Logo Berliner Mietergemeinschaft e.V.

MieterEcho online 14.07.2013

Zwangsräumung in die Obdachlosigkeit

Am Montag, den 15. Juli um 8 Uhr morgens soll Tom B. aus seiner Wohnung
im Pillnitzer Weg 15 in Staaken (Berlin-Spandau) zwangsgeräumt werden.

Das Bündnis Zwangsräumung Verhindern* kündigt solidarische Unterstützung an.


Während in der Öffentlichkeit bisher meistens von der Verdrängung ärmerer
Menschen aus den Innenstadtbezirken an den Stadtrand die Rede ist, zeigt
die Geschichte von Tom, dass die Verwertungsmechanismen keineswegs am
S-Bahn-Ring Halt machen. Die Verdrängung hat längst den Stadtrand
erreicht. Wohin sollen die Menschen noch vor zu hohen Mieten fliehen, wenn
es selbst in Bezirken wie Spandau und Marzahn immer weniger bezahlbaren
Wohnraum gibt?

Der Eigentümer des Hauses in dem Tom wohnt, die
Ypsilon-Liegenschafts-Verwaltungs GmbH, scheint mit Entmietung und
Kostensenkungsstrategien maximalen Profit erzielen zu wollen. Der
Wohnkomplex, der früher der städtischen Degewo gehörte, wird nicht instand
gehalten. Den Mieter_innen wird der Zugang zu den vertraglich
zugesicherten Kellern verwehrt. Bei Neuvermietungen wird ein Mietpreis von
bis zu über 13€/qm verlangt.

Tom engagiert sich in der Mieter_inneninitiative Staaken und machte auf
die Zustände aufmerksam. Durch dieses Engagement wird er für die Ypsilon
zum unbequemen Mieter. Der Eigentümer versuchte mit unterschiedlichen
Kündigungsgründen Tom aus der Wohnung zu schmeißen. Die meisten stellten
sich dabei als nicht ausreichend heraus. Schlussendlich hatte der
Eigentümer aber vor Gericht Erfolg mit einem angeblichen Zwischenfall
mit einer anderen Mieterin. Währenddessen scheint das Amtsgericht Spandau
einen Antrag von Tom auf Räumungsschutz wegen drohender Obdachlosigkeit
nicht bearbeitet zu haben.

Morgen soll nun ein_e Gerichtsvollzieher_in Tom aus seinem zu Hause in
die Obdachlosigkeit schicken. Es sind viele große Institutionen die auf
Toms Schicksal wirken, denen dieses aber offenkundig ziemlich egal ist.
In dieser Gesellschaft ist Wohnraum eine Ware wie jede andere und das
Recht auf Profitmaximierung wird über das Grundrecht auf Wohnen
gestellt. Das Bündnis Zwangsräumung Verhindern stellt sich dem entgegen.
Leider erfuhren wir erst vor wenigen Tagen von der drohenden Räumung. Ein
Versuch der Kontaktaufnahme mit der Ypsilon-Liegenschafts-Verwaltungs
GmbH am vergangenen Freitag durch Tom und uns wurde wortlos abgeblockt.
Wir werden auch noch am Montag früh beim Gericht nachforschen und die
Gerichtsvollzieher_in auf die drohende Obdachlosigkeit hinweisen.

Für Montag früh um 7:30 mobilisiert das Bündnis Zwangsräumung verhindern
Nachbar_innen und Unterstützer_innen zum Pillnitzer Weg 15 um diese
Zwangsräumung in die Obdachlosigkeit doch noch zu verhindern

Dieser Räumungsversuch darf nicht still und leise vollzogen werden!
Wir bleiben alle!

Ein aktuelles Interview mit Tom zu seiner Zwangsräumung finden sie hier:
[https://vimeo.com/70260886]


Bündnis Zwangsräumung Verhindern*
David Schuster, Sara Walther
0176 - 92810634
zwangsraeumungverhindern@riseup.net
zwangsraeumungverhindern.blogsport.de
Facebook:
www.facebook.com/pages/Zwangsräumung-Verhindern/540700815957856
Twitter: twitter.com/WirKommenAlle

*Das Bündnis Zwangsräumung Verhindern organisiert seit 2012 Widerstand
gegen Zwangsräumungen, hohe Mieten und Verdrängung. Bislang konnten 8
Zwangsräumungen erfolgreich verhindert werden.

 

zurück zu MieterEcho online