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Urban 2000

URBAN 21 - und die Welt wird zur Scheibe ... Ein Reader zum "WELTBERICHT für die Zukunft der Städte. URBAN 21"

Dokumentation
Wir dokumentieren die ersten beiden Kapitel aus dem deutschsprachigen "Weltbericht über die Zukunft der Städte", der erst seit wenigen Wochen vorliegt. Eingefügt sind [in eckigen Klammern] die Aktualisierungen im Vergleich zum englischsprachigen Text zur interessierten Beachtung...

Die Herausforderung des Jahrtausends
Schon kurz nach dem Jahrtausendwechsel wird die Menschheit einen weiteren wichtigen Markstein hinter sich lassen: Zum ersten Mal in der Geschichte wird die Mehrheit der Weltbevölkerung von sechs Milliarden Menschen in Städten leben. So wird sich die Zahl der Stadtbewohner auf der Erde zwischen 2000 und 2025 von 2,4 Milliarden (Stand 1995) auf 5 Milliarden verdoppeln, was einer Steigerung von 47 Prozent auf über 61 Prozent der Weltbevölkerung (Vereinte Nationen 1998, 1996) entspricht.

Dieser explosionsartige Zuwachs wird überwiegend in den Städten der weniger entwickelten Länder vonstatten gehen. So wird sich zwischen 2000 und 2025 die städtische Gesamtbevölkerung in Lateinamerika und der Karibik, in Asien und in Afrika zusammengenommen verdoppeln. Dabei wird Afrika mit einer Wachstumsrate von jährlich 5 Prozent, was einer Verzweifachung alle 13 Jahre entspricht, den größten Bevölkerungszuwachs aufweisen. Bis zum Jahr 2015 wird es nach Berechnungen der UN 358 “Millionenstädte” geben, von denen sich mindestens 153 in Asien befinden. Und von den 27 “Megastädten” mit mindestens zehn Millionen Einwohnern entfallen 18 ebenfalls auf die asiatischen Länder (Tabelle 1). Dort, in den explosionsartig wachsenden Städten der ärmsten Länder der Welt, liegt die zentrale Herausforderung [der Städteplanung]. Dieser Herausforderung muss in den einzelnen Ländern durch Steuerung der räumlichen Ausdehnung und mit leistungsfähigen Verkehrssystemen begegnet werden. Auf globaler Ebene bedarf es der vermehrten Nutzung erneuerbarer Energieformen sowie verstärkter Recyclingbemühungen, wenn das Überleben der wachsenden Bevölkerung gesichert und die ansonsten unüberwindliche Rohstoffknappheit überwunden werden soll.

Ohne Zweifel eine sehr große Herausforderung, die jedoch auch eine Vielzahl von Chancen wie beispielsweise mehr Freiheit und mehr Entwicklungsmöglichkeiten mit sich bringt, da die Menschen ihre traditionelle Bindung an das Landleben aufgeben und die totale Abhängigkeit vom Kampf um das tägliche Brot hinter sich lassen. Es wird zwar häufig den Anschein haben, als seien die erzielten Fortschritte winzig, doch bestehen sehr gute Erfolgsaussichten. In den Städten gestaltet sich das menschliche Zusammenleben offener als in ländlichen Gebieten, es besteht eine geringere soziale Kontrolle. In den Städten bieten sich mehr Chancen zum Aufbau von oder zur Beteiligung an Formen der Arbeitsteilung, die eine höhere Produktivität und dadurch letztlich mehr Wohlstand hervorbringen. Im Wechselspiel dieser eng miteinander verknüpften Netze schlägt sich jeder schöpferische Fortschritt sofort auf anderen Ebenen nieder. Deshalb kann die Politik dazu beitragen, diesen Circulus virtuosus des innovationsgetriebenen Wachstums zu fördern.

Die Verstädterung ist somit zwar eine entwicklungspolitische Grundvoraussetzung, doch eine Garantie für die gesellschaftliche Entwicklung stellt sie nicht dar. Die Umsetzung der Urbanisierung in wirtschaftlichen Fortschritt, ihre Anpassung an ökologisch nachhaltige Formen der Entwicklung und der Abbau sozialer Benachteiligungen werden zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Jahrhunderts zählen.

