dass Türen und Fenster abends wieder geschlossen werden können. Tricks für die einzelnen Bauteile werden weiter unten erklärt.

Vorbereitungen

Die Vorbereitungen nehmen jedes Mal mehr Zeit in Anspruch als man denkt, sollten aber für ein gutes Ergebnis trotzdem sorgfältig durchgeführt werden. Grundsätzlich müssen alle Untergründe sauber, trocken, fett- und rostfrei sein. Beim Renovierungsanstrich werden die losen Schichten mit Schaber, Drahtbürste oder Schleifpapier sorgfältig entfernt. Außerdem wird der Altanstrich getestet. Da Acryllack schlecht auf Kunstharzanstrichen haftet, wird die Oberfläche mit Nitro-Verdünnung benetzt. Quillt sie auf, handelt es sich um Acryllack. Auch der Gitterschnitt-Test hilft, die Qualität des Untergrunds zu prüfen: Dabei wird ein Gitter von 2-mm-Abstand mit scharfem Messer eingeritzt und anschließend ein Klebeband auf die Stelle gedrückt. Wenn nach dem ruckartigen Abreißen mehr als 20% am Band haften, muss der Altanstrich komplett entfernt (abbeizen oder abschleifen) und neu aufgebaut werden. Meist wird das nicht der Fall sein. Noch gut haftende Altanstriche werden mit Schwamm und Seifenlauge gereinigt und mit klarem Wasser abgewaschen. Anschließend wird der Untergrund mit Schleifpapier (von grober zu feiner Körnung) und der Staub entfernt. Beim Schleifen erleichtert ein Schleifklotz die Arbeit beträchtlich. Bei Holzteilen werden nun die Schadstellen ausgebessert: Bei kleinen Schäden wird nach und nach in dünnen Schichten mit Holzkitt aufgefüllt (Holzkitt haftet nur auf rohem Holz), bei größeren kann ein Stück Holz eingepasst werden. Ein wenig geübter Handwerker sollte das aber besser dem Fachmann überlassen, vermutlich ist es in den meisten Fällen sowieso Sache des Vermieters.

Je nach Bauteil und ausgewähltem Lack wird das passende Produkt für die Grundierung verwendet. Am besten lässt man sich im Malerfachhandel oder Baumarkt die möglichen Kombinationen empfehlen. Grundsätzlich werden Lacke in zwei Gruppen unterteilt: Kunstharzlacke und wasserverdünnbare Lacke. Sie unterscheiden sich in ihren Bestandteilen und Eigenschaften und dürfen deshalb nicht miteinander gemischt oder übereinander gestrichen werden, wenn ein perfektes Ergebnis erzielt werden soll (siehe unten). Da sich die Menge nach der Fläche richtet, sollte vor dem Einkauf ggf. gemessen werden. Die im Handel vertriebenen Dosen, Kanister etc. für Lacke werden "Gebinde" genannt.

Material und Werkzeug

Es empfiehlt sich, an Material und Werkzeug nicht zu sparen. Zum Abkleben beispielsweise der Fensterscheiben eignet sich herkömmliches Kreppband nicht so gut. Mit Malerband für Lacke entsteht eine glatte, saubere Kante. Außerdem gibt es für beide Lacke auf Wasser- und Kunstharzbasis jeweils spezielle Pinsel und Rollen aus verschiedenen Materialien. Prinzipiell sollten für Wasserlacke Kunsthaarpinsel und für Kunstharzlacke Echthaarpinsel (China-Borsten) verwendet werden. Daneben gibt es verschiedene Formen: Rund- oder Ovalpinsel werden hauptsächlich für Ecken und Profile, Flachpinsel für Flächen benutzt. Da selbst gute Pinsel Haare verlieren, werden sie vor dem ersten Einsatz ausgestrichen. Kleine Schaumstoffrollen verteilen Farbe besonders gleichmäßig auf Flächen. Beim Streichen mit der Rolle gibt man den Lack in die Mulde einer Lackwanne, beim Lackieren mit dem Pinsel sollte dieser nur halb eingetaucht werden. Soll der Dosenrand sauber bleiben, damit die Dose sich später besser schließen und öffnen lässt, spannt man ein Klebeband über die Dose und streift daran den Pinsel ab. Bleibt beim Lackieren doch einmal ein Haar hängen, sofort Klebeband mit der Klebeseite nach außen knicken und das Haar vorsichtig aufnehmen, solange sich noch keine Haut auf der Farbe gebildet hat.

