Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 403 / Juni 2019

Das Bauhaus und der soziale Gedanke

Eine Betrachtung 100 Jahre nach seiner Gründung

Von Simone Hain

Im 100. Jahr nach seiner Gründung ist das Bauhaus umstritten wie eh und je. Mehr als 70 Millionen Euro hat der Bund für die zahlreichen, 365 Tage laufenden Aktivitäten zu seinem Gedenken ausgegeben. Sie helfen zwischen Karlsruhe und Rathenow im Alltag zu entdecken, wie viel Bauhaus in Schulbauten, Volkshäusern und vor allem Wohnsiedlungen aus der Zeit der Weimarer Republik eigentlich steckt. Der soziale Gedanke, der das Schaffen am Bauhaus prägte, findet heute hingegen wenig Beachtung.

Als staatliche Hochschule prägte diese Versuchsanstalt für neue Gestaltung weithin das, was man als Bauen der öffentlichen Hand gegen die spekulativen Interessen von privaten Bauherren mit einer Aura von einleuchtender Vernunft versehen wollte. Sachlichkeit, gesellschaftlich verantwortete Funktionalität, industrieller Charakter und technische Perfektion zeichnen jene Bauwerke aus, mit denen die Tradition des sozialen Wohnungsbaus und einer staatlichen Daseinsfürsorge einmal begann. Selbst das Ornament früherer Zeiten galt nun als sinnlos verschwendete menschliche Energie. Aus dem selben Grund der Energieersparnis und kulturellen Angemessenheit, einfach weil das Tippen an der Schreibmaschine ohne Seitenbewegungen der kleinen Finger schneller geht und eine Schrift ohne Majuskeln gleichförmiger und verbundener aussieht, wurde am Bauhaus konsequent klein geschrieben. Grundsätzlich alles, was Menschen hervorbringen, wurde unter dem Aspekt des kulturellen Fortschritts in Frage gestellt. Zeichen setzen für eine anders verfasste Zivilisation, die sich in ihren Gegenständen selbst beschenken will: in Spielzeug, Gebrauchskeramik und Wandbehängen ebenso wie in modernen Drucksachen, textilen Stoffen oder platzsparenden Möbeln für die Volkswohnung.         

                                       

Was darf die Avantgarde?

Das Bauhaus arbeitete in allen Phasen und unter allen drei Direktoren, trotz inhaltlicher Veränderungen, für eine Kultur, die betontermaßen von der Idee der von Entfremdung befreiten Produktion ausging, von Werktätigkeit und Emanzipation auf breitester Linie. So nahe sollten sich Arbeit und Kunst nie wieder kommen wie in jenem Experiment, das das Bauhaus vor allem in den fruchtbaren Dessauer Jahren war. Triadisches Ballett und ergonomisch gestaltete Laborstühle sind beides Kinder der selben Idee: Der Traum von einer Kultur höchster Anmut und geringster körperlicher Mühe. Entfaltung der menschlichen Wesenskräfte in den Dingen, die man nicht nur konsumiert, sondern vor allem auch wirklich brauchen kann.  
Bis heute geht der Streit nun darum, ob ein wie auch immer geartetes öffentliches Interesse, und sei es das der befreiten Produzenten des gesellschaftlichen Reichtums selbst, dem privaten Nießbrauch der Erde Grenzen setzen dürfe und ob eine weltanschauliche Vorhut, eine politische oder künstlerische Avantgarde dem Volk den Weg zu solidarischem, vernünftigem, platz-, zeit- und energiesparendem Verbrauch aufzeigen soll oder in an die Grenzen des Vernünftigen stetig erinnerndem Produktdesign gar vorschreiben kann. Jedem eine wohlfeile und gleichartige Wohnung von gleicher, seriell festgelegter Beschaffenheit in dieser potenziell kommunistischen Idee aus dem Bauhaus, die im DDR-Wohnungsbauprogramm gipfelte, zeigt sich der ganze schwierige Zusammenhang vielleicht am deutlichsten. Egalität und, auch noch globale, Solidarität ist ein hoch umstrittener Wert in einer Welt der fortgeschrittenen Individualisierung. Am Bauhaus wurde aber genau in dieser Konsequenz gedacht. Die Forderung eines möglichst guten Lebens für alle, wie Walter Gropius es als seine Mission betrachtete, ruft Fragen nach den Grenzen auf, nach Verteilungsgerechtigkeit und allgemein akzeptierten Standards. Der Universalismus des Bauhauses sei sein größter Fehler gewesen, hört man einige der Protagonisten des Gedenkens dieser Tage klagen. Die Bauhäusler hätten die Welt nicht nur mit Normen für den persönlichen Verbrauch an Erdoberfläche im Wohnen, dem minimierten Konsum an Gegenständlichkeit, Askese und Bequemlichkeit (wie beim Schreiben) beglücken wollen, sondern auch noch die immer gleich gestalteten Designformeln in die Welt gesandt: Abstrakte Kunst, ornamentlose Strukturtapeten, coole Metallobjekte oder weiße Zeilenbauten in Beton. Funktionalistische Stempelstädte strikt nach der Sonne ausgrichtet verbreiteten sich rund um die Welt.
                            