Das explosionsartige Wachstum der Städte im 20. Jahrhundert ist auf vier wesentliche Faktoren zurückzuführen: den Bedeutungsverlust der Landwirtschaft und die ländliche Überbevölkerung in Verbindung mit der Industrialisierung, die nachfolgende Deindustrialisierung in Verbindung mit dem Wachstum des Dienstleistungssektors, die rapide zunehmende Mobilität sowie die Revolution in der Telekommunikation. Welche treibende Kraft den Wandel im 21. Jahrhundert bestimmen wird, ist schon heute erkennbar: Die Informationsrevolution führt die Städte in komplexen globalen Systemen gegenseitiger Beeinflussung und Abhängigkeit zusammen, woraus eine neue städtische Form der internationalen Arbeitsteilung entsteht: Dienstleistungsstädte in den ehemaligen Industrienationen, ein höherer Anteil von Industriestädten in den Schwellenländern sowie nur lose mit den globalen Netzen verknüpfte Städte mit Schattenwirtschaft, niedriger Produktivität, Mangel an (Human-)Kapital und mangelhafter Stadtplanung in den am wenigsten entwickelten Ländern.

Während das 20. Jahrhundert also im Zeichen der Verstädterung stand, wird das 21. Jahrhundert vom Wandel der Städte selbst geprägt sein. Die Informationsrevolution kann die Stadtbevölkerung zwar zunehmend von lästigen oder mühsamen manuellen Aufgaben befreien, doch ist dieser Prozeß weder vorbestimmt noch einfach. Wichtig dabei ist, wie der technische Fortschritt so gestaltet werden kann, dass er für die Menschen mehr Freiheit bedeutet und für alle Städte und ihre Bewohner zugänglich wird.

Auch in dieser Hinsicht geht die größte Herausforderung von den expandierenden Städten der Entwicklungsländer aus. Dort sieht man sich der paradoxen Situation gegenüber, dass immer noch Menschen in diese Städte strömen und in der Hoffnung auf ein besseres Leben zu viele Kinder zur Welt bringen, jedoch nur allzu häufig ihrer Hoffnungen beraubt werden. Die Verstädterung hat nämlich auch zu einer drastischen Ausbreitung der städtischen Armut geführt. Nach Berechnungen des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA leben 27,7 Prozent der Stadtbevölkerung in den Entwicklungsländern unterhalb der offiziellen Armutsgrenze. Dieser Anteil steigt im Nahen Osten und Nordafrika auf 34,2 Prozent, in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sogar auf 41,6 Prozent. Die Armut in den Städten hat rascher zugenommen als die Armut in ländlichen Gebieten. Bei einem Großteil der Ärmsten handelt es sich um Frauen.

Die genannten Städte haben gemeinsam, dass sich die Umweltqualität dort nicht verbessert, ja in vielen Fällen sogar verschlechtert. In den Städten Lateinamerikas und der Karibik, in Afrika und Asien ist das größte Problem nicht das Städtewachstum an sich, sondern der Umstand, dass es zu vielen Kommunen an Kompetenz, Kapazitäten oder Kapital zur Steuerung dieses Wachstums fehlt. Dies gilt zwar in gewissem Maße für alle Städte der Welt, doch aus drei Hauptgründen insbesondere für die schnell wachsenden Städte in den Schwellenländern.