Lackieren

Ob Lack auf Wasser- oder Kunstharzbasis - in jedem Fall muss vor dem Streichen kräftig umgerührt werden, damit sich die Farbpigmente gut verteilen. Auch matte oder seidenmatte Klarlacke müssen gut aufgerührt werden, da sich das Mattierungsmittel auf dem Boden absetzt. Beim Anstrich werden zuerst die Kanten gestrichen und dann die Flächen. In Längsrichtung wird Bahn neben Bahn gerollt oder gestrichen. Ohne neue Farbe wird dann quer gearbeitet und anschließend noch einmal längs. Dabei sollte stets überlappend und nass in nass vorgegangen werden, damit keine Ansätze entstehen. Bilden sich beim Rollen kleine Bläschen, wird noch einmal leicht darüber gerollt. Dabei springen die Bläschen dann auf und trocknen glatt. Wer am nächsten Tag mit der gleichen Farbe weiter arbeitet, wickelt Pinsel oder Rolle einfach luftdicht in Frischhaltefolie oder Tüten ein - das Werkzeug trocknet so nicht ein und muss nicht aufwändig gereinigt werden.

Bei ungünstigen Arbeitsbedingungen durch Zugluft, direkte Sonneneinstrahlung oder Arbeiten in zu kalten oder zu warmen Räumen können ungleichmäßige Oberflächen entstehen. Deshalb dürfen beispielsweise Fenster nicht an einem sonnigen Tag gestrichen werden. Außerdem sollte vom Licht weg gearbeitet werden, dabei kann man Ansätze sofort ausgleichen und nicht erst mit Mehraufwand nach dem Ende der Arbeiten.

Nach dem Trocknen der Grundierung - je nach Produkt und Witterungsbedingungen etwa zwölf Stunden - erfolgt ein Zwischenschliff mit feinem Schleifpapier. Beim Zwischenschliff werden "Nasen", evtl. Pinselhaare und Schmutzpartikel entfernt und die Holzfasern, die sich durch die Feuchte aufgerichtet haben, geglättet. Außerdem haftet so die nächste Lackschicht besser. Durch Grundierung und Zwischenschliff werden evtl. vorhandene kleinere Schäden und Unebenheiten sichtbar. Diese können nun mit Spachtelmasse gefüllt und geglättet werden. Hierzu kann Lackspachtel verwendet werden oder auch schnelltrocknender Feinspachtel (Autozubehör).

Nach dem Zwischenschliff wird der Schleifstaub mit einem nebelfeuchten Tuch von der Oberfläche gewischt.

Ein bis zwei weitere Lackschichten, die zwischendurch trocknen müssen, ergeben den Schlussanstrich, der vor dem Beanspruchen gründlich aushärten sollte, damit seine Oberfläche widerstandsfähig wird.

Nach der Arbeit werden die Arbeitsmittel mit den empfohlenen Produkten gereinigt. Da Pinsel niemals auf ihren Borsten stehen dürfen, werden sie, wie auch bei Arbeitspausen, in ein mit Wasser oder Lösungsmittel gefülltes Glas gehängt. Dabei wird der Griff von zwei Wäscheklammern oder einem Nagel im Loch gehalten. Zum Trocknen sollte der Pinsel ebenfalls so aufgehängt werden. Wenn man Lack aufbewahren will, wird die Dose fest verschlossen und das Gebinde kurz auf den Kopf gedreht, damit der Lack den Deckel abdichtet. Die meisten Produkte sind so ein halbes Jahr haltbar, wenn sie trocken, kühl und frostfrei gelagert werden. Lackreste werden natürlich umweltgerecht entsorgt (Anlieferung an die Schadstoffsammelstellen der BSR/ www.bsr.de).

