MieterEcho Editorial
MieterEcho Editorial September 2016
Liebe Leserinnen und Leser,
die Immobilienbranche hat Grund zum Jubeln. Die Preise für deutsche Wohn- und Gewerbeimmobilien sind im zweiten Quartal 2016 gegenüber dem Vorjahresquartal um 6,7% gestiegen, berichtet der Verband deutscher Pfandbriefbanken. Und die Immobilien Zeitung meldet einen „Rekordanstieg bei Wohnungsmieten“ (IZ 32/2016). Sie bezieht sich dabei auf den diesjährigen Bericht der Untersuchungen, die das Maklerhaus Jones Lang LaSalle (JLL) seit 2004 regelmäßig anstellt. Spitzenreiter mit einem Anstieg von 8% ist Düsseldorf. Hamburg, München, Köln, Berlin und Stuttgart folgen mit Mietsteigerungen von 5 bis 6%. Preistreibend sind die neu gebauten Wohnungen, doch auch die Bestandsmieten haben sich im Berichtsjahr mit durchschnittlich 7% ebenfalls kräftig erhöht. Seit dem Beginn der Untersuchungen im Jahr 2004 lassen sich Steigerungen in diesen Städten zwischen 21% in Köln und 59% in Berlin feststellen. Der für die Untersuchungen zuständige JLL-Experte Roman Heidrich meint, so die IZ: „Damit lässt sich in keinem der untersuchten Wohnungsmärkte die Wirksamkeit der Mietpreisbremse beobachten. Unbeeindruckt von dem Regulierungsinstrument steigen die Mieten aufgrund des deutlichen Nachfrageüberhangs weiter.“ Das ist wohl wahr und diese Feststellung unterscheidet sich in ihrer Klarheit wohltuend vom Jammergeschrei, das die Immobilienbranche und ihre Organisationen selbst bei den wirkungslosesten Regulierungsmaßnahmen anzustimmen pflegen.
Die Mietpreisbremse hat den Anstieg der Mieten nicht verhindert. Das in diesem Heft näher betrachtete baurechtliche Instrument der sozialen Erhaltungssatzung ist der Gewinnerzeugung durch das florierende Geschäft mit Wohnungen ebenso wenig abträglich.
In den Wahlaussagen der Parteien werden übereinstimmend die Probleme auf dem Wohnungsmarkt beklagt und Bekenntnisse zur Wohnungspolitik abgelegt. Der dadurch erweckte Eindruck, die jeweilige Partei sei geeignet, die Situation zu verbessern, trügt. In keinem Programm findet sich das Mittel, dem mietpreistreibenden Nachfrageüberhang, von dem Roman Heidrich spricht, entgegenzuwirken. Dabei ist es so einfach: Berlin braucht keine Wohnungsbauförderung für private Investoren, Berlin braucht einen kommunalen Wohnungsbau mit politisch festgelegten, bezahlbaren Mieten, und zwar in Größenordnungen wie in den 90er Jahren, als sich tatsächlich ein entspannter Wohnungsmarkt herauszubilden begann.
Ihr MieterEcho
MieterEcho 383 / September 2016
Schlüsselbegriffe: Immobilienbranche, Gewerbeimmobilien, Wohnungsmieten, Jones Lang LaSalle, JLL, Mietpreisbremse, soziale Erhaltungssatzung, Wohnungsmarkt, Nachfrageüberhang, Wohnungsbauförderung, kommunaler Wohnungsbau