Zum einen sind diese Städte schon jetzt größer als ihre Pendants in der entwickelten Welt, und ihr Wachstum wird andauern. Zum zweiten hat der Entwicklungsprozeß in der Mehrzahl dieser Städte gerade erst begonnen, so dass die Hauptfolgen in vielen - wenn nicht sogar den meisten - erst im Verlauf des nächsten Vierteljahrhunderts zutage treten werden. Zum dritten sind sie, abgesehen von einigen sichtbaren Ausnahmen, weder durch die Struktur ihrer kommunalen Selbstverwaltung noch durch ihre Verwaltungstradition in der Lage, die vor ihnen liegenden Probleme auf geeignete Weise anzugehen. Zwar haben viele Städte im Kampf gegen die drängendsten Probleme schon viel erreicht - einige können sogar als Modell für die übrige Welt gelten -, doch sind es nach wie vor zu wenige, und außerdem wird ihrem Beispiel nicht schnell genug nachgeeifert.

Im 21. Jahrhundert wird die Lebensqualität einer Mehrheit der Menschheit die Qualität ihres Lebens in der Stadt sein. Auch diese Mehrheit wird zweifelsohne das anstreben, was sich die Menschen seit jeher wünschen:

 

  • einen Arbeitsplatz, der ihnen Zufriedenheit, ein ausreichendes Einkommen und ein Leben ohne Armut ermöglicht;
  • ein Leben in einer ganzheitlichen Gesellschaft mit fest geknüpften sozialen Netzen, die trotz Anerkennung traditioneller Werte und Pflege ihrer Verbindungen zur Vergangenheit bereit ist, sich neuen Gegebenheiten anzupassen;
  • eine Existenz im Einklang mit der Natur;angemessene Mobilität zum Erreichen des Arbeitsplatzes, von Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Freizeiteinrichtungen und Freunden;
  • Wahrnehmung der Bürgerpflichten im Rahmen eines politischen Systems, das Interessen und Werte ausgewogen vertritt;
  • angemessene Versorgung mit staatlichen Leistungen von Abwasserbeseitigung bis Schulwesen unter Berücksichtigung der Grundbedürfnisse aller Einwohner einer Stadt; und
  • ein Leben in einem Wohnumfeld, das sowohl traditionellen Werten verpflichtet ist als auch zeitgemäßen Notwendigkeiten im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Lebensweise Rechnung trägt.

Alle diese Voraussetzungen stellen Dimensionen einer nachhaltigen Stadtentwicklung und damit eines Prinzips dar, das sich zwar leicht allgemein formulieren läßt, dessen konkrete Umsetzung im täglichen Leben sich jedoch weit schwieriger gestaltet. Damit die Entwicklung einer Stadt zu Recht als nachhaltig bezeichnet werden kann, müssen alle Voraussetzungen erfüllt sein. [Zur Zeit kann allerdings keine Stadt der Welt dieses Recht für sich in Anspruch nehmen.]

Zum Beginn des neuen Jahrhunderts stellen die Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung ein gewaltiges, unüberwindlich scheinendes Problem dar. Trotzdem besteht Anlaß zum Optimismus. Zunächst einmal hat sich im zwanzigsten Jahrhundert gezeigt, dass der technische Fortschritt die Lebens- und Arbeitsvorgänge in der Stadt grundlegend verändern kann. Zum zweiten werden die städtischen Selbstverwaltungsorgane die Demokratisierung ihrer Entscheidungsprozesse auch künftig vorantreiben und auf diese Weise flexibler reagieren können. Zum dritten bestehen gute Aussichten, dass der Bevölkerungszuwachs, die Ursache so vieler Probleme, infolge sinkender Kinderzahlen pro Familie abnehmen wird. Damit wird die Entwicklung wieder in ruhigere Bahnen geleitet. Zum vierten steht zu erwarten, dass der Wirtschaftsaufschwung insbesondere in den Entwicklungsländern andauern wird und dadurch die Mittel zur Verfügung stehen, die zu einer wirksamen Problembekämpfung erforderlich sind. Zum fünften wird in den Entwicklungsländern - zumindest für das nächste Vierteljahrhundert und vielleicht sogar darüber hinaus - zunehmend die Notwendigkeit anerkannt werden, zunächst auf die Stärken der Schattenwirtschaft zu bauen und diese nach und nach in den normalen Wirtschaftskreislauf zu integrieren. Auf diese Weise würden mehrere Millionen in Armut lebende Stadtbewohner in den wirtschaftlichen Entwicklungsprozeß einbezogen.

