Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter

EDITORIAL (Dezember 2010)

Einleitung zum MieterEcho Nr. 344

 
Liebe Leserinnen und Leser,
 

allmählich scheint eine Trendwende einzusetzen, jedenfalls im allgemeinen Bewusstsein. Die Zeiten der enthusiastischen Liberalisierung sind vorbei. Die Konsequenzen einer Politik unter dem Motto „der Markt wird’s schon richten und zwar besser“ zeigen sich in ihrer ganzen Schäbigkeit. Eine der Exponent/innen des freien Marktes, die rot-rote Galionsfigur der Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer (SPD), wird Berlin in Zukunft erspart bleiben. Die Senatorin wird sich nach den Wahlen ins Privatleben zurückziehen – oder vielleicht auch in die besser honorierende Wirtschaft.

Was übrig bleibt, sind Trümmer einer einst brauchbaren Wohnungsversorgung. Der höhnisch anmutende Kommentar vom entspannten Wohnungsmarkt wird in den nächsten Jahren noch vielen Wohnungssuchenden beim Durchforschen der Inserate in den Ohren gellen. Falls Berlin jemals einen entspannten Wohnungsmarkt hatte: Zu den wohnungspolitischen Leistungen der rot-roten Koalition gehört, dass es ihn nicht mehr gibt. Wurden in den 90er Jahren jährlich zwischen 3.149 (1991) und 22.520 (1997) öffentlich geförderte Wohnungen fertig gestellt, so waren es während der gesamten Zeit der rot-roten Koalition nur 35 (in Worten: fünfunddreißig).

Ein Wohnungsmarkt, der eine solche politische Misshandlung verkraftet, muss erst noch geschaffen werden.

Der Berliner Wohnungsmarkt ist jedenfalls dafür nicht geeignet. Der neueste Marktmonitor des Berlin-Brandenburgischen Wohnungsverbands (BBU) liefert ein deutliches Bild: Bei gleich-bleibender Neubauleistung und einem wahrscheinlichen Anstieg der Zahl der Haushalte um 50.000 sei bis 2015 mit einem dramatisch verringerten Leerstand von höchstens 3.000 Wohnungen zu rechnen. Die Vorstandsvorsitzende des BBU, Maren Kern, kommentiert: „Die Zahlen machen sehr deutlich, dass wir in Berlin rasch Wohnungsneubau brauchen.“ Der BBU kritisiert im Marktmonitor, dass sich vor dem Hintergrund dieser Vorhersagen die Berliner Parteien längst mit der Frage auseinandersetzen müssten, wie der Neubau angekurbelt werden könnte. Und Kern ergänzt, dass Berlin auf dem Weg zu einem Angebotsproblem sei und der Senat einen Ausweg finden müsse. „Deshalb“, so kündigt sie an, „wollen wir uns mit der Politik über die Entwicklung neuer Wohnungspolitik-Instrumente unterhalten, um eine günstige und hochwertige Wohnraumversorgung auf Dauer zu sichern.“

Dem kann sich das MieterEcho nur anschließen und befindet sich zumindest an diesem Punkt in einer Interessenkoalition mit den ehemaligen gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften.

Wir hoffen, dass sich im nächsten Jahr in der Wohnungspolitik einiges bessert, doch zuvor wünschen wir all unseren Leser/innen ein schönes und erholsames Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das neue Jahr.

 
Ihr MieterEcho
 

MieterEcho Nr. 344 / Dezember 2010


Schlüsselbegriffe: rot-roter Senat, Ingeborg Junge-Reyer, entspannter Wohnungsmarkt, Wohnungspolitik, sozialer Wohnungsbau, Marktmonitor 2010, Berlin-Brandenburgischer Wohnungsverband, BBU, Leerstandszahlen, Wohnungsneubau, Wohnungsbaugesellschaften

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