„Kathedrale des Sozialismus”

„Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens”, heißt es im Bauhaus-Manifest von 1919.
Die „Kathedrale des Sozialismus” als Symbol einer großen Zusammengehörigkeit von Millionen – ist daran heute noch ein Funke von Interesse? Und geht die ganze aktuelle Feierei nicht ganz und gar daneben, weil sie den kategorischen Imperativ nicht mehr hört? Verwerft alles, was euch unfrei und egoistisch macht. Während Lyonel Feiningers berühmtes Titelbild des ersten Bauhaus-Manifests heute Merchandising-Produkte wie Brillenetuis oder Krawatten ziert, ist die Frage nach dem Gehalt dieses Symbols, nach der Bedeutung des Programms, Provokation genug geblieben. Gibt es ein gemeinsames Interesse an Zukunft überhaupt noch? Hat es je eine Zeit gegeben, die sich darin einig war, was eine neue zivilgesellschaftliche Religion bedeuten könne, die Bruno Taut in seinem Buch „Die Stadtkrone” als die einzige in einer atheistisch gewordenen Gesellschaft noch lebensfähige Vision betrachtete? Es war der soziale Gedanke.
Das Bauhaus wurde drei Mal von rechtsradikalen Kräften attackiert und zur Aufgabe gezwungen, in Weimar, in Dessau und zum Schluss in Berlin. So gesehen, war es seit 1922 beständig auf der Flucht. Es heute als eine grundsätzlich unpolitische, blütenrein weiße Trainingsstätte der  Kreativität zu feiern, verfehlt diese Tatsache allein aus dem Grunde, dass die Zeitgenossen und die spätere Generation das immer anders gesehen haben - sei es auch in unterschiedlicher Lesart.
Bei den derzeitigen Ruhmesfeiern wie bei den hoch kritischen Fragen nach dem Bauhaus im Nationalsozialismus entsteht der gleiche ungute Eindruck, das Bauhaus sei ein für alle Mal erledigt, ein reichlich historisches Phänomen, keineswegs noch aktuell. Alles sei letztlich darauf hinaus gelaufen, die Kreativindustrie zu begründen, eine GmbH für Baukastenhäuser ins Leben zu rufen,  oder „vision in motion” als coolen Werbekanal zu promoten. Das Bauhaus, hört man bisweilen, sei letztlich eine Schule jenes smarten Opportunismus gewesen, der inzwischen gänzlich alternativlos die Welt regiert.                                 

