Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter

MieterEcho online 17.10.2012

Wie viel sozialen Wohnungsbau braucht das Land?

Das Pestel-Institut, Hannover,  hat im Auftrag der „Wohnungsbauinitiative“* eine Studie über den „Bedarf an Sozialwohnungen“ in Deutschland erstellt.


Der Ansatz für die Ermittlung des Bedarfs folgt dabei der 2001  im „Gesetz über die soziale Wohnraumförderung“ getroffenen Einschränkung des Nutzerkreises „auf Haushalte, die sich am Markt nicht angemessen mit Wohnraum versorgen können und auf Unterstützung angewiesen sind“. Nach der zuvor gültigen Regelung waren die „breiten Schichten der Bevölkerung“ d.h. ca. 70% der Einwohner förderungsberechtigt.

Vor dem Hintergrund, dass seit rund 20 Jahren trotz Wachstum des Bruttoinlandproduktes die Kaufkraft stagniert und dass angesichts gesellschaftlicher Aufgaben, wie der Energiewende, auch für die kommenden 20 Jahre nicht von wachsenden Realeinkommen ausgegangen werden kann, stellt das Institut einen erheblichen Mangel an sozialem Mietwohnraum in Deutschland fest. „Die Größenordnung des Defizits liegt bei mindestens 4 Mio. Wohnungen. Die schon seit Jahrzehnten bestehende Problematik, dass auf eine Sozialwohnung etwa fünf potenzielle Mieter kommen und somit ein erheblicher Teil der Zielgruppe nicht versorgt werden kann, besteht unverändert fort.“

In der Studie wird hervorgehoben, dass sich insbesondere in der Gruppe der Ruheständler bereits heute deutliche Einkommensrückgänge für die Zukunft abzeichnen, denn es erreichen immer mehr Personen mit so genannten gebrochenen Erwerbsbiographien das Ruhestandsalter. Ein erheblicher Teil dieser Menschen war nie in der Lage, eine private Altersversorgung aufzubauen und ist von rückläufigen Leistungen des staatlichen Rentensystems besonders hart betroffen.

Allein für Berlin errechnet das Institut einen Bedarf von 641.000 bezahlbaren Sozialwohnungen für die 3.4 Millionen Einwohner. Der heutige Bestand beträgt 160.000 Sozialwohnungen, deren Mieten in den letzten zehn Jahren  von der rot-roten Koalition allerdings künstlich so stark in die Höhe getrieben wurden, dass sie ihre soziale Wirkung vollkommen verloren haben. Ein bezeichnendes Licht auf die Berliner Situation wirft der Vergleich mit Hamburg. Dort beträgt der Bedarf nur 218.000 Sozialwohnungen bei einer Einwohnerzahl von 1, 7 Millionen.

*Der Wohnungsbauinitiative gehören an:
der Deutsche Mieterbund,
die IG Bauen-Agrar-Umwelt,
der Bund deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure,
der Bundesverband deutscher Baustoff-Fachhandel e.V.,
die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau e.V.
 

Passend zur Thematik des Mangels an bezahlbaren Wohnungen gibt es einen Beitrag des ARD-Magazins Monitor: Reiche ins Zentrum, Arme an den Rand ­– Wie der soziale Wohnungsbau zum Auslaufmodell wird

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