Logo Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Heizen und Lüften

Von Götz Autenrieth

G. Autenrieth


Wie heize ich richtig?
Wenn der Winter kommt, es draußen kälter wird und wir die Heizung anstellen, wird es manchmal spannend: Wir können falsch, zu wenig oder zu viel heizen; es können Schimmelpilze wachsen und viele machen sich Sorgen, weil Heizen teuer geworden ist. Wenn die Außentemperaturen unter 5°C fallen, sollten Sie daher einige Punkte beachten.
Ganz wichtig ist durchzuheizen, also die Wohnung nicht auskühlen zu lassen. Wenn Sie nur stundenweise heizen, also z. B. die Heizung nur abends ein paar Stunden aufdrehen, wird lediglich die Raumluft erwärmt. Die Wände dagegen bleiben kalt, da deren Erwärmung einige Stunden dauert. Zum „Hochheizen“ wird viel Energie benötigt, das können Sie gut daran erkennen, dass die Heizkörper sehr heiß werden. Durch die große Wärmeabgabe der Heizkörper entsteht eine starke Luftbewegung, die noch dadurch verstärkt wird, dass die Luft an den kalten Wänden schnell wieder abkühlt. Es entsteht ein unangenehmes Raumklima, die Luft fühlt sich klamm an. Bei erhöhter Luftfeuchtigkeit, z. B. nach einem Bad oder durch Wäschetrocknen in der Wohnung, besteht außerdem die akute Gefahr, dass die in der Raumluft gebundene Feuchtigkeit an den kalten Wänden kondensiert. Der Effekt ist zu vergleichen mit einer kalten Flasche, die Sie aus dem Kühlschrank holen. Da die Flasche deutlich kälter als die Raumluft ist, beschlägt sie. Die Feuchtigkeit kondensiert auf der Flasche, die Flasche wird nass. Zu beobachten ist dies auch an alten Fenstern, die einen schlechten Wärmeschutz aufweisen. Probieren Sie es aus: Wenn Sie durchheizen, also die Einstellung der Heizung bei Abwesenheit nur gering verändern – z. B. Thermostat von 3 auf 2,5 regeln – sinkt die Raumtemperatur nur wenig ab und die Wände bleiben warm. Wenn Sie dann bei Ihrer Rückkehr wieder auf 3 stellen, dauert es nur kurz, bis die gewünschte Temperatur erreicht wird und die Heizkörper sind meistens nur lauwarm.
Fälschlicherweise ging man früher davon aus, dass ein Absenken der Temperatur bei Abwesenheit oder in der Nacht Energie spart. Daher gab es früher – und teilweise noch heute – Nachtabsenkungen der Heizungsanlagen, bei denen die Raumtemperaturen empfindlich zurückgingen/-gehen. Heute weiß man, dass eine Absenkung um mehr als 2 bis 3°C keine Energie spart, sondern ganz im Gegenteil, das anschließend notwendige Hochheizen mehr Energie verbraucht. Fast alle Häuser verfügen heute über eine Zentralheizung, moderne Fenster und evtl. eine Fassaden- oder Dachdämmung. Dadurch ist der Bedarf an Heizwärme deutlich gesunken und ein Durchheizen sinnvoll. Weiterhin ist es empfehlenswert, alle Heizkörper anzustellen. Ich höre immer wieder, dass Leute aus vermeintlicher Sparsamkeit z. B. im Wohnzimmer nur einen Heizkörper anstellen und den zweiten nie benutzen. Dies ist aus bauphysikalischer Sicht ungünstig, da sich der Raum ungleichmäßig erwärmt. Es bringt auch keine Ersparnis, da der in Betrieb befindliche Heizkörper sehr viel Wärme abgeben muss.

Wie lüfte ich richtig und warum ist Lüften eigentlich so wichtig? Warum reden Vermieter dauernd vom falschen Lüften?
Lüften ist wichtig, um Schadstoffe abzuführen und „frische Luft“ in die Wohnung zu bekommen. Das interessiert aber Vermieter nicht so sehr. Vielmehr geht es Vermietern um die Luftfeuchtigkeit. Wenn Sie zu wenig lüften, steigt die Luftfeuchtigkeit an, weil sowohl Menschen als auch übliche Vorgänge im Haushalt Feuchtigkeit produzieren. Beispielsweise wird durch trocknende Wäsche 50 bis 200 g Wasserdampf pro Stunde an die Raumluft abgegeben, durch Kochen 600 bis 1.500 g, durch Duschen 2.600 g (siehe Grafik). Die Raumluft wirkt wie ein Schwamm, der die Feuchtigkeit aufnimmt. Je wärmer die Raumluft ist, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen. Und das ist gewünscht, schließlich soll sich die Feuchtigkeit nicht an der Wand absetzen. Auch wenn es draußen nass ist, sollte das Lüften nicht ausfallen, denn die feuchte kalte Luft, die von draußen herein kommt, kann noch reichlich Wasser speichern, wenn sie erwärmt wird. Zum Lüften stellt man die Fenster aller Räume drei bis viermal täglich für fünf Minuten auf Durchzug. Von Kipplüftung ist abzuraten, da der Luftaustausch nur gering ist, aber der Bereich um das Fenster stark auskühlen kann und dadurch die Schimmelbildung begünstigt wird.

