Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 423 / April 2022

Perspektiven Siedlungsstern – radikal radial

Eine Buchveröffentlichung der Hermann-Henselmann-Stiftung innerhalb des Projekts „100 Jahre Groß-Berlin“

Von Katrin Lompscher

Vor über hundert Jahren, mitten in der Krise nach dem Ersten Weltkrieg, wurde am 1. Oktober 1920 die Einheitsgemeinde (Groß-)Berlin geschaffen. Sie sollte die bisherige kommunale Zersplitterung und Konkurrenz überwinden, die in den Zeiten der Industrialisierung und des rasanten Bevölkerungs- und Siedlungswachstums eine halbwegs planvolle Raum- und Verkehrsentwicklung nahezu unmöglich gemacht hatte.

Die Stadtfläche wuchs dabei um das Dreizehnfache, die Bevölkerungszahl verdoppelte sich von 1,9 auf knapp 3,9 Millionen; Berlin wurde zur drittgrößten Stadt der Welt. Unser Bild der Metropole ist seither ausschließlich jenes von Groß-Berlin.

Die Schaffung der Einheitsgemeinde Berlin im Oktober 1920 war mehr als eine große Verwaltungsreform. Es handelte sich um ein vielfältiges gesellschaftliches Modernisierungsprojekt mit enormer Ausstrahlungskraft bis heute. Ohne diese radikale Reform wäre dem ungebremsten und ungesteuerten Wachstum der deutschen Hauptstadt und europäischen  Industriemetropole nicht angemessen zu begegnen gewesen. Es sind vor allem die öffentlich initiierten und finanzierten Weiterentwicklungen im Wohnungsbau (Bodenbevorratung, gemeinnützige Wohnungs- und Bauunternehmen), bei der Grünflächenentwicklung (Volksparks, Dauerwaldvertrag) und im Verkehrswesen (Gründung der BVG), die Berlin zu einer bis heute zukunftsfähigen und lebenswerten Metropole machen. Daraus können und müssen wir für die Zukunft lernen. 

Berlin und sein Umland präsentieren sich heute geographisch als Siedlungsstern. Schienentrassen und Ausfallstraßen bildeten seit Ende des 19. Jahrhunderts eine einprägsame wachsende Siedlungsform. Diese Radialstruktur wurde durch Ringe ergänzt: die Ringbahn, den inneren Autobahn(teil)ring, den (bislang wenig beachteten) äußeren Eisenbahnring und den äußeren Autobahnring. Dieses besondere Ring-Radial-Gerüst spiegelt beides wider: die Tradition des schienengebundenen öffentlichen Verkehrs wie die – kürzere – Tradition der autogerechten Stadtregion.

Der Siedlungsstern ist aber nicht nur ein lineares Gerüst. Er vernetzt eine Vielzahl von mittleren, kleinen und kleinsten Zentren, die mit ihren historisch-kulturellen Besonderheiten der Metropole ein unverwechselbares Gesicht verleihen und beste Voraussetzungen für eine nachhaltige  Raumentwicklung bieten.

Der Siedlungsstern ist nicht nur eine Realität, sondern auch ein Leitbild für die wachsende Metropole, etwa im Landesentwicklungsplan für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Doch soll, kann oder muss dieser Stern überhaupt weiterentwickelt werden? Das Buch präsentiert – unterschiedliche – Antworten auf diese Fragen. Nicht zuletzt Studien von drei Planungsbüros, die auf Bitte der Hermann-Henselmann-Stiftung Konzepte zu einzelnen Teilgebieten erstellt haben.

Mit Beiträgen von Harald Bodenschatz, Klaus Brake, Thomas Flierl, Andreas Igel, Antje Hendriks, Theresa Kalmer, Nils Kaltenpoth, Christa Kamleithner, Christina Kautz, Harald Kegler, Ludwig Krause, Friedemann Kunst, Christina Lindemann, Katrin Lompscher, Peter Meyer, Jürgen Neumüller, Bodo Oehme, Cordelia Polinna, Matthias von Popowski, Beate Profé, Andreas Sommerer und Markus Tubbesing.

Das Buch „Perspektiven Siedlungsstern“ schließt die fünfbändige und über fünf Jahre erschienene Publikationsreihe der Hermann-Henselmann-Stiftung zu „100 Jahre Groß-Berlin“ ab. Die zuvor erschienenen Bücher widmeten sich den Themen Wohnungsfrage, Verkehrsfrage, Grünfrage und Planungskultur. 

 

100 Jahre Groß-Berlin / Band 5: Siedlungsstern
Perspektiven radikal radial
Harald Bodenschatz (Hg.), Katrin Lompscher (Hg.)
232 Seiten, 170 x 240 mm, durchgängig vierfarbig. Klappenbroschur, zahlreiche teils farbige Abbildungen
Edition Gegenstand und Raum, April 2022
www.hermann-henselmann-stiftung.de


MieterEcho 423 / April 2022

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