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MieterEcho online – 14.07.2011

Heute wie vor 25 Jahren – der Berliner Wohnungsmarkt macht’s möglich


Wenn Sie heute eine bezahlbare Wohnung suchen, dann ist das eine Herausforderung und dauert Wochen, Monate und manchmal auch ein Jahr. Wer älter ist, erinnert sich noch lebhaft an die Zeiten der Teilung. In Ost- und West-Berlin war Wohnraum, insbesondere bezahlbarer (das galt für den Westteil der Stadt), mehr als knapp.


Wer zu dieser Zeit eine Wohnung suchte, der stand vor astronomischen Ablösesummen, ein persönliches Beispiel aus meiner damaligen Suchzeit: 2-Zimmer-Wohnung in Berlin Wedding, 55 qm (an die Miethöhe kann ich mich leider nicht mehr erinnern), Ablösesumme an den Vermieter sollten 5.000 DM sein, für eine kaputte Waschmaschine und einen stark verschmutzten Teppichboden in fleckenbraun … natürlich zuzüglich der Maklerprovision für diese fantastische Wohnung.

Das war kein Einzelfall. Ich habe damals dann nach langem Suchen eine Wohnung in Alt-Moabit gefunden, Hinterhaus, kein Bad, aber immerhin Innentoilette und bereits Gasheizung im Wohnzimmer. Im Winter war es so kalt in der Küche und im Schlafzimmer, dass man bequem hätte auch Eis produzieren können. Bekommen habe ich diese Wohnung, weil ich dem Vermieter so sympathisch war.

Eine Entspannung des Marktes trat erst nach Mauerfall, diversen Wohnbauprogrammen und Sanierung von Altbestand ein. Aber wie es nun einmal so ist. Berlin ist wie ein lebendiger Organismus: Wurde auf der einen Seite aufgebaut, begann an der anderen Seite der Zerfall. Das Ergebnis sehen wir heute. Der soziale Wohnungsbau ist quasi abgeschafft, viele landeseigene Wohnbaugesellschaften wurden verkauft und die noch verbliebenen Gesellschaften wurden zu einem marktüblichen Handeln gezwungen, d.h. Mieter raus, Mieten hoch.

Wo bleiben da die Menschen in Berlin, die gerne in ihrem Kiez bleiben wollen, aber nicht mehr das Geld für Ihre vielleicht nunmehr luxussanierte Wohnung aufbringen können? Oder aufgrund von Arbeitsverlust oder zu geringem Einkommen die Miete der alten Wohnung nicht bezahlen können? Wo bleiben die Menschen, die jetzt vielleicht bereits wohnungslos sind? Einkommensschwache Familien, Alleinerziehende, Migrant/innen…?

Die Makler der Stadt wissen die Antwort, das konnte man ja vor kurzen in der Morgenpost nachlesen, es gibt keinen Anspruch auf eine Wohnung in einem Innenstadtbezirk, wer die Miete nicht zahlen kann, der muss halt an den Rand. Geht auch, viele andere Metropolen der Welt zeigen, wie das geht, ein schönes Beispiel ist Paris, gar nicht so weit weg von Berlin. Die Frage ist, wer will da wohnen? Will Berlin tatsächlich eine Art Ghetto haben mit all den daraus entstehenden Problemen?  Noch besteht in vielen Bezirken ein ausgewogenes und durchmischtes Milieu, aber wie lange noch? Es muss schnell gehandelt werden, die Diakonie fordert daher:

  • Bei Wohnungen, deren Errichtung mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde und die daher zu einem niedrigen Mietzins angeboten werden, müssen die Belegungsbindungen neu konkretisiert werden, damit z.B. alleinerziehende Geringverdienerhaushalte diese Wohnung auch bekommen können.
  • Das Land muss neue Wohnungen kaufen oder den Bau neuer Wohnungen durch öffentliche Mittel fördern, weil in den nächsten Jahren gerade hier die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen durch Aufhebung der Belegungsbindung wegfallen.
  • Der landeseigene Wohnungsbestand muss erhalten bleiben, um weiterhin eine soziale Wohnraumpolitik gewährleisten zu können und Mietpreissteigerungen einzudämmen.
  • Bei energetisch notwendigen Gebäudesanierungen muss die Möglichkeit einer öffentlichen Förderung geschaffen werden, um einkommensschwache Haushalte nicht durch die Umlage der Sanierungskosten zu verdrängen.
  • Ein weiteres bekanntes Problem des Berliner Wohnungsmarktes besteht darin, dass immer mehr Mietwohnungen im Innenstadtbereich in Ferienwohnungen umgewandelt werden und sich dadurch der Wohnraum zunehmend verknappt. Dazu gegenläufig steigt die Einwohnerzahl Berlins ständig an. Die Umwandlung von Miet- zu Ferienwohnungen muss daher sofort gestoppt werden.

Der DGB und die Diakonie haben eine Kampagne dazu gestartet. Weitere Information dazu finden Sie unter www.diakonie-portal.de/mike-inberlin/

An alle Initiativen und Organisationen: Wenn wir Sie in Sachen „Wir fordern eine soziale Stadtraumentwicklung“ unterstützten können, melden Sie sich bei uns. Wir weisen gerne auch auf Veranstaltungen o.ä. hin. Toll wäre es, wenn es uns gelingen würde, eine Vernetzung aller Initiativen unterstützen zu können.
 

Christiane Lehmacher-Dubberke,
Pressesprecherin, Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
 
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