Geprägt von Krieg und wirtschaftlicher Krise

Das ist der springende Punkt, auf den alle Beiträge in diesem Jubiläumsjahr zielstrebig hintreiben. Die revolutionäre Schule wird gefeiert, weil man sich in der aufgeputzten, spiegelglatten Fassade so fein selber bespiegeln kann. Was dahinter steckt, interessiert nicht. Oder vielleicht doch? Das Bauhaus ist das Kind eines verheerenden, des ersten maschinell geführten Krieges und der tiefsten Krise der kapitalistischen Wirtschaftsweise überhaupt gewesen. Ab Ausbruch der Krise im Jahr 1911 musste jedem reflektierenden Menschen bewusst sein, dass der Liberalismus den gesellschaftlichen Untergang bringt, und die Idee einer planvoll geleiteten Volkswirtschaft wurde zum Imperativ. Bedarfsproduktion statt des stetigen Zyklus von Überschuss und folgender Vernichtung, Krisen, Krieg, Verknappung und Not. Die Idee der Bedarfswirtschaft sprengte allerdings die Grenzen des herrschenden Dogmas der bürgerlichen Welt. Denn Bedarfsorientierung schränkt Freiheitsrechte ein, setzt spekulativem Eigeninteresse Grenzen, fragt nach dem Gemeinwohl ebenso wie nach den für alle geltenden Maßstäben, bedarf einer anderen Kultur, einer Selbstverständlichkeit für das Grundprinzip gerechten Teilens, Einteilens, Vorausschauens. Die deutsche Novemberrevolution war ein entschlossener, kollektiver wie freudvoller Aufbruch, der nicht allein auf einen Wechsel der Regierungsform hinaus-lief, sondern dem Leitspruch einer neuen Lebensweise gehorchte. Nicht mehr Reform wie unter dem Polizeischutz der Kaiserzeit, sondern Umsturz des gesamten Systems.
Sofort mit der Gründung des Bauhaus begann aber auch der Ärger mit der bürgerlichen Gesellschaft. Die Bauhäusler waren arm, schockierend arm. Aber sie besetzten den öffentlichen Raum der Provinzstadt Weimar mit einer Lebenslust, die frustierte Herzen um Luft ringen ließ. Diese Habenichtse waren aufreizend fröhlich, und vor allen Dingen „Kommune”. Hatte der Grundgedanke darin bestanden, allen den Umgang mit Kunst in der Ausbildung zu ermöglichen, aber gleichzeitig durch einen doppelten Lehrabschluss mehr existenzielle Sicherheiten anzulegen, wurde das bürgerliche Weimar umgehend garstig, als die ersten Absolventen als am Bauhaus ausgebildete Handwerksmeister für Möbel, Keramik, Drucksachen, Metall auf den begrenzten Markt drängten. In Weimar hatte die politische Fronde gegen das Bauhaus ihre wirtschaftlichen Wurzeln im Verdrängungswettbewerb und Konkurrenzbetrieb. Wer nicht als Künstler Fuß fassen konnte, gründete ein Gewerbe, und das refompädagogische Spielzeug, die Webereien oder Tongefäße von Bauhaushandwerkern waren sehr gefragt. Waren die fremdenfeindlichen und auf „sittenwidrige” Lebensformen  begründeten rechten Attacken anfangs noch vereinzelt gewesen, schloss das Weimarer Bürgertum spätestens dann die Front, als Absolventen jener Schule zu ernsthaften wirtschaftlichen Konkurrenten aufstiegen. Auf Druck rechter Kräfte wurde das Bauhaus in Weimar geschlossen … und erhielt prompt Einladungen aus einem anderen Dutzend Städten, sich in ihren Kommunen niederzulassen.            

