Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 415 / März 2021

Editorial

Editorial MieterEcho

Liebe Leserinnen und Leser,

am 20. Januar diesen Jahres hat die Bundesregierung ein Fondsstandortgesetz (FOG) vorgelegt. Zweck des Gesetzes sei, neben der Anpassung an europarechtliche Vorgaben, den Finanzstandort Deutschland attraktiver zu gestalten. Die neuen Regelungen betreffen die Immobilienfonds und dienen im Wesentlichen dazu, die Produktpalette zu erweitern. Bisher waren die beiden Grundtypen – geschlossene und offene Immobilienfonds – nicht weiter differenziert. Zukünftig sollen aber weitere Varianten den Anlegern passgenaue Investitionsmöglichkeiten bieten. Der Zugang zu geschlossenen Immobilienfonds bleibt nach wie vor kapitalstarken Investoren vorbehalten. Ihr Zweck ist die lukrative Beteiligung an Einzelobjekten, wie Hotels, Einkaufszentren und Ähnlichem. Dies kann von nun an auch in Form geschlossener Sondervermögen geschehen. Jochen Schenk, Chef der Real I.S. AG und Vizepräsident des ZIA meint: „Der Kunde will Convenience, das ist das Stichwort unserer Zeit. Daher wollen wir ein Vehikel anbieten, das in die Beratungslandschaft der Banken passt und digitalfähig ist. Das alles trifft auf das geschlossene Sondervermögen zu.

Es kann unkompliziert und ohne Aufwand wie ein Wertpapier über eine Order gezeichnet werden.“ Das ist sehr schön und auch sehr bequem. Besonders für die Großverdiener, die ihre durch die Coronakrise erzielten Vermögensüberschüsse gewinnbringend anlegen wollen.

Doch auch bei den offenen Immobilienfonds, die das FOG um offene Infrastrukturfonds erweitert hat, spielen die Kleinanleger keine große Rolle. Der größte Teil des Geschäfts wird durch Pensionsfonds und andere institutionelle Anleger bestritten. Sie stellen den Publikumsfonds den größten Teil der Mittel zur Verfügung. Dieses Geschäft floriert und die Immobilienzeitung (4/21) kann feststellen: „Den offenen Immobilienfonds geht es prächtig.“ Die Manager der wichtigsten Fonds ziehen für das Coronajahr 2020 eine positive Bilanz.

Es habe kaum Mietausfälle gegeben und eine Flaute bei dem Vertrieb der Anteile sei nur kurzzeitig aufgetreten. Insgesamt seien den Fonds im Jahr 2020 rund 7,7 Milliarden Euro an neuen Mitteln zugeflossen. Die gute Laune der Manager wird nur durch die hohen Kaufpreise für Wohnimmobilien getrübt. Das aber sollte sie nicht verwundern, denn offene Immobilienfonds bauen nicht, sie investieren nur in den Bestand. Ihr geschäftlicher Erfolg treibt also die Kaufpreise nach oben und vergrößert damit auch den Druck auf die Mieten durch ihr renditesuchendes Kapital. 

Die Immobilienwirtschaft sieht das positiv. Der Zentrale Immobilienausschuss (ZIA), die mächtige Lobbyorganisation der kapitalmarktorientierten Immobilienunternehmen, kann dann auch mit Befriedigung feststellen, dass das SPD-geführte Bundesfinanzministerium seinen Vorschlag zur Einführung des geschlossenen Sondervermögens als neues Fonds-vehikel sowie diverse Wünsche für die offenen Fonds, die er im Vorfeld an das BMF richtete, übernommen hat. 

Ihr MieterEcho


MieterEcho 415 / März 2021

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