MieterEcho 330/Oktober 2008: Geld stinkt nicht? – eine Posse aus Prenzlauer Berg

MieterEcho

MieterEcho 330/Oktober 2008

Quadrat BERLIN

Geld stinkt nicht? – eine Posse aus Prenzlauer Berg

Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe eG verkauft Haus mitsamt eigenen Genossen mit Gewinn

Mika Wolf

Kein (schlechter) Scherz: Die Genossenschaft Bremer Höhe eG verkauft die Christinenstraße 33 an die Grundstein Bauträgergesellschaft für Altbausanierung mbH. Das bedeutet wohl, dass das Haus totalsaniert und in Eigentumswohnungen aufgeteilt werden wird. Die Mieter/innen befürchten nun, aus ihren Wohn- und Lebensräumen verdrängt zu werden.

Seit 2001 ist Dirk Germandi Geschäftsführer der Grundstein GmbH. Als Bauträgerfirma setzt das Unternehmen die Projekte der Profi Partner AG, in der Dirk Germandi als Vorstand tätig ist, um. Man kann davon ausgehen, dass der Vorstand der Bremer Höhe Kenntnis von den forschen Methoden der obig genannten Gesellschaften und der von ihr eingesetzten Hausverwaltungen hatte, da sich im nachbarschaftlichen Umfeld der Genossenschaft die Göhrener Straße 1/Senefelder Straße 30-30a befindet. (Siehe MieterEcho Nr. 326/ Februar 2008.)

Verkauft an die Grundstein GmbH

Die Bremer Höhe eG bekam vertrauensvoll das Vorkaufsrecht von den Bewohner/innen in die Hände gelegt. Im Jahr 2006 konnte sie das Haus zum Schnäppchenpreis von 350.000 Euro von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erwerben.

Was war damals? Die Bewohner/innen traten 2005 der Bremer Höhe bei. Warum tritt man einer Genossenschaft wie der Bremer Höhe bei? Zum einen möchte man das Haus dem Markt entziehen, um somit Spekulationen zu vermeiden. Zum anderen will man Mietsicherheit und Mitspracherecht erlangen. Um den Bewohner/innen weitgehendes Selbstbestimmungsrecht über ihr Haus zu geben, wurde im Juni 2006 eine Selbstverwaltungsvereinbarung zwischen der Bremer Höhe eG und den Genossen der Christinenstraße 33 geschlossen. In dieser Vereinbarung werden Punkte wie das Belegungsrecht, die Miethöhe vor und nach der Sanierung und die Untervermietung näher festgelegt. Heute ist von dem genossenschaftlichen Umgang nicht mehr viel zu spüren und die Selbstverwaltungsvereinbarung wurde zum 30.09.2008 von Seiten der Bremer Höhe gekündigt.

Problem: Finanzierung der Schwammsanierung

Ein im Februar 2008 erstelltes Holzschutzgutachten wies überraschend schweren Befall durch „Echten Hausschwamm“ aus. Bei einer Versammlung, auf der unter anderem Vertreter des Vorstands und des Aufsichtsrats der Bremer Höhe eG zugegen waren, wurden dann mit den Mieter/innen Sanierungsoptionen und ein eventueller Verkauf des Hauses besprochen. Die Mieter/innen bekräftigten ihr großes Interesse, an dem Haus festzuhalten und es als ihren Lebensmittelpunkt zu gestalten. Das im weiteren Verlauf von der Bremer Höhe eG vorgestellte Sanierungskonzept wurde geschlossen von den Mieter/innen der Christinenstraße 33 abgelehnt, da die daraus resultierenden Mietpreise (9 Euro/qm nettokalt) nicht bezahlbar waren. Im Juli 2008 stand fest, dass es keine Sanierung des Hauses durch die Bremer Höhe geben würde. Immerhin gab es aber noch eine Zusage aus dem Vorstand und somit die berechtigte Hoffnung, dass die Bremer Höhe das Haus an einen von den Mieter/innen vorgeschlagenen Investor verkaufen würde. Die Bewohner/innen begaben sich wieder auf die Suche nach einem möglichen Käufer und wurden fündig. Ein Architekturbüro stellte ein Sanierungskonzept im Sinne der Mieterschaft auf. Es hätte die Schwammsanierung durch den Verkauf leer stehender Wohnungen im Haus finanziert. Jedoch hätte die Genossenschaft an diesen Interessenten ohne großen Gewinn verkaufen müssen. Dazu war sie leider nicht bereit. Dies wirkt recht befremdlich, da die Wohnungsbaugenossenschaft sich auf ihrer Website anders darstellt: „Die Genossenschaft ist nicht profitorientiert (...) da die Genossenschaft nicht den vorrangigen Zweck hat, Gewinne zu erwirtschaften. Allerdings muss auch eine Genossenschaft wirtschaftlich handeln.“

Eines ist nun sehr sicher: Die Genossenschaft Bremer Höhe eG hat das Haus Christinenstraße 33 profitabel verkauft. Dem Vorstand und dem Aufsichtsrat muss klar gewesen sein, dass dieser Verkauf an die Grundstein GmbH die jetzigen Mieter und somit ihre eigenen Genossenschaftsmitglieder in große Bedrängnis bringen dürfte.

Zurück zum Inhalt MieterEcho Nr. 330