Gut im Geschäft
Eine PR-Firma, an der der ehemalige Senator Peter Strieder beteiligt ist, berät landeseigene Unternehmen
Von Benedict Ugarte Chacón
Peter Strieder war einst einer der mächtigen Männer der Berliner SPD. Er verhalf im Zuge des Berliner Bankenskandals dem damaligen SPD-Fraktionschef Klaus Wowereit zum Posten des Regierenden Bürgermeisters. Strieder selbst war seit 1995 Senator für Stadtentwicklung, stolperte allerdings 2004 über die Tempodrom-Affäre und zog sich aus der aktiven Politik zurück. Heute ist er „Senior Partner“ der Berliner Niederlassung der international tätigen PR-Agentur Ketchum Pleon.
Schwerpunkt des Berliner Büros soll die Politikberatung sein und nach Angaben von LobbyControl arbeitete die Agentur bereits für verschiedene Bundesministerien. Dass auch mehrere landeseigene Unternehmen sowie Unternehmen, an denen das Land Berlin maßgeblich beteiligt ist, zu den Kunden der Agentur gehören, geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Piraten-Fraktion hervor. So wurde Ketchum Pleon 2007 und 2009 von der BSR beauftragt. Beim ersten Auftrag habe es sich um einen „Einzelauftrag zur punktuellen Unterstützung der PR-Arbeit des Unternehmens“ gehandelt. Im Jahr 2009 habe sich die BSR an den Kosten eines Auftrags für die Ketchum Pleon im Rahmen des „Berliner Klimabündnisses“ beteiligt. Dabei soll es um die „Unterstützung der Entwicklung einer Wanderausstellung für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Klimabündnisses“ gegangen sein. Bei dem Bündnis handelt es sich um eine Initiative öffentlicher und privater Berliner Unternehmen wie BSR, BVG, Axel Springer AG und Siemens. Laut der Gründungserklärung von 2008 will das Bündnis Maßnahmen im Sinne des Klimaschutzes vorantreiben. Mit der Wanderausstellung soll der Bevölkerung die im Bündnis verwirklichte unternehmerische Verantwortung präsentiert werden. Auch von der BVG wurde die Agentur 2009 zweimal beauftragt. Einmal mit der Erstellung einer „Medienresonanzanalyse zur Wahrnehmung der BVG in den Medien“ und einmal mit der „Produktion einer BVG-Stele für die Wanderausstellung des Berliner Klimabündnisses“. Die Messe Berlin beauftragte sie 2009 mit der Erstellung eines „Grobkonzepts“ für eine „Grüne Messe“ auf dem Flughafengelände in Tempelhof. Nach Angaben des Senats sei das rund 30 Seiten umfassende Konzept allerdings „aus wirtschaftlichen Gründen“ anschließend nicht umgesetzt worden. Zur Frage, welche Kosten der öffentlichen Hand durch dieses letztlich überflüssige Konzept entstanden sind, wollte der Senat keine Angaben machen. Auch zu den anderen Fällen gibt es keine diesbezüglichen Informationen.
Imageberatung für teilprivatisierte Wasserbetriebe
Ein etwas größeres Auftragspaket zog die Ketchum Pleon 2012 bei den Berliner Wasserbetrieben an Land. So sollten die Berater einen Workshop mit dem Vorstand durchführen, bei dem es um die Erarbeitung „von strategischen Ansätzen und Maßnahmen für die kontinuierliche Verbesserung der Unternehmensreputation vor dem Hintergrund des Kartellverfahrens“ gegangen sein soll. Zudem habe zwischen April und Oktober 2012 monatlich ein „politisches Monitoring“ zum Thema „Kartellverfahren und Reputation“ stattgefunden. Dass die Berliner Wasserbetriebe sich Sorgen um ihre Reputation machen, dürfte daran liegen, dass ihre Preispolitik nach der Teilprivatisierung im Jahr 1999 im Zuge des erfolgreichen Volksentscheids der Bürgerinitiative „Berliner Wassertisch“ in der Öffentlichkeit zunehmend kritisch beäugt wurde und auch das Kartellamtsverfahren in eben jene Kerbe schlug. Bei der Veröffentlichung des „1. Nachhaltigkeitsberichts“ der Wasserbetriebe – einer sehr aufwendig gestalteten Broschüre – war die Ketchum Pleon mit „Konzept und Unterstützung bei der Durchführung der Kommunikation“ beauftragt. Der Grund für die Beauftragung der Agentur soll nach Angaben der Senatsverwaltung für Finanzen die „ausgewiesene Kompetenz im Bereich Public Relations und Affairs“ gewesen sein. Dass der Senat diese Kompetenz so betont, kann wohl derart verstanden werden, dass die Aufträge landeseigener Unternehmen keinesfalls im Zusammenhang mit der früheren Position des „Senior Partners“ Peter Strieder stehen. Aber wer käme auch auf solch eine Idee?
Schlüsselbegriffe: PR-Firma, Peter Strieder, Berliner Bankenskandal, Ketchum Pleon, Berliner Klimabündniss, Imageberatung, Berliner Wasserbetriebe