MieterEcho 331/Dezember 2008: Gut beraten ins Alter

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MieterEcho 331/Dezember 2008

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Gut beraten ins Alter

Die Netzwerkagentur GenerationenWohnen bietet Beratung zu allen Aspekten des Wohnens im Alter

Christoph Villinger

Seit April 2008 gibt es in Berlin eine Beratungsstelle für generationenübergreifendes Wohnen. Das vierköpfige Beratungsteam arbeitet im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und will eine Anlaufstelle für Einzelinteressenten, Wohngruppen, Baugemeinschaften sowie Vermieter und Investoren sein. Angesiedelt ist die „Netzwerkagentur GenerationenWohnen“ in den Räumen der Stattbau GmbH im Umweltforum Auferstehungskirche in der Nähe des Platzes der Vereinten Nationen.

„Über 80% der Nachfragenden sind Frauen“, sagt Constance Cremer, „als die Aktiveren greifen sie als erste zum Telefon.“ Denn oft wollen gerade Frauen, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, sich weiterhin sozial einbringen. Und auch ältere Alleinlebende und Paare, die bereits mit körperlichen Gebrechen zu kämpfen haben, melden sich. „In ein Pflegeheim will keine/r, betreutes Wohnen kann sich niemand leisten und die meisten wollen in ihrem sozialen Umfeld bleiben“, so Cremer, „doch viele wissen nicht, wie dies gehen kann.“ Gesucht werde ein Wohnort sowohl mit individuellem Rückzugsraum, „als auch mit Gemeinschaft, wenn sie etwas brauchen“.

„Zukunftsfähige Modelle für diese Fragen zu finden“, ist die Aufgabe von Constance Cremer. „Das geht los mit der baulichen Anpassung der eigenen Wohnung durch Barrierefreiheit und bodengleiche Duschen“, erzählt Cremer. Fast niemand wisse, dass es dafür Zuschüsse von der Krankenkasse geben kann. „Und geht weiter über die Schaffung von Hausgemeinschaften“, ergänzt die als Diplom-Ingenieurin ausgebildete Beraterin. „Aber wir wollen uns nicht auf das einzelne Haus beschränken, sondern haben auch soziale Nachbarschaften auf der Quartiersebene im Blick.“ Auch eine Tendenz zur Rückkehr aus den Vororten in die Innenstadt können die Berater/innen feststellen.

Ein weiterer Schwerpunkt sind Baugruppen wie das demnächst bezugsfertige Klima-Solar-Haus in Friedrichshain, in das „eine Altersmischung von zwei bis 75 Jahren einziehen wird“. Die „Alte Schule“ in der Gundelfinger Straße in Karlshorst ist laut Cremer ein „weiteres Leuchtturmprojekt“. Dort wohnen junge Familien, Alleinstehende, behinderte Menschen und Ältere nach dem Grundprinzip der gegenseitigen Unterstützung zusammen. Ein weiteres Beispiel ist der von der Georg-Kraus-Stiftung errichtete Miet-Neubau in Pankow, dessen zukünftige Bewohner/innen sich zum großen Teil aus einer seit Jahren bestehenden Wandergruppe zusammensetzen.

Am meisten werden für das Wohnen im Alter Mietmodelle nachgefragt. Das notwendige Eigenkapital für das Baugruppen-Modell können viele nicht aufbringen, da es auf Wohneigentum basiert. „Hier kündigt sich schon an, wie die Altersarmut in den nächsten Jahren dramatisch zunehmen wird“, meint Cremer.

Schon 200 kostenlose Beratungen haben sie im ersten halben Jahr durchgeführt. Zumindest bis zum Jahresende 2009 ist ihre Anlaufstelle finanziell gesichert. Bis dahin wollen sie auch eine Antwort an die Politik geben, wo Förderungen sinnvoll eingesetzt werden können. Doch Cremer weiß um die Grenzen ihrer Arbeit, da ein großer Teil der Zielgruppe nicht erreicht wird: „Zu uns kommen die Aktiven, die noch mal was Neues machen wollen.“

Netzwerkagentur GenerationenWohnen
Tel. 030 – 69 08 17 77
beratungsstelle@stattbau.de
www.stattbau.de

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