MieterEcho online 26.12.2015
Mieterhöhung in der Koloniestraße vorläufig ausgesetzt, doch nicht zurück genommen
Vor zwei Monaten hatten die 500 BewohnerInnen aus 157 Wohnungen der Häuser in der Koloniestraße Koloniestraße 2, 2a, 6, 6a, 6b, 7 und 8 erfahren, dass sich ab 1. Dezember 2015 ihre Mieten teilweise verdoppeln sollen (MieterEcho Online berichtete). Die Portfolio GmbH Lior Mamrud und Josif Smuskovics, die die Häuser 2010 erworben hat, profitiert von dem Wegfall der sogenannten Anschlussfinanzierung. Sie macht es möglich, dass die Mieten der ehemaligen Sozialwohnungen in der Koloniestraße steigen können. Viele der BewohnerInnen haben ein geringes Einkommen, befürchten Mietschulden und mögliche Zwangsräumungen und suchen sich neue Wohnungen. Doch viele BewohnerInnen wollen nicht wegziehen, sondern gegen die Mieterhöhung kämpfen. Und sie wollen dafür sorgen, dass das Thema in der Öffentlichkeit nicht in Vergessenheit gerät. Ca. 70 MieterInnen der Weddinger Koloniestraße und ihre UnterstützerInnen versammelten sich vor einigen Tagen vor dem Roten Rathaus. Die Kundgebung wurde von der Stadtteilinitiative „Hände weg vom Wedding“, dem „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“ und dem Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ unterstützt. Nicht die fröhliche Weihnachten sondern die „ fröhliche Entmietung“ der Häuser in der Koloniestraße wurde auf einen Transparent angeprangert.
„Sie wollen uns Angst machen“
„Etwa ein Fünftel der MieterInnen ist schon ausgezogen“, monierte Canan Delipalta, eine Mieterin der Koloniestraße, die ihre Wohnung nicht verlassen will. „Jede leere Wohnung ist ein Gewinn für den Eigentümer. Er spielt auf Zeit“, sagte eine andere Bewohnerin. Die MieterInnen sehen es daher auch nicht als Erfolg, als sie Mitte Dezember Post von der Hausverwaltung erhielten und ihnen mitgeteilt wurde, dass die Mieterhöhung zum 1. Dezember zunächst ausgesetzt wird, weil noch juristischen Auseinandersetzungen mit dem Bezirksamt anhängig sind. Zugleich wurde aber angekündigt, die Mieten rückwirkend ab dem 1. Dezember 2015 zu erhöhen, sollte die Hausverwaltung den Prozess gewinnen, Nun haben viele MieterInnen Angst, dass sie hohe Beträge nachzahlen müssen. Auf diese Weise wird die stille Entmietung forciert. „Sie wollen uns Angst machen“, fasst Canan Delipalta die Strategie von Eigentümer und Hausverwaltung zusammen. Die Mieter/innen haben sich auch durch den kurzen Auftritt des Weddinger Sozialstadtrats Stephan von Dassel nicht beruhigen lassen, der die Maßnahmen seiner Behörde lobte und den BewohnerInnen riet, entspannt ins neue Jahr zu gehen. Ein Sprecher des Stadtteilbündnisses „ Hände weg vom Wedding“ kritisierte den Sozialstadtrat von Dassel, dass er sich als Weihnachtsmann aufgespielt habe und den Mieter/nnen einreden wolle, sie bräuchten sich keine Sorgen zu machen .Er erinnerte daran, dass es erst dem Engagement der MieterInnen in der Koloniestraße zu verdanken sei, dass die Auseinandersetzung auch berlinweit bekannt wurden. Er warnte aber davor, jetzt auf den Justizweg und die Behörden zu vertrauen. Wichtig sei es vielmehr, den Widerstand fortzusetzen und auszuweiten. Kurt Joter vom Büro für ungewöhnliche Maßnahmen stellte in seiner kurzen Ansprache den Zusammenhang zur Berliner Wohnungspolitik her. Das Problem sei, so meinte er, dass durch die Politik der unterschiedlichen Parteien der Soziale Wohnungsbau abgewickelt worden sei und kein Ersatz angeboten werde.
Peter Nowak