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MieterEcho online 09.02.2017

Erste Infoveranstaltung zu neuem Stadtquartier Im Blankenburger Süden sollen 6000 Wohnungen gebaut werden.

Nachdem die „rot-rot-grüne“ Landesregierung das größte Neubauprojekt , die Elisabethaue in Pankow, bereits im Koalitionsvertrag begraben hat, begann am Mittwochabend der Bürgerdialog für ein weiteres Großprojekt in Pankow. Auf 90 Hektar soll das neue Stadtquartier „Blankenburger Süden“ mit bis zu 6.000 neuen Wohnungen entstehen. Betroffen sind die Ortsteile Blankenburg, Heinersdorf und Französisch Buchholz. Der Senat hat die baurechtlich vorgeschriebenen „vorbereitenden Untersuchungen“ eingeleitet. Ende 2017 soll eine „Vorzugsvariante“ vorgelegt werden, die Mitte 2018 dann beschlussreif sein soll. Erst dann könnten die eigentliche Bauplanung und der gesetzliche vorgeschriebene Bürgerbeteiligungsprozess beginnen. Mit einem Baubeginn ist nach derzeitigem Stand frühestens 2019 zu rechnen.

Für den „Bürgerdialog“ hat der Senat eine professionelle Kommunikationsagentur engagiert, die auch die erste Infoveranstaltung in der mit über 400 Besuchern restlos überfüllten Heinersdorfer Kirche moderierte. Und so wurde auch kein Senats- und Bezirksvertreter müde, permanent zu betonen, dass man „auf Miteinander setzt“, „nichts über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden wird“ und „die Zusammenarbeit mit örtlichen Initiativen sucht“.

Vorbehalte gegen das Projekt gibt es offenbar viele. Neben den unvermeidlichen „Kaltluftschneisen“ und den „gewachsenen Strukturen“ in Blankenburg und Heinersdorf wurde vor allem die bereits jetzt desaströse Verkehrssituation im nördlichen Pankow ins Feld geführt. Zudem fürchten viele Kleingärtner in den zahlreichen Kolonien den Gebiets um den Erholungswert oder gar den dauerhaften Bestand ihrer Datschen.

In der Tat sind die Durchfahrtstraßen durch die alten Ortskerne und die Autobahnzubringer schon jetzt hoffnungslos überlastet. Auch das ÖPNV-Angebot ist unzureichend. Das habe man „auf dem Schirm“ versicherte Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner.(Grüne) Allen Akteuren sei bewusst, „dass ein neues Stadtquartier ohne entsprechende Infrastruktur keinen Sinn macht“.

Für die Senatsverwaltung erläuterte der für Wohnungspolitik zuständige Abteilungsleiter Jochen Lang die Pläne. Der Standort biete den Vorteil, dass es sich um städtisches Land handele. Dies sei Voraussetzung, um durch Direktvergaben an kommunale Wohnungsbausgesellschaften und andere gemeinnützig orientierte Unternehmen vor allem bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. „Mal hier ein bisschen nachverdichten, mal da eine Lücke schließen reicht angesichts des ungebremsten Zuzugs nach Berlin schon lange nicht mehr aus“, so Lang.

Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Die LINKE) betonte die Bedeutung des Dialogs mit den Bürgern für das Gelingen des Projekts. Man wolle „kein Raumschiff in Pankow landen lassen“ sondern ein „lebendiges neues Stadtquartier mit guter Infrastruktur schaffen“, das auch für die Anrainer „einen Mehrwert bringt“. Das betreffe die Ausstattung mit Schulen und Kindertagesstätten und vor allem die verkehrliche Anbindung des gesamten Pankower Nordens durch den Ausbau von Straßen und eine neue Tram-Linie. „Aber es wird auch Veränderungen geben“, betonte Benn. Diese beträfen vor allem Teile der großen Kleingartenanlagen in dem Gebiet.

Mit seiner neuen Kommunikationsstrategie versucht der Senat offenbar, dem in der Stadt omnipräsenten Neubauverhinderungsdiskurs den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ob das gelingt, muss sich noch erweisen.

Rainer Balcerowiak

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