Armut in Neukölln geht uns alle an. Die drohende Gentrifizierung Neuköllns führt zum Austausch der Gebietsbevölkerung, das zeigt sich deutlich im Reuter-, Richard- und Schillerkiez. Die Schrumpfung des Mietwohnungsmarktes treibt die Mieten in die Höhe. Infolge dieser scheinbar unaufhaltsamen Entwicklung wird das vertraute soziale Umfeld mehr oder weniger verschwinden.
Viele Menschen in Nord-Neukölln können aber nicht beliebige Mietsteigerungen verkraften. Bleibt bestenfalls das Zusammenrücken. Wer arm und auch noch sozial isoliert oder krank ist, kann besonders leicht aus der Wohnung herausgedrängt werden. Und aus dem Bezirk gleich mit.
Aus der Sicht von Investoren ist dieses Neukölln eine fette Beute. Der Bezirk steht weit oben auf der Berliner Armutsskala. Es ist nicht absehbar, dass die Mietsteigerungen von der Politik gestoppt oder wenigstens reguliert werden. Das behördliche Hilfesystem ist überfordert und löcherig.
Was also tun? Schauen wir uns die Sache einmal genauer an. Dazu haben wir drei Experten_innen gebeten, das Feld zwischen Armut, Wohnungsfrage und Stadtentwicklung auszuleuchten:
• Susanne Gerull, Armutsforscherin, Alice-Salomon-Hochschule
Armut in postfaktischen Zeiten. Zur gesellschaftlichen Wahrnehmung eines sozialen und politischen Problems
• Thilo Broschell, Teilhabe e. V. und Stadtteilaktivist in Neukölln:
Armut hat viele Gesichter. Erscheinungsformen offener und verdeckter Armut in Neukölln
• Nora Freitag, Sozialwissenschaftlerin; mobile Beratung „Irren-ist-amtlich“ des Berliner Arbeitslosenzentrum e. V.
Erfahrungen aus der Sozialberatung vor dem Jobcenter Neukölln. Wenn das Jobcenter auffordert, die Wohnkosten zu senken
Außerdem eröffnen wir die Wanderausstellung „Gesichter der Armut“ der AWO-MV.
Donnerstag, 16. Februar 2017, 19 Uhr,
Beratungsstelle Sonnenallee 101
Ein Themenabend der Neuköllner Bezirksgruppe der Berliner MieterGemeinschaft.
[Link zur Wanderausstellung „Gesichter der Armut“ der AWO-MV http://www.awo-mv.de/ausstellung-gesichter-der-armut.html]