Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter

MieterEcho online 02.10.2020

Mieterprotest im Zeichen der ausgestreckten Hand

In den letzten Wochen wurde in vielen Medien über die Einkaufstour des schwedischen Immobilienkonzerns Heimstaden Bostad geschrieben. Besitzer ist der schwedische Milliardär Ivar Tollefesen. Wie erst vor wenigen Tagen bekannt wurde, hat der Konzern in Berlin 130 Häuser im Wert von über 800 Millionen Euro gekauft. Zunächst hatten BewohnerInnen von 5 Häusern erfahren, dass sie auf der Einkaufsliste des schwedischen Konzerns standen. Nachdem einige Mieter/innen recherchiert haben, stellte sich heraus, dass 130 Häuser von der Einkaufstour betroffen sind. „Heimstaden Bostad AB und sein Asset-Verwalter Skjerven Group, die von dem Manager Einar Skjerven geleitet wird, nutzen die Pandemie-Krise, um großflächig Marktanteile zu erobern. Wir fordern politische Maßnahmen gegen die Krisengewinnler“, erklärte eine der betroffenen Mieterinnen gegenüber MieterEcho Online. Die aktiven BewohnerInnen haben das Motiv der ausgestreckten Hand gestaltet, um den Investoren zu signalisieren, dass sie an ihnen nicht vorbeikommen. Die 5 Finger sollten natürlich für die 5  Häuser stehen. Als klar wurde, dass die Zahl viel höher ist, behielt man es wegen der Symbolkraft bei. Es steht mittlerweile auf vielen Ankündigungen für Protestaktionen, die sich in den letzten Tagen gehäuft haben. So trafen sich am 21. September sich ca. 20 MieterInnen zu einer Protestperformance vor den betroffenen Häusern Reichenbergerstraße/Ecke Lausitzer Straße. Am 28. September organisierten die BewohnerInnen eine Kundgebung vor der Berliner Dependance von Heimstaden/Skjerven am Kurfürstendamm 31. Auch mit Infoständen auf Wochenmärkten versuchen die MieterInnen, den Kreis der UnterstützerInnen zu erweitern.

Kiezspaziergang in Friedrichshain geplant

Doch neben der Öffentlichkeitsarbeit wollen die aktiven Bewohner/innen auch weitere betroffene Mieter/innen auf lokaler und globaler Ebene in die Proteste einbeziehen. Aktiv geworden sind zunächst BewohnerInnen von Häusern, die oft auch in den vergangenen Jahren schon Auseinandersetzungen mit Eigentümer/innen hatten und sich daher schnell organisieren konnten. Jetzt versuchen sie andere Betroffene zu motivieren, sich dem Protest anzuschließen. Daher lädt in Friedrichshain die „Initiative Fünf Häuser“ gemeinsam mit der Friedrichshainer Bezirksgruppe der Berliner MieterGemeinschaft am 4. Oktober zum Kiezspaziergang ein, der um 13 Uhr am Wismarplatz beginnt. Die Route des Spaziergangs führt an mehreren der vom Verkauf betroffenen Häuser im Stadtteil vorbei. Einige Häuser haben schon mit Schildern und Transparenten ihren Protest gegen den Deal sichtbar gemacht. Andere planen ihre ersten Treffen aller HausbewohnerInnen, um sich über die weiteren Schritte zu verständigen. Unterstützung kommt auch von Heimstaden-MieterInnen aus Malmö, die sich dort gegen Schikanen des Eigentümers werden.

Peter Nowak

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