Tipps für die einzelnen Bauteile
Türen

Bei Türen werden zuerst alle Beschläge abgeschraubt und die offene Tür fest verkeilt. Den Griff behält man besser bei sich, falls die Tür doch zufällt. Zuerst wird das Türblatt gestrichen und wenn es trocken ist, der Rahmen. Bei glatten Türen streicht man in Abschnitten von oben nach unten. Dabei wird die Farbe mit senkrechten Pinselstrichen aufgetragen und quer verstrichen. Dann wird noch mal mit leichten Strichen senkrecht "verschlichtet". Größere Oberflächen sollten in einem Zug bearbeitet werden, damit man keine Ansätze sieht. Von den Rändern nach innen streichen, damit sich kein Grat auf der Kante bildet. Bei Kassettentüren werden die Teile in einer bestimmten Reihenfolge gestrichen: Zuerst die Füllungsleisten streichen, dann die Füllungen. Dann wird der mittlere senkrechte Steg und dann die gekreuzten Querstege gestrichen. Zum Schluss sind die äußeren senkrechten Stege und die Türkante dran. Für ein gutes Ergebnis sollte man die Tür zügig in einem Rutsch lackieren, denn dabei nimmt man gleich die Farbränder auf. Da Kunstharzlack nicht so schnell trocknet, eignet er sich für Kassettentüren besser als Acryllack. Sollen die Füllungen farblich abgesetzt werden, streicht man diese zuletzt. Bei verglasten Türen mit Sprossen geht man am besten auch in der beschriebenen Reihenfolge vor. Tipp: Soll die Tür zum Streichen ausgehängt werden, schraubt man oben und unten je zwei lange Holzschrauben ein. Die Tür wird damit so auf zwei Böcke gelegt, dass sie an keiner Stelle auf dem Holz liegt und man sie wenden und auch an den Kanten streichen kann. Außerdem ist die Gefahr der Nasenbildung kleiner als in der Vertikalen.

Holzfenster

Holzfenster sind vom Hersteller meist mit Lasur behandelt, die Holzporen - anders als Lack - offen lässt. Deshalb werden sie nicht lackiert. Den traditionellen Anstrich mit Farblacken findet man heute aber noch in vielen Altbauten, dort muss er natürlich ab und zu erneuert werden. Wenn der Untergrund noch tragfähig ist, ist meist nur ein zweimaliger Anstrich nötig. Blättert der alte Lack ab, ist mehr zu tun: Rahmen komplett abbeizen, Holz mit Bläueschutzmittel imprägnieren und je einen Vor-, Zwischenanstrich sowie einen Endauftrag vornehmen. Beim Anschleifen - ein gutes Elektrowerkzeug hierfür ist der Deltaschleifer - muss man darauf achten, dass das Glas keine Kratzer bekommt und es evtl. abkleben. Falls die Farbe mit Heißluft entfernt werden soll, muss darauf geachtet werden, dass das Glas nicht zu heiß wird und dadurch die Scheiben reißen. Drehflügelfenster, wie sie in den meisten Altbauten vorhanden sind, sollte man zum Lackieren aushängen. Die einzelnen Flügel werden am besten auf Böcke gelegt und die Beschläge abmontiert. Alte Kitt- und Dichtungsreste sollten gründlich entfernt werden, dabei helfen ein Schaber, Cutter und bei Silikon- oder Acrylatfugen zusätzlich spezielle Lösungsmittel aus dem Baumarkt. Zuerst werden die Sprossen dann die Quer- und Längsholme gestrichen. Dabei sollte man darauf achten, dass die Lackschicht mit einem Rand etwa 2 mm in die Scheibe reicht, damit später kein Wasser oder Kondenswasser zwischen Scheibe und Holzrahmen fließen kann. Dann sind die Kanten dran. Während die Flügel trocknen, streicht man den Rahmen. Das Klebeband wird nach dem Antrocknen vorsichtig vom Lack zur Fensterscheibe abgezogen. Zum Schluss wird die Dichtmasse erneuert. Acrylat hat im Gegensatz zu Silikon den Vorteil, dass es sich überstreichen lässt. Falls Lackspritzer auf der Scheibe gelandet sind, lassen sich diese später mit einer Klinge entfernen. Vor dem Einhängen des Fensterflügels werden die Beschläge montiert und evtl. Bänder und Scharniere neu justiert. Kunststofffenster müssen übrigens nicht gestrichen werden.