                            

Die Weiße Moderne beginnt in Dessau

Dass dabei Dessau siegte, ist einem Vertreter der Arbeiterbewegung zu danken, dem Freidenker und Sozialdemokraten Heinrich Pëus. Er holte das Bauhaus in das anhaltinische Zentrum der Aufklärung, an einen Ort, wo schon im 17. Jahrhundert die illegal gedruckten Rosenkreuzerschriften zur „Totalreformation der ganzen weiten Welt” aufgerufen hatten. Dessau war, anders als Weimar, eine Industriestadt und dem Zeichen der Zeit folgend änderte spätestens jetzt das Bauhaus die Richtung vom Handwerklichen hin zur industriellen Produktion. Eigentlich beginnt alles, was wir heute für „Bauhaus” halten, erst hier, in Dessau. Schon mit den Bauten der berühmten Schule von Walter Gropius, den kühl sachlichen weißen Kuben der Meisterhäuser, der technoiden Kunst von Moholy-Nagy entsteht jene eindeutige ästhetische Sprache, die man „Funktionalismus”,  „International Style” oder Weiße Moderne zu nennen gewohnt ist. Rationalisierungsprogrammatik im Zeichen des sozialdemokratisch gestützten Projekts einer Wirtschaftsdemokratie, die auf Interessenausgleich und Aushandeln beruht. Mit einigem Recht könnte man sagen, dass sich in Dessau, unter Walter Gropius, in hier kreierten Erzeugnissen und Technologien die visuelle Identität der kurzen Prosperitätsjahre der Weimarer Rebulik herauskristallisiert, der gestalterische Code, mit dem entwickelte Industrie und Technik zu Herzen gehen kann. Ein Schönes darstellen. Und ausgerechnet da kommt einer daher, der das grünende Gras der Versöhnung mit der Zweckrationalität der Industrie mit Radikalität abfrisst. Die Rolle von Hannes Meyer, dem zweiten Bauhausdirektor, stellt das insgesamt strittige Moment für eine allzu leichte Konsumierbarkeit des Bauhauses bis heute dar. Die Zauberformeln der Weißen Moderne waren noch nicht das letzte Wort aus der Schule, die aufgebrochen war, den sozialen Gedanken auf die Probe zu stellen.
Hannes Meyer ist wie ein Komet am Himmel der Architektur aufgestiegen, weil er im Wettbewerb für das Viertel des Völkerbundes in Genf zusammen mit seinem Kollegen Hans Wittwer ein umwerfend kühnes konstruktivistisches Gebilde entworfen hat, das so bis dahin eigentlich nur von der sowje-
tischen Avantgarde erwartbar gewesen wäre. Eigentlich ist Meyer von Haus aus Siedlungsbauer und hat unter anderem für die Firma Krupp Arbeiterwohnungen realisiert. Selbst ein Waisenkind, hatte er als Maurer Erfahrungen mit anarchistischen italienischen Wanderarbeitern gewonnen und war im Übrigen vollständig auf genossenschaftliche Formen der Selbstorganisation geeicht. Gropius berief ihn zum Leiter der erstmals in Dessau eingerichteten Architekturabteilung und zog sich kurz darauf ganz aus der Schule zurück, vermutlich weil ihm das Pflaster aus wirtschaftlich-baupolitischen Gründen zu heiß wurde. Die Siedlung Dessau-Törten ist viel zu teuer geraten für einen Arbeiterhaushalt, und sie weist, für ein Bauexperiment verständlich, sehr erhebliche Ausführungsmängel auf. Selbst Heinrich Pëus muss unter der Kritik der arbeiterlichen, sozialdemokratischen Bauherren seine Unterstützung für Gropius und das Bauhaus zurückziehen. Die Schule soll ihren Etat selbst erwirtschaften.     

                    