Fazit: Nach unserem Dafürhalten werden sich der technische Fortschritt und die Globalisierung der Wirtschaft unter dem Strich als positive Einflußfaktoren erweisen, mit deren Hilfe sich die aktuellen Probleme der städtischen Entwicklung lösen lassen. Durch Kommunalisierung und weitere Demokratisierung in Verbindung mit mehr Autonomie und der Schaffung unabhängiger Einnahmequellen wird der Markt der betroffenen Länder für nicht handelsfähige Güter gestärkt. In- und ausländische Einflußfaktoren werden gemeinsam die Grundlage zur Verbesserung von Infrastruktur und Schulbildung schaffen. Der Weg dorthin wird jedoch weder ohne Hindernisse noch einfach sein, zumal der wachsende Wohlstand größere Ungleichgewichte sowohl innerhalb der einzelnen Länder als auch zwischen ihnen mit sich bringen wird. [Die Wirtschaftsstruktur der betroffenen Länder, die Millionen Menschen zur Sicherung des Lebensunterhalts dient, wird ständig der Bedrohung durch eine fortschreitende, vom technischen Fortschritt vorangetriebene Globalisierung ausgesetzt sein. Langfristig bedeutet dies zwar mehr Wohlstand für alle, doch wie schon Keynes festgestellt hat, sind wir langfristig alle tot.] Deshalb wird die Ungleichheit weiterhin eine Herausforderung und die Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Stadtbevölkerung weiterhin eine zentrale Aufgabe darstellen.

 

Tabelle: Städtische Bevölkerung

 

Anteil der Stadtbevölkerung in %198020002020
Welt394757
Afrika273849
Europa697580
Nordamerika747782
Mittelamerika606773
Südamerika688085
Asien273850
Ozeanien717072
Entwicklungsländer294152
Industrieländer717681

Quelle: World Resources 1998/1999

 

Wesentliche Einflussfaktoren und ihre Auswirkungen auf die städtebauliche Entwicklung
Die Welt der Städte im Jahr 2025 wird im wesentlichen von der demographischen, der wirtschaftlichen, der gesellschaftlichen und der Umweltentwicklung bestimmt. Zumindest auf kurze und mittlere Sicht müssen diese Einflußfaktoren von der Politik als gegeben hingenommen werden. Die damit verbundenen Beschränkungen lassen sich jedoch den politischen Zielen entsprechend gestalten. Ein ideales Hilfsmittel dabei stellt die Zusammenlegung von Interessen dar, denn das Zusammenspiel mehrerer kleiner Veränderungen bewirkt letztendlich große Unterschiede. Auf längere Sicht - etwa nach einer Übergangsfrist von 10 bis 25 Jahren - sind die Handlungsträger dann vor allem aufgrund geringeren Bevölkerungswachstums möglicherweise in der Lage, die Einflußfaktoren an sich zu formen. Die Politik, selbst einer der Einflußfaktoren, kann den Weg der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, technischen und kulturellen Entwicklung mitbestimmen. Sie sollte dies mit zwei aneinander gekoppelten Konzepten versuchen: nachhaltige menschenwürdige Entwicklung durch gute städtische Verwaltung ["Governance" im englischen Text].

Die verschiedenen Einflußfaktoren beeinflussen sich auch untereinander. So verringert ein hohes Bevölkerungswachstum die Möglichkeit steigender Pro-Kopf-Einkommen; umgekehrt wird eine Zunahme des Pro-Kopf-Einkommens generell mit fallenden Geburtenraten und somit geringerem Bevölkerungswachstum gleichgesetzt. Ausgewachsene Städte wiederum, deren Bevölkerung altert (und deren Einwohnerzahl langfristig sinkt), könnten einen vergleichsweise hohen Anteil an Haushaltsgründungen aufweisen, die sich auf den Bedarf an Wohnraum und langlebigen Konsumgütern auswirken: Bevölkerungswachstum und Raumbedarf koppeln sich voneinander ab, was eine immer stärkere Abwanderungsbewegung aus den Innenstädten in die Vororte zur Folge hat. Eine geringere Bevölkerungsdichte jedoch zieht eine Verteuerung der öffentlichen Leistungen nach sich.