Welche Rolle spielen das Alter des Hauses oder die Art der Heizung?
Eine ganz entscheidende. Als Mieter/innen kennen Sie die unterschiedlichen Altersklassen: Altbauten mit Kastendoppelfenstern, die Häuser der 1950er bis 1970er Jahre mit meist undichten Fenstern und hohem Energieverbrauch und neue Gebäude mit dichten Fenstern und gutem Wärmeschutz. Häuser, die nach der Jahrtausendwende gebaut wurden, haben häufig einen geringen Energiebedarf. Die Temperatur der Heizkörper ist in solchen Gebäuden deutlich niedriger, auch kommen Fußbodenheizungen zum Einsatz, die den Komfort erhöhen. Allerdings reagieren moderne Heizungen oft sehr träge. Das über Jahrzehnte gewohnte Verhalten, dass man die Heizung anstellt, wenn man es wärmer haben möchte, funktioniert dann nicht mehr. Eine Fußbodenheizung benötigt, je nach Bodenbelag, bis zu einem halben Tag, um die Raumtemperatur zu erhöhen. Das muss man wissen und beachten. Hier ist das oben genannte Durchheizen nicht nur sinnvoll, sondern notwendig. Der Vorteil ist, dass die Absenkung der Heizungs-/Vorlauftemperatur Energie spart, dadurch Kosten senkt und die Umwelt schont. Unverständlicherweise wird hierüber kaum berichtet und Vermieter informieren fast gar nicht hierzu.
Ein Energieausweis ist leider nur sehr bedingt aussagekräftig. Zum einen gibt er nur den Verbrauch des gesamten Hauses an, also den Durchschnitt aller Wohnungen (siehe auch Antwort zur nächsten Frage) und die Zahlen müssen nicht den realen Verbrauch wiedergeben. Dies wird auf den meisten Ausweisen auch explizit vermerkt.
Schauen Sie vor der Anmietung einer Wohnung genau hin: Wie alt sind die Fenster? Gibt es viele Außenwände? Und Sie sollten fragen, womit das Haus oder die Wohnung beheizt wird. Eine Gasetagenheizung hat den Vorteil, dass Sie die Heizung selbst regulieren können. Außerdem können Sie den Gasanbieter wählen und dadurch Geld sparen.

Spielt es eine Rolle, in welchem Stock ich wohne?
Das hängt vor allem vom Alter des Hauses ab. In 100 Jahre alten Häusern, die häufig feuchte Keller haben und deren Wärmeschutz nicht nachträglich verbessert wurde (z. B. durch Anbringen eines Wärmedämmverbundsystems auf der Fassade oder durch eine Kellerdeckendämmung), liegen die Heizkosten in Erdgeschosswohnungen meist deutlich höher als in der 1. oder 2. Etage. Befindet sich dann auch noch die Hauseingangstür und/oder der Hausflur neben Ihrer Wohnung, könnten Sie im Winter frieren. Auch Schäden durch aufsteigende Feuchtigkeit sind in Altbauten häufig anzutreffen. Feuchtigkeit im Mauerwerk erhöht die Heizkosten nochmals.
Eine große Rolle spielt, ob Ihre Wohnung über viele Außenwände verfügt oder ob z. B. an drei Seiten andere Wohnungen angrenzen. In Berlin gibt es häufig Hinterhäuser, die frei stehen oder nur an einer Seite angebaut sind. Wenn hier keine Wärmedämmung nachgerüstet wurde, sind die Heizkosten hoch.
Eine weitere Art von Wohnungen, die immer wieder mit extrem hohen Heizkosten auffällt, sind Dachgeschosswohnungen, die vor der Jahrtausendwende gebaut oder saniert wurden. Bis Anfang der 1990er Jahre hat man dem Wärmeschutz keine große Bedeutung geschenkt, danach wurden im Bauboom viele Wohnungen, teilweise von nur kurz am Markt befindlichen Unternehmen, unter großem Zeitdruck errichtet. Typische Mängel sind Zugluft aus Steckdosen und Installationsschächten, undichte Fenster und Feuchteschäden.

