MieterEcho 326/Februar 2008: Profi Partner - (k)ein Partner für eine behutsame Sanierung?

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MieterEcho 326/Februar 2008

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Profi Partner - (k)ein Partner für eine behutsame Sanierung?

Mieter/innen in Prenzlauer Berg wehren sich gegen drohende Verdrängung

Andrej Holm

Die Profi Partner AG ist in der Stadterneuerung von Prenzlauer Berg eine feste Größe. Neben spektakulären Sanierungsprojekten in ehemaligen Industriebauten gehört zum Kerngeschäft der Profi Partner AG der Vertrieb von modernisierten und umgewandelten Eigentumswohnungen. Die Mieter/innen im Eckhaus Göhrener Straße 1/Senefelderstraße 30-30a jedoch wehren sich gemeinsam gegen eine Modernisierung und Umwandlung ihres Hauses.

Im Spätsommer 2007 verkaufte der Alteigentümer Karl Rüster sein Objekt Göhrener Straße 1/Senefelderstraße 30-30a, ein denkmalgeschütztes Eckhaus im Sanierungsgebiet Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg. Als neuer Eigentümer firmiert die Profi Partner AG um Vorstand Dirk Germandi. Kein ungewöhnlicher Vorgang für Prenzlauer Berg, denn die Profi Partner AG erwirbt und modernisiert seit Jahren in den Sanierungsgebieten des Bezirks, in der Regel unter Aufteilung des Hauses in Eigentumswohnungen.

Doch für die Bewohner/innen des Eckhauses ändert sich mit diesem Verkauf die Wohnsituation erheblich, weicht doch die jüngere Geschichte des Hauses von den typischen Entwicklungen in den Ostberliner Aufwertungsgebieten ab. Der Alteigentümer, der sein Haus erst Ende der 90er Jahre zurückerhielt, verzichtete auf einen schnellen Weiterverkauf des Restitutionsobjekts. Die engen Bindungen an das Haus, das sich früher im Familienbesitz befand, waren zunächst größer als die Anreize des schnellen Gelds.

Zu den typischen Problemen für die Alteigentümer gehörte auch im Fall der Göhrener Straße 1/ Senefelderstraße 30-30a der Mangel an Hausverwaltungserfahrung und an Investitionsmitteln. Rüster entschloss sich daher zu einer ungewöhnlichen Lösung und stellte einen vermietbaren Zustand der freien Wohnungen mit praktischer und finanzieller Hilfe der künftigen Mieter/innen her. Mit sogenannten Mieterdarlehen - die später mit der Miete verrechnet werden konnten - wurden Gasetagenheizungen und moderne Bäder eingebaut, die meisten anderen Arbeiten aber von den Mieter/innen selbst ausgeführt. Für die Mieter/innen brachte dieses Verfahren den Vorteil, nach erhöhten Anfangsinvestitionen in einer voll ausgestatteten Wohnung zu günstigen Mietpreisen zu wohnen. Die Nettokaltmieten in den Ausbauwohnungen betragen zurzeit etwa 3,50 Euro/qm.

Kaufen, modernisieren und umwandeln

Doch die Zeit der günstigen Mieten neigt sich wohl dem Ende zu - jedenfalls, wenn es nach Germandi und seiner Profi Partner AG geht. Ende August 2007 wurde ein Kaufvertrag unterschrieben, und bereits am 3. September begehrten von Profi Partner beauftragte Firmen Einlass in die Wohnungen - ohne dass man die Mieter/innen überhaupt vom Verkauf informiert hatte. Im Oktober 2007 lud man die Mieter/innen dann zu einer Versammlung ins MachMit!-Museum. Und um das Mitmachen und Zustimmen sollte es an dem Abend tatsächlich gehen, denn die neuen Eigentümer wollten die Mieter/innen von ihren Modernisierungskonzepten überzeugen. Doch die Resonanz auf diese Offerte war nur gering. Lediglich eine Handvoll der etwa 40 Mietparteien folgte der Einladung.

