MieterEcho online 12.04.2018
ADO-Mieter/innen wollen sich weiter vernetzen
Immobilienkonzern setzt konsequent auf Aufwertung und hohe Mietsteigerungen
Mieter/innen aus Häusern, die zum Firmengeflecht des börsennotierten Immobilienkonzerns ADO Properties S.A. gehören, haben begonnen, sich stadtweit zu vernetzen. Das aufstrebende Unternehmen hat ein rasantes Wachstum zu verzeichnen, unter anderem wurden Teile des Bestandes von der CITEC-Gruppe übernommen. Derzeit besitzt ADO rund 21.000 Wohnungen in Berlin. Das ausschließliche Engagement in der Hauptstadt begründet das Unternehmen offen mit den enormen Mietsteigerungspotenzialen in der Hauptstadt. Als Vermieter agiert nicht der Konzern, sondern ein Geflecht von unzähligen Tochterfirmen.
Die Jagd nach hoher Rendite hat für die Mieter/innen einschneidende Folgen. Instandhaltungen werden systematisch vernachlässigt, in einigen Häusern kam es zu teilweise mehrwöchigen Heizungsausfällen in der Winterperiode. Auch Wasserschäden in Kellern und Wohnungen und damit einhergehende Schimmelbildung wurden erst nach energischen Interventionen von Mieter/innen beseitigt. Widerständige Mieter/innen werden, z.B. bei Mietminderungen, massiv unter Druck gesetzt. ADO setzt zwar hauptsächlich auf Aufwertung durch Modernisierungen und entsprechend teure Vermietung, aber in einigen Fällen auch auf die Umwandlung in Eigentumswohnungen, auch in Milieuschutzgebieten. Wie z.B. in der Roseggerstraße in Neukölln, wo es bereits eine aktive Gruppe (“Rosi bleibt“) gibt.
In Moabit engagieren sich vor allem Mieter/innen in der Lübecker Straße. Kontakte gibt es auch zu anderen Häusern in diesem Stadtteil, sowie zu Betroffenen in Kreuzberg und im Wedding. Auf einem Vernetzungstreffen am Mittwoch wurde diskutiert, wie man weiter arbeiten will. Während einige Anwesende eher auf möglichst reibungslose, gütliche Vereinbarungen mit ihrem jeweiligen Vermietern setzen, orientieren sich andere auch auf möglichst stadtweite, breite Aktionen gegen den Konzern, der sich gerne bei Charity-Aktionen als „Wohltäter“ präsentiert. Doch vor allem gilt es, möglichst starke solidariche Gemeinschaften in den Häusern zu bilden – und daran hapert es oft. Denn viele Mieter/innen wollen sich nicht offensiv mit dem Konzern anlegen und suchen eher nach „individuellen Lösungen“ für ihre Probleme oder sind nicht bereit oder in der Lage sich zu engagieren, wurde berichtet.
Doch die Gruppe will sich nicht entmutigen lassen. Eine in Vorbereitung befindliche Website soll bei der Vernetzung, auch in weiteren Bezirken, helfen. Au einem der nächsten Treffen soll auch über gemeinsame Aktionen beraten werden.
Rainer Balcerowiak
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