Es stellt sich daher eine Hauptfrage: In welchem Umfang werden die Städte der Welt im Jahr 2025 gemeinsame Probleme aufweisen und, anders gefragt, in welchem Umfang verfolgen die entwickelte und die sich entwickelnde Welt unterschiedliche, ja gegensätzliche, Lösungswege? Nach unserem Dafürhalten werden weltweit dieselben Einflußfaktoren wirken und eine Vielzahl ähnlicher Aufgaben zu bewältigen sein. Diese Aufgaben werden allerdings je nach dem Stand der demographischen und sozioökonomischen Entwicklung der betreffenden Städte häufig auch unterschiedlich ausfallen. Selbst unter den Städten mit gleichem Produktivitäts- oder Einkommensniveau dürften aufgrund kultureller und politischer Unterschiede auch unterschiedliche politische Maßnahmen ergriffen werden.

Es stellen sich fünf gemeinsame globale Aufgaben:

  • weitere Verringerung des Bevölkerungswachstums in den meisten Teilen der Welt;
  • Steigerung der Arbeitsproduktivität;
  • Verringerung der Landes- und Stadtgrenzen überschreitenden Umweltverschmutzung insbesondere durch den Einsatz umweltfreundlicher Technik;
  • Steuerung der Umstellung auf erneuerbare Energien und eine Recyclingwirtschaft sowie in diesem Zusammenhang Neugestaltung des innerstädtischen Verkehrs insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von PKW; und
  • Aufbau eines Systems zur schnelleren Information über beispielhafte Methoden innerhalb eines engmaschigen internationalen Städtenetzes.

Und es stellen sich fünf gemeinsame kommunale Aufgaben:

  • Aufbau einer guten Verwaltung; weitere Dezentralisierung, Demokratisierung und Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung;
  • Förderung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung insbesondere durch bessere Schul- und Ausbildung;
  • Vermeidung kommunaler Umweltverschmutzung unter anderem durch Verbesserungen der Infrastruktur;
  • Förderung der sozialen Integration; und
  • Aufbau attraktiver, funktioneller und lebenswerter Städte innerhalb von Städtenetzen.

Diese globalen und kommunalen Aufgaben lassen sich durch die Schaffung eines einzigen weltumspannenden Städtenetzes wesentlich leichter bewältigen, da die Ausbreitung der Städte ein geringeres Bevölkerungswachstum nach sich zieht. Darüber hinaus lassen sich in Gebieten mit hoher Bevölkerungs- und Arbeitsplatzdichte bei fortschreitender Arbeitsteilung leichter neue Arbeitsplätze schaffen, mehr Energie einsparen und Rohstoffe zurückgewinnen sowie Wissen schneller verbreiten. Natürlich ergeben sich durch die Konzentration der Bevölkerung in den Städten auch Probleme etwa in der Verwaltung, durch örtlich begrenzte Umweltverschmutzung und durch politische Konflikte. Diese Probleme werden jedoch zweifellos durch die immensen Vorteile wettgemacht, die die Städte durch Überwindung ihrer aktuellen Nachhaltigkeitskrise zu bieten haben werden.

Diese gemeinsamen Aufgaben einen Städte in unterschiedlichen Ländern und Erdteilen, deren grundlegende Ähnlichkeiten tagtäglich sichtbar werden. Es zeigt sich jedoch auch, dass zwischen den einzelnen Städten erhebliche Unterschiede bestehen und weiter bestehen werden. [Eine Megastadt hat nun einmal andere Probleme als kleinere Städte in der tiefen Provinz. Des weiteren sind manche Städte in hohem Maße am Welthandel beteiligt, andere wieder nicht.] In Anbetracht solcher Gegensätze ist man versucht zu behaupten, dass jede Stadt einzigartig sei. Es gibt jedoch typische Konstellationen, die immer wiederkehren, und ausgehend davon läßt sich (ohne Berücksichtigung aller zu beobachtenden typischen Abweichungen) eine grundlegende Unterscheidung zwischen drei Stadtformen treffen, die jeweils eine typische Konstellation in der demographisch-sozioökonomischen Entwicklung verkörpern.