Heizkörper

Heizkörper vergilben mit der Zeit, werden matt oder bekommen sogar Roststellen. Diese entfernt man sorgfältig mit Drahtbürste, Stahlwolle und Schleifpapier. Auch die Vor- und Rücklaufleitungen sollten nicht vergessen werden. Dann werden die beiden Ventile sorgfältig abgeklebt. Da sich Radiatoren meist nicht ohne größeren Aufwand abnehmen lassen, wird zum Schutz der Wand ein Karton dahinter gestellt. Heizkörper streicht man grundsätzlich im kalten Zustand. Falls die Oberfläche Schadstellen oder blankes Metall zeigt, müssen diese mit Rostschutzgrund behandelt werden. Das Mittel wird mit einem flachen Pinsel aufgetragen. Danach kommt der Anstrich mit Heizkörperlack, der hitzebeständig und unempfindlich gegen Temperaturschwankungen ist. Je nach Zustand des Heizkörpers genügen ein bis zwei Anstriche. Zuerst werden die schwer zugänglichen Stellen mit einem Heizkörperpinsel gestrichen. Danach können die übrigen Flächen gerollt werden. Nach dem Trocknen sollte der Heizkörper kräftig aufgeheizt werden, damit sich die Lösungsmittel schnell verflüchtigen und am besten vor der Heizperiode zum Fenster herausgelüftet werden. Tipp: Ist der alte Heizkörper nur vergilbt, reicht in vielen Fällen das Abwaschen mit einem speziellen Lackauffrischer, den man im Malerfachhandel bekommt.

Fußleisten

Bei Fußleisten aus Holz klebt man vor dem Lackieren Wand und Boden sauber ab. Man könnte sie zwar abnehmen, aber beim Abnehmen kann die Leiste brechen, Putz abfallen oder evtl. die Tapete mit abreißen. Gegen Letzteres hilft ein Schnitt mit einem scharfen Cutter. Schadhafte Stellen werden mit Holzkitt gefüllt und vor dem Lackieren glatt geschliffen. Werden neue Leisten angebracht, sollte man ein Reststück aufheben, damit ggf. mal ein Schaden repariert werden kann. Dazu wird die kaputte Stelle dann mit der Gehrungssäge aus der Leiste getrennt und ein neues Stück eingesetzt.

Tipps zum Tapezieren siehe MieterEcho Nr. 301.

Warenkunde Lacke

Für Fenster, Türen & Co. sind Kunstharz- oder Acryllacke die erste Wahl.

Für den wasserlöslichen Acryllack sprechen schnelle Trocknungszeiten, kaum Geruchsbelästigung und keine Schadstoffbelastung durch Lösemittel und dass man den Pinsel mit Wasser reinigen kann. Außerdem vergilbt er anders als Kunstharzlack nicht. Dafür wird er aber auch hochglänzend nie so brillant sein, wie Kunstharzlack. Wenn es um besseren Verlauf beim Streichen, Strapazierfähigkeit und Glanz geht, schwören viele noch auf Kunstharzlack. Achtung: Der Fachbegriff Alkydharzlack, manchmal auch nur Alkydlack, ist leicht mit Acryllack zu verwechseln.

Darüber hinaus gibt es noch die Naturharzlacke, die überwiegend aus natürlichen Rohstoffen bestehen. Auch beim Verarbeiten dieses Materials muss gründlich gelüftet werden, da auch Lösemittel aus Naturstoffen die Gesundheit beeinträchtigen.

Wer sich über Schadstoffe in Lacken informieren will: Die Zeitschrift Ökotest hat in ihren Ratgebern "Bauen, Wohnen Renovieren" Berichte und Tests zu Lacken veröffentlicht. Ökotest ist im Internet unter www.oekotest.de zu finden. Hier können Sie auch Testberichte von bereits vergriffenen Heften anfordern.

Handwerkliche Tipps zu Schönheitsreparaturen gibt es im nachfolgenden Beitrag.

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