Genossenschaftlicher Neubauwettbewerb
Senat will Genossenschaften zum Wohnungsneubau bewegen
Jutta Blume
Am 17. Dezember 2012 gab die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Gewinner eines genossenschaftlichen Neubauwettbewerbs bekannt. Als Preise gibt es Förderungen in Form von zinslosen Darlehen der Investitionsbank Berlin (IBB) bis zu einer Höhe von 1,5 Millionen Euro und mit einer Laufzeit von maximal 15 Jahren.
Am Wettbewerb beteiligten sich 18 Genossenschaften mit 19 Projekten. Davon wurden 9 Entwürfe ausgezeichnet. Würden die eingereichten Vorhaben alle realisiert, entstünden 1.681 Wohneinheiten, rechnet die Senatsverwaltung vor. Dass dies geschehen wird, ist fraglich, da in einigen Fällen noch die Baugrundstücke erworben oder gepachtet werden müssen oder der Erwerb von Vergabeverfahren des Liegenschaftsfonds abhängig ist. Somit wird deutlich, dass die Genossenschaften nur einen sehr geringen Anteil an den vom Berliner Senat angestrebten 30.000 Wohnungen bis zum Jahr 2016 haben werden. Zu den Wettbewerbsgewinnern zählen größere Projekte wie das „Modellprojekt Möckernkiez“ der Möckernkiez eG oder „Akademisches Wohnen am Campus Adlershof“ der Studentendorf Schlachtensee eG. Bei kleineren Projekten setzen die Genossenschaften auf die Nachverdichtung auf eigenen oder benachbarten Grundstücken.
Bezahlbarer Wohnraum
Der Wettbewerb war 2012 von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ausgelobt worden. Anforderungen an die Beiträge waren unter anderem soziale Durchmischung, die Schaffung kleinerer Wohneinheiten in der Innenstadt, Möglichkeiten generationenübergreifenden Wohnens und energetisch nachhaltige und ökologische Bauweise. An erster Stelle wurde die Schaffung bezahlbaren Wohnraums betont: „Im internationalen Jahr der Genossenschaften 2012 soll dieser Wettbewerb einen Beitrag zum genossenschaftlichen Wohnungsneubau im Segment des bezahlbaren Wohnraums für untere und mittlere Einkommensgruppen leisten.“ Doch was „Bezahlbarkeit“ ist, bleibt in der Ausschreibung wie auch im Ergebnis schwammig. Die Jury führt an, dass die Baukosten und daraus abgeleitete Nutzungsentgelte innerhalb des Berliner Kostenniveaus lägen. Ob die von den Genossenschaften prognostizierten Miethöhen zwischen 7,50 und 8,50 Euro/qm bruttokalt und 8,75 und 10,50 Euro/qm bruttowarm am Ende realisiert werden, lässt sich nicht garantieren. „Die Angaben zur Miethöhe mussten ungeprüft übernommen werden. Auch bei detaillierten Angaben fehlt die genaue Aufschlüsselung der in die Kalkulation eingeflossenen Kostenpositionen“, heißt es im Bericht an die Jury.
Hohe Genossenschaftsanteile
Höchst unterschiedlich fallen die Genossenschaftsanteile aus, die pro Quadratmeter Wohnfläche zu entrichten sind, wobei nicht alle Genossenschaften in ihren Wettbewerbsbeiträgen dazu Angaben machten. Mit 920 Euro/qm fordert die Möckernkiez eG die höchste finanzielle Beteiligung ihrer Mitglieder. Allerdings soll die Förderprämie des Senats dazu verwendet werden, die Einlage von finanzschwächeren Genossenschaftsmitgliedern anteilig zu decken. Ob eine solche Verwendung der Förderprämie möglich sei, müsse aber noch mit der IBB geklärt werden, so die Jury. Ein unkonventionelles Finanzierungsmodell schlägt die Mietergenossenschaft Unionplatz eG vor, die ein bezirkseigenes Grundstück in der Bremer Straße per Erbbaurecht pachten möchte. Statt den Erbauzins zu zahlen, wollen die Genossen die Pflege eines angrenzenden Parks übernehmen.
Weitere Infos: www.stadtentwicklung.berlin.de
MieterEcho 358 / Februar 2013
Schlüsselbegriffe: Genossenschaftlicher Neubauwettbewerb, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Genossenschaften, Wohnungsneubau, zinslosen Darlehen, Investitionsbank Berlin, IBB, Möckernkiez eG, Genossenschaftsanteile