Welche Raumtemperatur ist sinnvoll?
Grundsätzlich sind die von uns häufig gewünschten unterschiedlichen Raumtemperaturen, z. B. 18°C im Schlafzimmer und 23°C im Bad, nur sehr eingeschränkt zu erreichen. Durch Öffnen der Türen, Luftbewegungen und Wärmeübertragung der Wände findet ständig ein Annähern der Temperaturen statt. In der Praxis ist es daher kaum möglich, Unterschiede von mehr als 2 bis 3°C Differenz innerhalb der Wohnung herzustellen. Größere Temperaturunterschiede wären auch aus physikalischer Sicht nicht sinnvoll, da wärmere Luft mehr Feuchtigkeit speichern kann als kältere. Gelangt nun die wärmere Luft aus dem Bad beim Öffnen der Tür in das Schlafzimmer und an die kühlere Außenwand, wird sie dort fast zwangsläufig kondensieren. Wenn Sie möchten, dass es im Schlafzimmer kühler ist als in anderen Räumen, ist es wichtig, dass Sie die Tür immer geschlossen halten und nicht nur anlehnen. Und auf keinen Fall sollten Sie versuchen, die von Ihnen im Schlafzimmer gewünschte „überschlagene Temperatur“ durch die geöffnete Zimmertür anstatt durch Beheizung zu erzielen. Dann passiert genau das zuvor beschriebene und die warme Luft kondensiert (siehe erste Antwort). Bei Temperaturen unter 0°C sollten Sie, um Schimmel und Kondensat zu vermeiden, auch im Schlafzimmer die Heizung etwas anstellen. Es reicht, wenn der Heizkörper oben leicht warm wird.

Was beeinflusst die Höhe der Heizkosten?
Die Höhe der Heizkosten hängt stark von Ihrem persönlichen Verhalten ab. Ähnlich wie beim Benzinverbrauch Ihres Autos, können sich die Kosten durch unüberlegtes Nutzerverhalten verdoppeln.
In den meisten Abrechnungen betragen die Heizkosten (ohne Warmwasser) ca. 1 Euro/qm und Monat. Bei einer 60-qm-Wohnung also 720 Euro pro Jahr.
In Altbauten, die mit Öl beheizt werden oder Häusern aus den 1950er bis 1970er Jahren sind die Kosten häufig höher. Das liegt am schlechten Wärmeschutz, der einen höheren Energiebedarf nach sich zieht und an veralteter Technik, also einer Heizungsanlage, die ineffizient arbeitet.
Wenn Sie Ihre Heizkostenabrechnung erhalten, schauen Sie diese genau an, schließlich geht es meist um einen nicht gerade kleinen Betrag. Prüfen Sie, wie viel die Heizenergie (Öl, Gas oder Fernwärme) kostet. Teilen Sie dazu die Kosten für den Energiebezug (z. B. 10.000 Euro) durch den Gesamtverbrauch des Hauses (z. B. 100.000 Kilowattstunden/kWh). Dies ergibt die Kosten je kWh, hier im Beispiel 10 Cent pro kWh.
Fernwärme kostet in Berlin derzeit ca. 9 bis 11 Cent je kWh (und liegt damit viel günstiger als in anderen Städten), Gas ca. 7 bis 8 Cent. Öl schwankt stärker. Der Liter Öl kostet derzeit ca. 60 Cent. Aus einem Liter Öl werden in der Heizung 10 kWh Wärme gewonnen, sodass die kWh hier 6 Cent kostet. Sind die Kosten in Ihrer Abrechnung deutlich höher, z. B. bei 15 Cent je kWh, sollten Sie sich das von Ihrem Vermieter bzw. der von ihm beauftragten Hausverwaltung erläutern lassen.

