MieterEcho online – 03.03.2011
„Berlin Maximal“ und das Betongold
„Berlin Maximal“ versteht sich als „Das Wirtschaftsmagazin für den Mittelstand der Region Berlin“. „Berlin kommt uns teuer“ titelt die Ausgabe vom März 2011 und stellt fest: Investoren stürmen den Immobilienmarkt – Mieten und Kaufpreise steigen. Eine gute Nachricht für den Mittelstand, soweit er Haus und Grund besitzt und/oder Mitglied des gleichnamigen Vereins ist wie der Partygänger und Bürgermeister Wowereit.
Vor allem die Geldgeber aus dem Ausland seien es inzwischen wieder, die nach der Finanzkrise 2008 und 2009 erneut den Berliner Markt und seine Möglichkeiten für Profite entdecken.
Warum das so ist, lässt sich den vor allem von den Politiker/innen immer gerne vorgetragenen Vergleichen entnehmen. In München beträgt die Miete fast das Doppelte, in Paris kosten die Wohnungen das Fünf- in London das Neunfache und in Moskau gar, werden für den Quadratmeter Wohnfläche gut und gerne 30 bis 45 tausend Euro auf den Tisch des Hauses geblättert. Worauf die Moskauer, vor allem die obdachlosen, sicher sehr stolz sein dürften, denn das war es doch, was sie mit der Systemwende erreichen wollten.
Zwar ist man von diesen Verhältnissen in Berlin noch weit entfernt (leider?!), doch „dass die Miet- und Kaufpreise in der Stadt insgesamt und besonders in bestimmten Quartieren anziehen werden, gilt unter Analysten allerdings als gewiss. Denn Beobachter registrieren in der Stadt in jüngster Zeit nicht nur eine wachsende Zahl an Immobilieninteressenten, sondern stellen auch fest, dass der zur Verfügung stehende Wohn- und Gewerberaum sukzessive abnimmt – und die Neubautätigkeit mit einem Prozent gleichzeitig gering ist.“
Das Blatt ist keine Fachpublikation, sonst wüsste es, dass die Marktenge nicht erst in jüngster Zeit festzustellen ist, sondern schon seit Jahren als Ergebnis rot-roter Politikverweigerung auf der Stadt lastet und dass die Neubautätigkeit eben nicht wie gefordert 1 % beträgt sondern unter 0,2 % liegt.
Richtig hingegen ist, wenn das Blatt unter Hinweis auf die Prognos-Studie schreibt, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage nicht nur in Berlin immer weiter auseinander klaffe sondern bundesweit.
Das wird nicht bestritten. Doch in keiner anderen Stadt wurde dem Auseinanderdriften politisch so viel Vorschub geleistet wie von einer Regierung in Berlin, die den Anschein erweckt, sie würde als rot-rote Koalition dem Trend der Marktdominanz entgegenwirken können oder wollen.
Die letzte Leerstandsschätzung der GSW belaufe sich auf 51.000 Wohnungen, teilt Berlin Maximal mit. Das sind 20.000 Wohnungen weniger als zum gleichen Zeitpunkt der Vorjahres und weniger als 3% des Gesamtbestandes von 1,9 Mio. Wohnungen, die als Leerstandsreserve für notwendig angesehen werden. (Frau Junge Reyer, die in dem Blatt auch zu Worte kommt, und auf die gesondert eingegangen werden soll, sieht das übrigens ganz anders.)
Die Gentrifizierung wird von der Immobilienwirtschaft mit Wohlgefallen zu Kenntnis genommen. André Adami der Analyst vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Bulwien Gesa meint: „Die Gentrifizierung ist aus immobilienwirtschaftlicher Sicht ein wichtiger Prozess für Investoren.“ Und der von dem Blatt zitierte Makler Habath, weiß zu verkünden: „Hohe Preise wirken der Gettoisierung von Quartieren entgegen.“
Dem wäre hinzuzufügen, dass sich auch eine Preissteigerung mit einer herbeigeredeten Gentrifizierung bewirken lässt.
„Für die Immobilieninvestoren in der Stadt bedeuten die steigenden Mieten in Berlin dagegen eines: erkleckliche Renditen“ , stellt Berlin Maximal treuherzig fest, „Die hohen Gewinnerwartungen am Berliner Immobilienmarkt haben in der Branche das Wort »Betongold« hervorgebracht.“
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