Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter

MieterEcho online 30.01.2018

Großinvestoren drängen sich in das Kreuzberger "Sanierungsgebiet Rathausblock"

 

Während der zeitliche Rahmen der Planung für das "Sanierungsgebiet Rathausblock" in Kreuzberg, zu dem auch das inzwischen sehr bekannte ‘Dragonerareal’ gehört, bisher recht weit gesteckt wurde, um den verschiedenen Vorschlägen Gehör zu schenken und eine umfassende Beteiligung zu ermöglichen, kommt profitorientierten Immobiliengesellschaften die zeitliche Ausdehnung offenbar gelegen, um mit Hauskäufen noch vor einem Wirksamwerden des vorgesehenen Milieuschutzes in den mit neuen kulturellen Orten vermutlich bald angesagten Block einzudringen. In einem Gebäude in dem Blockabschnitt in der Großbeerenstraße haben die dort Wohnenden, die teilweise den unteren Einkommensschichten angehören, erst in diesem Monat erfahren, dass der Altbau bereits im vergangenen Sommer von dem bisherigen Eigentümer an die Fortis Group verkauft wurde. Der Fokus des 2013 gegründeten Unternehmens ist, wie es wörtlich in seiner Selbstdarstellung im Internet heißt, die „... Bestandshaltung sowie Privatisierung von ausgewählten, wohnwirtschaftlich nutzbaren Immobilien in Berlin und Potsdam. Seit Gründung hat die FORTIS Group insgesamt 18 Objekte mit einem Umsatzvolumen von ca. 184 Millionen angekauft und vielfältige Projekte, u.a. in Charlottenburg, Tiergarten, Schmargendorf, Friedrichshain, Schöneberg, Kreuzberg, Steglitz und Mitte, umgesetzt.“

 

Die Hausgemeinschaft des betroffenen Gebäudes, die sich inzwischen zu Beratungen zusammengesetzt hat und auch bei der Mietergemeinschaft vorstellig geworden ist, rechnet mit der Ankündigung von Umwandlungen in Eigentumswohnungen, und auch Luxusmodernisierungen werden erwartet. In den Straßensegmenten des Blocks wird befürchtet, dass weitere Hausverkäufe anstehen, zumal der bisherige Eigentümer des erwähnten Gebäudes noch ein anderes Haus dort besitzt. Es würde sich damit die paradoxe Situation ergeben, dass in dem viel diskutierten Planungsprojekt, in dessen neu zu bebauendem Bereich etwa nach den Vorstellungen der Initiative Stadt von Unten “100% bezahlbarer Wohnraum“ entstehen soll, zunächst einmal Menschen mit niedrigem Einkommen von der Verdrängung bedroht sind.

 

In einem Abschnitt der Obentrautstraße, der ebenfalls zu dem Sanierungsgebiet gehört, lässt sich ein ähnlicher Trend bezogen auf Gewerbemietverträge wahrnehmen. Hier ist die Hamburger Immobiliengesellschaft PROFUNDA eingestiegen und hat dem Verein ORHANGAZI und anderen Einrichtungen wie etwa einer Tangoschule im Haus Obentrautstraße Nr. 35 gekündigt. Der türkisch-islamische Verein hat sich darum beworben, in Gebäuden des Dragonerareals neue Räume zu finden.

 

Auf dem "Kiezratschlag", der im Wohnumfeld des Sanierungsgebietes monatlich stattfindet, wird sich die bevorstehende Zusammenkunft am Donnerstag, dem 1. Februar um 19.00 Uhr im Familiencafé YORCK TOWN, Yorckstr. Nr. 70, mit dem hier angesprochenen Problem befassen. Der vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eingesetzte Planungsbeauftragte für das Sanierungsgebiet, Alexander Matthes, wird dann dort anwesend sein und Auskunft darüber geben, welche Hürden sich eventuell gegen eine Verdrängung der in dem Block Wohnenden errichten lassen und wann voraussichtlich ein Wirksamwerden des Milieuschutzes in Aussicht steht.

 

Jürgen Enkemann

 

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