MieterEcho online 14.10,2014
Dachgeschossausbau statt Wohnungsneubau?
Die Bündnisgrünen haben kürzlich im Berliner Abgeordnetenhaus eine Studie vorgestellt, in der sie die Wohnungspolitik des Berliner Senats kritisieren und eigene Vorschläge machen. Peter Nowak sprach mit bau- und wohnungsbaupolitischer Sprecher der Fraktion der Bündnisgrünen im Berliner Abgeordnetenhaus Andreas Otto (A.O.).
Was kritisieren Sie an der Wohnungsbaupolitik des aktuellen Berliner Senats?
A.O.: Er setzt zu eindimensional auf den Neubau von Wohnungen auf der grünen Wiese. Wir hatten in der Studie hingegen am Beispiel von Neukölln Alternativen aufgezeigt.
Welche sind das?
A.O.: Es gibt in Berlin ein Potenzial für fast 80.000 Wohnungen durch den Ausbau von Dachgeschossen, das Aufstocken oder die Umnutzung von nicht mehr genutzten Gebäuden wie Park- und Gewerbehäusern und die Nutzung verriegelter Flächen wie Parkplätzen. Diese 3 Werkzeuge wären eine Alternative zu der Politik des Senats, immer mehr Häuser auf Freiflächen und z.B. Kleingärten zu bauen.
Kann man mit den Daten einer Studie, die die Situation in einen Stadtteil untersuchte, Forderungen für die gesamtberliner Wohnungssituation begründen?
A.O.: Es ist eine Frage der Kapazitäten. Wir waren nicht in der Lage eine gesamtberliner Untersuchung durchzuführen. Aber die Ergebnisse sind im Prinzip auf ganz Berlin übertragbar. Die Situation in Stadtteilen wie Treptow, Pankow, Reinickendorf ist durchaus mit der in Neukölln vergleichbar.
Wie wollen Sie Eigentümer zum Dachgeschossausbau und den Umnutzungen motivierten?
A.O.: Es handelte sich um eine Planungsstudie, die zunächst aufzeigt, was in der Berliner Wohnungspolitik möglich ist. Es ginge natürlich darum, die Eigentümer zu überzeugen und diese Maßnahmen auch finanziell zu fördern. Die steigende Nachfrage würde Eigentümer über Aufstocken oder Umbau nachdenken lassen. Zudem könnten mit Zuschüssen aus dem Wohnungsbauprogramm oder niedrigeren Zinsen Anreize dazu geschaffen werden.
Nun fehlen in Berlin vor allem Wohnungen für einkommensschwache MieterInnen. Besteht nicht die Gefahr, dass ein Dachgeschossausbau wieder vor allem hochpreisigen Wohnraum schafft?
A.O.: Es ist richtig, dass ausgebaute Dachgeschosswohnungen oft im höheren Mietpreissegment angesiedelt sind. Doch ein solcher Ausbau widerspricht nicht den Vorhaben einer Wohnungspolitik für alle und kann auch dazu beitragen, dass Bestandswohnungen für Menschen mit geringen Einkommen zur Verfügung stehen. Wenn jemand, der mehr Geld in der Tasche hat, in eine ausgebaute Dachgeschosswohnung zieht, verdrängt er nicht die Mieter aus dem preiswerten Bestand. Wir fordern vom Senat deshalb, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen endlich zu beschränken.
In der letzten Zeit hat sich eine Initiative für den Neubau eines kommunalen Wohnungsbaus gegründet. Was halten Sie von diesem Ansatz?
A.O.: In dem wohnungspolitischen Vorschlagen der Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus hat der Erhalt und die Förderung des Kommunalen Wohnungsbaus eine hohe Priorität.
Interview: Peter Nowak