Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 423 / April 2022

Editorial

Editorial MieterEcho

Liebe Leserinnen und Leser,

das Forschungsinstitut empirica hat im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) eine Prognose über den zusätzlichen Wohnungsbedarf durch die aus der Ukraine Geflüchteten erstellt. Die bereits ohne die Geflüchteten starke Nachfrage würde sich dieser Hochrechnung zufolge um 120.000 bis 500.000 Wohnungen erhöhen. Woher die Wohnungen kommen sollen und vor allem wie sie bezahlt werden können, erklärt empirica nicht. Die Immobilien Zeitung stellt fest, dass sich beispielsweise in München die Hälfte aller Wohnungssuchenden auf 1.500 Euro monatliche Mietkosten eingerichtet habe, aber zu diesem Preis nur 21% der Wohnungen angeboten würden. In Berlin stehen sich bei einem Mietpreis von 955 Euro 50% der Nachfrage und 23% des Angebots gegenüber, jeweils bei einer Größe von 80 bis 120 qm. Wohnungen – und vor allem leistbare – sind Mangelware. Daran wird sich zukünftig auch nichts ändern. Zwar haben die bundesweiten Fertigstellungen 2020 mit 306.000 Wohnungen erstmals seit 20 Jahren die Schwelle von 300.000 Wohnungen wieder überschritten und für 2021 rechnen die Expert/innen mit einer Bauleistung von 315.000 Wohnungen, aber die von Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeswirtschafts- und -klimaschutzminister Robert Habeck in Aussicht gestellten 400.000 Wohnungen dürften in dieser Legislaturperiode keinesfalls erreichbar sein, so Harald Simons, Vorstandsmitglied bei empirica.

Der vor wenigen Tagen erschienene IBB-Wohnungsmarktbericht zeichnet für Berlin ein nicht weniger düsteres Bild. Wurden 2020 noch ca. 19.000 Wohnungen gebaut, so ist die Zahl 2021 auf 16.300 geschrumpft. Die durchschnittlichen Angebotsmieten betrugen 10,55 Euro/qm und sind damit gegenüber dem Vorjahr um mehr als 4% gestiegen.

Der Druck auf den Wohnungsmarkt steigt bundesweit und besonders in Berlin; die politischen Maßnahmen hingegen sind kümmerlich. Während die Bundesregierung keine Schwierigkeiten hat, 100 Milliarden Euro für Waffenbeschaffungen zur Verfügung zu stellen, wovon 70 Milliarden in die USA fließen, beträgt das Budget des Bundes für den sozialen Wohnungsbau gerade einmal 2 Milliarden Euro im Jahr. Maßnahmen, die den Druck auf den Wohnungsmarkt mindern könnten, wie ein bundesweiter Mietendeckel, werden von der Ampelkoalition nicht erwogen. Dagegen soll demnächst das hauptsächlich von der Immobilienlobby besetzte „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“ reaktiviert werden.

Es ist wahrscheinlich die Wirkungslosigkeit dieser Einrichtung, die den Berliner Senat veranlasst hat, ein ähnlich klingendes „Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“ zu initiieren. Wäre dem Senat wirklich daran gelegen, die Wohnungsversorgung sozial zu gestalten, böte sich durch die entschlossene Umsetzung des Volksentscheids für die Enteignung großer Wohnungsunternehmen die entsprechende Möglichkeit.

Ihr MieterEcho


MieterEcho 423 / April 2022

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