MieterEcho online – 02.04.2011
Ins Büro der Architekten „Die Zusammenarbeiter“ wurden „liebe Baubegeisterte“ eingeladen
Über sich selbst sagen „Die Zusammenarbeiter“: „Als ArchitektInnen, Projektbetreuer, KommunikationsexpertInnen sind wir organisiert in einem langfristig angelegten dynamischen Netzwerk, aus dem heraus sich projektbezogene Kooperationen bilden. Aus rein praktischen Gründen bot es sich an, Die Zusammenarbeiter UG(h) zu gründen. Unser Selbstverständnis der Zusammenarbeit ist jedoch weiterhin dem offenen Netzwerken verbunden.“
Dass ArchitektInnen und KommunikationsexpertInnen nicht zu ZusammenarbeiterInnen verschmelzen, mag vielleicht an der unverkennbar gestörten Kommunikation der dafür eigens offen und dynamisch eingenetzten ExpertInnen liegen. Doch auch sonst tun sie sich mit dem Kommunikativen etwas schwer. Sie geben sich aber Mühe:
„Allen Projekten wohnt das Interesse an modernen urbanen Lebensformen inne, die ihre jeweilige Ausprägung finden im gemeinsamen Bauen, in individuellen Wohnformen, in neuen Kommunikationsformen, in selbstbestimmtem gesellschaftlichem Zusammenleben.“
Solche urbanen Lebensformen haben es in sich, und so konnte man gespannt sein, wie es denn aussehen würde: „das gemeinsame Bauen, die individuellen Wohnformen in neuen Kommunikationsformen, in selbstbestimmtem gesellschaftlichen Zusammenleben.“
Die „Zusammenarbeiter“ hatten am 30. März eingeladen, um für ein weiteres Bauprojekt Beitragleistende zu keilen. Unvorhergesehen nahmen die Einladung auch Gäste an, die nicht zu der üblichen drögen neuen Mittelschicht gehören, die unbedingt in Baugemeinschaften ihr tristes Dasein fristen will und sich von profitierenden Zusammenarbeitern erklären lässt, wie urban das sei.
Von den normalen Bewohnern der Umgebung erreichte uns folgender Bericht:
Gestern hat eine neue Baugruppe versucht, sich im Kiez zu formieren. Die achte oder neunte. Wir waren zwar nicht geladen, aber dennoch da. Viele unterschiedliche KritikerInnen kamen und wollten nicht zulassen, dass an dem Kiez einfach weiter vorbei gebaut werden kann. Zumindest mussten sich die Baugruppeninteressierten anhören, was über sie und eine weitere Baugruppe in der Nachbarschaft gedacht wird.
Die Baugruppe soll in der Krüllsstraße entstehen. Till Degenhard (Architekt vom Zwillingshaus) will sich dort verewigen. Ralf Großbongard und Claudia Oswald (Baugruppe Schmollerplatz) wollen dort die Projektsteuerung machen. Das ganze fand in Christian Schöninghs Büro (Baugruppe Karl-Kunger-Straße) in der Köpenicker Straße statt. Man tut sich also zusammen, um die Geschäftsidee „Baugruppen“ in jede Brachfläche des Kiezes hineinzuzwingen. Doch sie wurden gezwungen, unseren Ärger über Projekte wie dem ihren zuzuhören. Den Ärger über Mieterhöhung und Verdrängung. Es gab natürlich Kontroversen. Die Veranstaltung war gestört und konnte keine schöne angenehme Verkaufsveranstaltung werden. Obwohl die Bionade auf dem Tisch stand und 25 bis 30 Menschen da waren. Doch über die Initiative Karla Pappel hinaus waren eben, wie gesagt, auch andere Menschen gekommen. Man kann sagen, dass die Hälfte doch nach und nach eine etwas reserviertere Haltung zu der Baugruppe einnahm. Während die einen Leute regelrecht keinen Lust hatten, sich Kritik anzuhören und nur kaufen wollten, wurde ein Teil vorsichtig nachdenklich und fragte schon mal nach.
Das war für die Stadtteilini eine guter Erfahrung. Vor allem weil wir gleich in eine Gründungsveranstaltung reingegangen sind, und nicht erst warten, bis wieder die Bagger kommen. Nächste Woche versuchen sich die Baugruppenfritzen und -ernas noch mal zu treffen...