MieterEcho online 15.12.2015
Studentisches Wohnen zunehmend lukrativ
Privater Wohnheimbau boomt in Berlin, Hamburg und Frankfurt
In deutschen Hochschulstädten steigt die Zahl der Plätze in privaten Studentenwohnheimen, während das Angebot der Studentenwerke stagniert. Das geht aus einer aktuellen Studie der Universtität Jena, des Immobiliendienstleisters Savills und des Leibniz-Instituts für Länderkunde hervor. Untersucht wurde die Entwicklung an den 30 größten Hochschulstandorten. In den letzten fünf Jahren habe sich die Zahl der privaten Plätze auf 25.000 verdoppelt. Berücksichtige man geplante und in Bau befindliche Projekte, könnten es bis 2020 41.000 Plätze bei Privaten sein. Dem stehen derzeit rund 134.000 Wohnheimplätze in öffentlicher Trägerschaft gegenüber.
Private Betreiber von Studentenwohnheimen bauen momentan bevorzugt in Städten mit angespannten Wohnungsmärkten. Die größten Bestände haben sie derzeit in München, Mainz und Regensburg. Der größte Zubau im privaten Sektor wird hingegen für Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main erwartet. In Berlin ist die Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen sehr gering. 175.651 Studierende waren zum Wintersemester eingeschrieben, das Studentenwerk verfügt über 9.500 Plätze in der Stadt. Interessant für private Investoren ist dieses Segment aber erst durch die Enge auf dem Wohnungsmarkt geworden. Hier zeigt sich, dass die Privaten vor allem den Mangel an kleinen Wohnungen nutzen und Angebote für Studierende schaffen, die lieber alleine als in einer Wohngemeinschaft leben wollen. Die meisten Apartments sind 20 bis 25 Quadratmeter groß und verfügen über ein eigenes Bad und Kochmöglichkeit. In der Regel sind sie zudem bereits komplett ausgestattet. Günstig sind die Mieten in den neuen Studentenwohnheimen keineswegs. Während ein Platz in einem Wohnheim der Studentenwerke in der Regel noch für unter 300 Euro, teilweise auch unter 250 Euro im Monat zu haben ist, liegen die privaten Angebote darüber, 40 Prozent der Zimmer kosten sogar über 450 Euro pro Monat. Erhoben wurden hier sogenannte "All-In-Mieten", d.h. die Warmmieten inklusive aller Nebenkosten, wozu auch Strom und Internet zählten, was die Preise schwer mit dem normalen Wohnungsmarkt vergleichbar macht. Bisher zielten die privaten Anbieter klar auf Studierende mit überdurchschnittlichem Einkommen. Abzuwarten bliebe, ob die Privatinvestoren in Zukunft auch das mittlere Preissegment für sich erschließen würden.
Jutta Blume