Wirtschaftliche Zwänge und interner Konflikt

Das ist, nach dem erst in diesem 100. Jubiläumsjahr von der Forschung sachlich erarbeiteten Wissensstand, eine existenzielle Herausforderung, die das von Meyer schließlich geleitete Bauhaus souverän meistern wird. Vor allem dank der Weberei, durch die Arbeit der Frauen, die Arbeit in der Ausbauwerkstatt, durch Produktionsüberführung von Tapeten und ertagswirksame Reklameaufträge kommt das wirtschaftlich fast schon aufgelaufene Schiff in neues Fahrwasser. Gemeinsinn regiert das Haus, vor allem das interne Kommunewesen festigt sich durch Meyers Politik der flachen Hierarchien. „Die führerlose Schülerrepublik” räumt den seit 1927 gut organisierten kommunistischen Studierenden viele Möglichkeiten der Teilhabe ein. Sie bekommen die Unterstützung der Mehrheit, weil sie wirklich den Interessen der Studierenden dienen. Das Haus ist jetzt antiautoritär, Frauen wie Lotte Beese können selbst Architektur studieren, eine ehemalige Schülerin steigt zur Professorin auf, allerdings mit wesentlich weniger Gehalt. Aber ein wirtschaftlicher Konflikt unterminiert, diesmal auch über interne Spannungen, die Entwicklung gedeihlicher Verhältnisse. Die Maler des Bauhauses, namentlich Paul Klee und Wassily Kandinsky, sind inzwischen so berühmt, dass ihre Werke am Kunstmarkt Millionenbeträge erzielen, während die an Industrieforschung beteiligten Abteilungen monatsweise um das Überleben der Schule kämpfen. Der Direktor, alles andere als ein Kunstfeind, wie jahrzehntelang rufschädigend kolportiert worden ist, will die Personalmittel zugunsten der wirtschaftlich ertragreichen wie der propagandistisch wirkungsvolleren Bereiche umschichten.
Das Dilemma wird durch die Tatsache forciert, dass sich der Direktor, vermutlich in Berlin, wo sein Büro die Bundesgewerkschaftsschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds entwirft, politisch radikalisiert. Von Ebert-Scheidemannschen, rechten sozialdemokratischen Positionen rutscht Hannes Meyer unter dem Einfluss des KPD-Mitbegründers Hermann Duncker ganz auf die Seite der radikalen Linken. Er kritisiert nun das kalte Werk der Technokratie, das, was man heute „Fordismus” nennt. An seinen Bauwerken jener Zeit kann man gut studieren, wie es gemeint ist. Den teuren Villen und kleinbürgerlichen Siedlungszeilen von Gropius stellt Hannes Meyer in Dessau wie zur Demonstration seiner Weltanschauung zwei Stockwerksbauten mit Laubengängen als traditionelle proletarische Wohnform gegenüber. Das große programmatische Werk für die Gewerkschaften in Bernau bei Berlin ist nicht im strahlend weißen Vorzugsmaterial der Rationalisierungsmoderne, reinem Beton, errichtet, sondern arbeitet mit der Anmutung von Ton, Steinen, Erden, Ziegeln, die traditionell als das Material der Arbeiterbewegung gelesen worden sind, weil es ihre Maurerarbeit lobt und gut bezahlte Qualitätsarbeit verlangt. Diese Programmänderung zittert über Monate vor sich hin, in denen die Vertreter der „freien Kunst” hinten herum zur Gegenwehr ausholen können. Hannes Meyer wird fristlos entlassen. Ihm hilft auch nicht, dass er zuvor zum Selbstschutz die sehr konstruktiv mitarbeitenden kommunistischen Studierende relegiert. Nur kurze Zeit später wird das Bauhaus von der Stadt Dessau geschlossen. Im Stadtrat stimmt allein die kommunistische Fraktion noch für dessen Erhalt.
Die Nationalsozialisten mussten diese Institution, das Bauhaus auf dem Höhepunkt seiner sozialen wie sozialistischen Selbstwirksamkeit, mit Notwendigkeit schließen, weil dessen soziale Strahlkraft und kritische Intervention 1930 erheblich und wesentlich geworden war. Die Frage ist, 100 Jahre danach, mitten im Abfeiern, welche gesellschaftlichen, humanistischen Aufgaben seither eigentlich verwaist sind? Wo wäre heute der soziale Gedanke, welche Art von Gestaltung und welche künstlerische Praxis würde ihn stützen? Ein Slogan dieses Bauhausjahres lautet schön traditionsbewusst: „Die Welt neu denken“. So lange dazu noch Zeit ist.    


MieterEcho 403 / Juni 2019

Schlüsselbegriffe: Bauhaus,sozial

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