1. Die von spontanem, übermäßigem Wachstum geprägte Stadt

In diese Kategorie fallen viele Städte in Afrika südlich der Sahara, auf dem indischen Subkontinent, in den moslemisch geprägten Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sowie in einigen der ärmeren Länder Lateinamerikas und der Karibik. Charakteristisch für die Städte dieser Kategorie sind ein rasantes Bevölkerungswachstum sowohl durch Zuwanderung als auch durch Geburten, eine in hohem Maße von der Schattenwirtschaft abhängige Konjunktur, weitverbreitete ["very widespread" im englischen Text] Armut mit ebenfalls weitverbreiteten gesetzwidrigen ["informal" im englischen Text] Wohnsiedlungen, elementare Probleme in Umweltschutz und öffentlichem Gesundheitswesen sowie schwere Versäumnisse in der Verwaltung ["difficult issues of governance" im englischen Text].

2. Die von dynamischem Wachstum geprägte Stadt

In diese Kategorie fallen viele Städte der sich schnell entwickelnden Länder mit mittlerem Einkommensniveau, wie sie für weite Teile Ostafrikas ["eastern Asia"], Lateinamerikas, der Karibik sowie des Nahen und Mittleren Ostens typisch sind. Das Bevölkerungswachstum schwächt sich ab, und für einige Städte ist eine Überalterung der Bevölkerung zu erwarten. ["Economic growth continues rapidly, but with new challenges from other countries. Prosperity brings environmental problems.": "Das anhaltende rasante Wirtschaftswachstum trifft auf neue Herausforderungen durch andere Länder. Der Wohlstand bringt Umweltprobleme mit sich."]

3. Die von Überalterung geprägte ausgewachsene Stadt

In diese Kategorie fallen die Städte in Nordamerika, Europa, Asien, Australien und Teilen Ostasiens. Kennzeichnend für diese Kategorie sind stagnierende oder zurückgehende Bevölkerungszahlen, Überalterung der Bevölkerung, Bildung von Single-Haushalten, niedriges Wirtschaftswachstum ["and adaption": "und langsame wirtschaftliche Anpassungsmaßnahmen"] und Polarisierung der Gesellschaft. Die Städte dieser Kategorie verfügen jedoch über ausreichend Mittel zur Lösung von Umweltproblemen, sofern der Wille dazu vorhanden ist. Des weiteren sind sie von starken Abwanderungstendenzen ins Umland geprägt, auf die erneut ein Konzentrationsprozeß folgt, der das Wachstum kleinerer Städte nach sich zieht und die Lebensfähigkeit der älteren Zentren in Frage stellt. Der vorliegenden Darstellung ist überwiegend die ausgewachsene Stadt europäischer Prägung zugrunde gelegt.

Die Städte der Schwellenländer Osteuropas und Ostasiens sollten vielleicht als eigenständige vierte Kategorie betrachtet werden, doch gestaltet sich dies aufgrund ihrer Heterogenität schwierig. So weisen sie sehr große Unterschiede in ihrem Entwicklungsstadium (manche wachsen übermäßig, andere gar nicht) und in der jüngeren wirtschaftlichen Entwicklung auf (während China und Polen mit die höchsten Wachstumsraten der Welt aufweisen, ist die Wirtschaftsleistung in Rußland drastisch zurückgegangen). Es ist daher einfacher, diese Städte den drei genannten Kategorie zuzuordnen, wie es im folgenden auch gehandhabt wird.

(Quelle: Weltkommission "Urban 21" 2000: Weltbericht für die Zukunft der Städte - Urban 21. www.urban21.de/german/04-objective/weltbericht.pdf, Zugriff: 20.06.2000)

 

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