Logo Berliner Mietergemeinschaft e.V.
MieterEcho 425 / Juli 2022

Editorial

Editorial MieterEcho

Liebe Leserinnen und Leser,

für die Immobilienwirtschaft sind die Zeiten der Verunsicherung in Berlin vorbei. Der Mietendeckel ist vom Tisch, der Volksentscheid „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ fristet ein kümmerliches Dasein in einer Senatskommission und wartet darauf, im Laufe der nächsten Jahre gänzlich erledigt zu werden, das Vorkaufsrecht der Bezirke wurde vom Bundesverwaltungsgericht gekippt und als Krönung haben sich mit Frau Giffey, Herrn Geisel und Co. die Freund/innen der privaten Grundeigentümer an die Spitze des Senats gesetzt. Was soll da noch schief gehen?

Der global agierende Immobiliendienstleister Engel und Völkers betrachtete Berlin schon immer als einen der vielversprechendsten Standorte für Investitionen in Europa, und in letzter Zeit hat die Attraktivität noch weiter zugenommen. Der Wohnungsleerstand liegt mit 0,9% auf einem historisch niedrigen Niveau und die Wohnungsnachfrage steigt nicht zuletzt durch den Zuzug aus der Ukraine Geflüchteter, die sich entschließen, dauerhaft in Berlin zu bleiben. Entspannung durch den Neubau ist kaum zu erwarten, die Sanktionspolitik führt zu einer Verteuerung der für die Produktion der Baumaterialien notwendigen Energie und dadurch neben Lieferengpässen und Materialmangel zu enormen Baukostensteigerungen. Schlechte Zeiten also für Wohnungssuchende. Gute hingegen für Anleger aller Art. Unter ihnen hat sich eine Spezies entwickelt, die in den letzten Jahren immer populärer wurde. Familien – vor allem aus Bayern und Baden-Württemberg – die große Vermögen zu vererben haben, können ab einem Bestand von 300 Wohneinheiten ein Immobilienunternehmen gründen, das sich steuerfrei an die Nachkommenschaft vererben lässt. Mietsteigerungen sind dabei selbstredend vorprogrammiert.

Ihr MieterEcho


MieterEcho 425 / Juli 2022