Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 408 /

Mit Tiefgaragen Mieter/innen vertreiben

Umstrittene Neubaupläne der Genossenschaft Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick (BWV) in Marienfelde

Von Matthias Bauer

Das Baugebiet liegt zwischen Hildburghauser Straße, Tirschenreuther Ring und Luckeweg im Süden des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. 292 Wohnungen in drei Gebäuden und 274 Parkplätze in zwei Tiefgaragen sollen hier laut Bebauungsplan entstehen. Es ist eine der Westberliner Großsiedlungen mit einer Mischung aus 4- bis 15-geschossigen Häusern, die Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre etwa 500 Meter von der damaligen Zonengrenze entfernt auf die grüne Wiese gesetzt wurden. Mit der Nachverdichtung will die Genossenschaft neuen Wohnraum schaffen. Das Bezirksamt begrüßt das – ohne jedoch genau hinzusehen, was dies für die Menschen vor Ort bedeutet.                


Für die Neubauten soll das viergeschossige Gebäude mit 48 Wohnungen am Luckeweg 31-37 abgerissen werden. Mehr als die Hälfte der Wohnungen stehen bereits leer. Die verbliebenen Mieter/innen, die auch Genossenschaftsmitglieder sind, wehren sich gegen ihre Vertreibung. Sie sind hier als junge Familien eingezogen, ihre Kinder sind hier groß geworden. Hier wollen sie gemeinsam alt werden.   

   
Im Text zum Bebauungsplanentwurf findet sich zwar der Begriff „Schutzgut Mensch“, jedoch kein Hinweis, dass durch das Vorhaben Mieter/innen ihre Wohnungen verlieren. Während „die Untersuchung von Vögeln, Fledermäusen, Reptilien und holzbewohnenden Insekten im Plangebiet“ vorgesehen ist, werden die zum Abriss bestimmten Gebäude noch nicht einmal dargestellt. Das steht im Widerspruch zu §3 Baugesetzbuch, demzufolge über die Auswirkungen einer Planung öffentlich unterrichtet werden soll.   

   
Der BWV argumentiert, der Erhalt der Wohnungen sei unwirtschaftlich. Dabei rechnet ein vom BWV beauftragtes Gutachten mit Sanierungskosten, die nur etwa die Hälfte der Neubaukosten betragen. Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen beziffert die derzeitigen Kosten für neu gebaute Wohnungen auf 2.750 Euro/qm. Vermutlich aus Gründen der Kostenersparnis sollen die Tiefgaragen für ca. 160 Pkw und 300 Fahrräder zwischen und nicht unter den Häusern gebaut werden. Die Gebäude des Luckewegs sollen für eine Tiefgarage abgerissen werden.   

                                       
Alternative zum Abriss           
Für die Nachverdichtung ist der Abriss nicht notwendig. Eine alternative Planung könnte so aussehen: Der Luckeweg 31-37 bleibt erhalten und wird saniert. Dafür entfällt das im Blockinneren vorgesehene neue Gebäude. Der Neubau am Tirschenreuther Ring wird verändert und nimmt die Höhen der benachbarten Bestandsgebäude auf. Damit würde – bei geringeren Baukosten – fast die gleiche Anzahl von Wohnungen errichtet oder durch Sanierung erneuert. Lediglich die zwischen den Gebäuden liegende Tiefgarage würde mit nur 90 Pkw-Stellplätzen kleiner ausfallen. Dies könnte durch eine zweigeschossige Tiefgarage kompensiert werden oder durch die Instandsetzung eines benachbarten Parkhauses.          

                              
Es bewegt sich was           
Inzwischen hat auf Einladung von Baustadtrat Jörn Oltmann (B90/Grüne) ein Treffen zwischen den betroffenen Mieter/innen und dem Vorstand des BWV stattgefunden. Es gab zwei Überraschungen:Erstens will der BWV nicht mehr so viele Tiefgaragenplätze bauen wie im ausgelegten Bebauungsplan vorgesehen. Die Stellplätze im Bereich des Luckewegs 31-37 sollen entfallen. Zweitens schlug Oltmann vor, ein neutrales Büro solle eine Wirtschaftlichskeitsberechnung erstellen zur Frage, ob die Kosten der Sanierung die des Neubaus übersteigen. Bis zum 28. Februar sollen sich die Beteiligten erklären, ob sie das Ergebnis des zu erstellenden Gutachtens akzeptieren. Dabei liegt ein solches Gutachten schon vor. Es wurde am 13. Juni 2019 durch den BWV präsentiert. Auf Basis der Zahlen der schon erfolgten Sanierung des baugleichen Luckewegs 39-43 wurden Kosten von 1.467 Euro/qm ermittelt – rund die Hälfte der Neubaukosten. Ein neues Gutachten kann kaum zu einem anderen Ergebnis kommen, abgesehen von der Anpassung an die gestiegenen Baupreise.

Matthias Bauer ist Bürgerdeputierter für Die Linke im Ausschuss für Stadtentwicklung Tempelhof-Schöneberg.


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