Mein Vermieter will auf gewerbliche Wärmelieferung umstellen. Was bedeutet das?
Wenn die Beheizung des Hauses über gewerbliche Wärmelieferung, das sogenannte Contracting, erfolgt, kommt es meist zu höheren Heizkosten für Mieter/innen. Bei einer gewerblichen Wärmelieferung kauft der Vermieter vom Contractor Wärme. Es wird also nicht wie sonst Öl gekauft oder Fernwärme bezogen, sondern der Contractor rechnet nach verbrauchter Wärme in kWh ab. Darin sind dann alle Kosten des Unternehmens wie Instandhaltung der Heizungsanlage, Bürokosten, Gehälter, Geschäftswagen der Angestellten und natürlich ein Gewinn einkalkuliert. Und das alles bezahlen Sie bei einem solchen Modell mit Ihren Heizkosten. Der Gesetzgeber hat das erlaubt, weil seitens der Anbieter damit geworben wurde, dass somit eine neue sparsame Heizung durch den Contractor eingebaut würde, die der Hauseigentümer sonst nicht gekauft hätte. In der Realität ist es aber mitunter so, dass Hauseigentümer einfach ihre alte Heizung an den Contractor verkaufen und von diesem weiter betreiben lassen. Oder der Contractor baut eine Fernwärmestation im Keller ein. Wo da der Vorteil für Mieter/innen oder die Umwelt liegen soll, kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn Ihr Vermieter ankündigt, dass die Heizung auf gewerbliche Wärmelieferung umgestellt wird, lassen Sie sich in einer Beratungsstelle anwaltlich beraten, ob das in Ihrem Fall zulässig ist, da Sie mit deutlich steigenden Kosten rechnen müssen.

Was mache ich, wenn im Winter die Heizung ausfällt?
Hier ist zuerst wichtig zu unterscheiden, ob es sich um eine Gasetagenheizung handelt, die sich in Ihrer Wohnung befindet oder ob Ihre Wohnung über eine Zentralheizung (meist mit Fernwärme, Gas oder Öl) beheizt wird.
Bei einer Gasetagenheizung hilft oft ein Aus- und wieder Einschalten, um sie wieder in Betrieb zu nehmen. Bei älteren Modellen kann auch die kleine Dauerflamme ausgehen, die dann wieder entzündet werden muss. Wenn bei einer mitvermieteten Gasetagenheizung ein Defekt auftritt, sollten Sie umgehend Ihren Vermieter informieren. Wird dieser nicht tätig oder ist am Wochenende nicht erreichbar, können Sie auch selbst ein Unternehmen mit der Reparatur beauftragen. Lassen Sie sich hierzu am besten in einer Beratungsstelle der Berliner MieterGemeinschaft beraten, damit Sie nicht auf den Kosten sitzen bleiben.
Bei Ausfall einer Zentralheizung sollten Sie diesen Mangel ebenfalls umgehend Ihrem Vermieter anzeigen, der dann unverzüglich die Mangelbeseitigung veranlassen muss.
Dauert der Ausfall mehrere Tage, ist es empfehlenswert, die Wohnung nicht zu stark auskühlen zu lassen. Dies ist z. B. durch Beheizung mit elektrischen Radiatoren möglich. Von Heizlüftern ist wegen der starken Luftbewegung abzuraten. Aber Vorsicht! Die elektrische Beheizung benötigt sehr viel Strom. Ein Radiator hat meist ca. 2.000 Watt Leistungsaufnahme pro Stunde. Im Vergleich dazu hat eine Glühbirne nur ca. 30 bis 60 Watt. Durch den hohen Stromverbrauch können im Winter Kosten von 10 Euro am Tag oder mehr entstehen. Dass liegt daran, dass 1 kWh elektrische Leistung ca. 30 Cent kostet, gegenüber Gas mit ca. 7 bis 8 Cent. Hier sollten Sie sich anwaltlich beraten lassen, auch dazu, was Sie tun müssen, damit die Stromkosten erstattet werden.
Beachten Sie: Wenn Ihre Wohnung über eine veraltete Elektroinstallation verfügt, können Sie meist nur 2 bis 3 Radiatoren anschließen, da sonst die Sicherung auslöst oder Leitungen zu warm werden. Verwenden Sie Steckdosen, die möglichst nah am Sicherungskasten sind.


Der Sachverständige und zertifizierte Bauschadenbewerter Götz Autenrieth bietet Mitgliedern nach Beratung und auf Empfehlung durch unsere Berater/innen folgende Dienstleistungen zu Sonderkonditionen an: Kurzgutachten bei Schimmelpilzbefall, Feuchtemessungen, Feststellung und Einschätzung von Mängeln, Begleitung bei Wohnungsabnahmen und Belegeinsicht bei Betriebskosten.

 

Bitte beachten Sie: Der Beitrag wurde im MieterEcho Nr. 385 / Dezember 2016 veröffentlicht und gibt die Rechtslage zum Zeitpunkt der Drucklegung wieder!