MieterEcho online – 22.11.2011
Wird die Wohnungsnot jetzt festgestellt? GEWOS untersucht.
Dass der Wohnungsmarkt in Berlin angespannt ist, haben die Steigerungen des letzten Mietenspiegel in aller Deutlichkeit gezeigt und wer eine Wohnung sucht, macht die Erfahrung ganz unmittelbar.
Doch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung weigerte sich jahrelang, die Wohnungsverknappung anzuerkennen. Stattdessen versorgte sie die Wohnungssuchenden mit aufmunternden Sprüchen wie: „Wir haben einen entspannten Wohnungsmarkt.“ Und: „In München sind die Mieten viel höher.“
Flankiert wurden diese Sprüchlein ständig von Gutachten, die sehr gefällig mit den Tatsachen umgingen. Zuletzt brachte eine „Vermieterabfrage“ auf der Grundlage von 7.000 Wohnungen zum Vorschein, dass es marktgängige, marktfähige und nicht mehr marktfähige Leerstände gäbe. Wobei zwar die marktgängigen auf Knappheit hindeuten würde, aber das Reservoir der marktfähigen, jedoch nicht auf dem Markt angebotenen Wohnungen noch lange Zeit für eine ausreichende Versorgung bereit stünde.
Mit solchen Gutachten verschaffte sich die Senatsverwaltung stets Aufschub.
Doch die Mangellage ist vorhanden, da hilft kein Leugnen, und deshalb wurde jetzt das Forschungsinstitut GEWOS mit einer Untersuchung beauftragt, die unmittelbar auf die Wohnungsversorgung ausgerichtet ist.
Die Aufgabe ist kompliziert, denn eigenartiger Weise existiert keine Statistik, die über die Schwund der Wohnungen Auskunft gibt. Stattdessen wird der Gesamtbestand munter fortgeschrieben, und erhöht sich auch dann, wenn kein Zweifel daran bestehen kann, dass die Bauleistungen viel zu gering sind, um das entstehende Wohnungsdefizit auszugleichen.
GEWOS kann also nur mit Indikatoren arbeiten, aus denen sich Mangel erschließen lässt. Dabei steht der Interpretation ein großer Spielraum zur Verfügung und es bleibt zu hoffen, dass der Berliner Öffentlichkeit nicht wieder mit einem weiteren Gutachten, dessen Ergebnisse ganz im Sinne des politischen Auftraggebers ausfallen und praktisch schon vorher feststehen, Sand in die Augen gestreut wird. Neu ist, dass von Seiten des Senats und von GEWOS auch die Ferienwohnungen als Elemente der Wohnungsverknappung berücksichtigt werden.
Das MieterEcho erwartet das Ergebnis mit großem Interesse.