Den anwesenden Mieter/innen vermittelte die Profi Partner AG in Person von Dirk Germandi und eines Herrn Martin Rasch ihre Pläne in einem Mix aus freundlicher Ansprache und handfesten Drohungen. Zum einen betonten die beiden Eigentümervertreter sehr deutlich, dass sie keineswegs irgendjemanden verdrängen wollten: "Unser Ziel ist auch, dass Sie als Mieter dort im Haus wohnen bleiben" (Rasch). Auf der anderen Seite wurden die geplanten Baumaßnahmen mit markigen Sprüchen angekündigt: "Das Haus wird komplett entkernt", es müsse "alles Alte raus" (Germandi). Und in der Tat klingen die Modernisierungspläne sehr ambitioniert: Eine Tiefgarage soll entstehen, das Dachgeschoss ausgebaut und Aufzüge installiert werden. Die komplett sanierten Wohnungen sollen als Eigentumswohnungen verkauft werden. Dieser Prozess soll bereits im Frühjahr 2008 beginnen. Obwohl die neuen Eigentümer immer wieder betonten, dass alle Mieter/innen eine Rückzugsoption haben, wurde von Beginn an auf die enormen Einschränkungen während der Bauarbeiten hingewiesen. Mit dem pauschalen Verweis auf vermutete Schäden an den Holzbalken wurden umfassende Sanierungsarbeiten in allen Wohnungen begründet. Ein Umzug während der Bauzeit sei gar nicht zu vermeiden, so die Argumentation der Profi Partner AG, "da muss man einfach raus" (Rasch). Hinsichtlich der Miethöhen versuchten die neuen Eigentümer die Mieter/innen damit zu beruhigen, dass es eine rechtlich vorgeschriebene Mietobergrenze von gegenwärtig 4,86 Euro/qm gebe, die nicht überschritten werden dürfe. Tatsächlich sind solche Grenzen bekanntlich längst gerichtlich aufgehoben, weshalb die Behauptungen der Profi Partner AG an Irreführung grenzen dürften. Es darf zumindest stark bezweifelt werden, dass sich die Mieten nach der Sanierung an den früheren Mietobergrenzen orientieren werden. Denn Mieter/innen berichteten, dass einem der ganz wenigen umsetzwilligen Mieter die Profi Partner AG eine Wohnung mit einer Warmmiete von knapp neun Euro/qm angeboten habe.

Auch ein Blick auf die sonstigen Pläne mit dem neuerworbenen Haus lässt nicht auf einen besonders behutsamen Umgang mit den Mieter/innen hoffen. So sollen eine als Treffpunkt der Hausgemeinschaft genutzte Focacceria sowie eine Konzertflügelwerkstatt, in der auch musikalische Veranstaltungen abgehalten werden, erklärtermaßen bald für immer dichtmachen.

Eigentümer droht Mieter/innen mit der bezirklichen Bauverwaltung

Ungewöhnlich heftig für eine erste - und noch dazu kaum besuchte - Mieterversammlung fühlen sich die Mieter/innen vom neuen Eigentümer unter Druck gesetzt, den noch nicht einmal verschickten Modernisierungsankündigungen zuzustimmen. Dass dabei der Bezirk und die Sanierungsverwaltung nicht als Regulationskraft für eine sozialverträgliche Sanierung, sondern als Druckmittel gegen aufmüpfige Mieter/innen dargestellt werden, dürfte nicht nur die Bewohner/innen der Göhrener 1/Senefelder 30-30a erstaunen. Originalton Germandi: "Sie sind eine Mietergemeinschaft und da müssen auch alle mitmachen. Und im Zweifelsfall wird der Bezirk den einen oder anderen dazu zwingen, dass der mitmacht. Wir haben Objekte, da haben sich Mieter drei Jahre verweigert, da hat der Bezirk am Ende das Mietverhältnis aufgehoben und er hat gesagt: 'Jetzt ist Schluss.'"

Doch die Orientierung an den bezirklichen Sanierungsreglements gilt offensichtlich nur, wenn dadurch die eigenen Interessen nicht gefährdet sind. So war bei dieser ersten Mieterversammlung von der Sanierungsverwaltungsstelle oder Mieterberatungsgesellschaft niemand anwesend. Dies war für die Profi Partner AG nicht ungünstig, denn je mehr Mieter/innen bereits vor einem Sanierungsantrag zum Auszug gedrängt werden, desto einfacher wird die spätere Zusammenarbeit mit dem Bezirk. Zwar verweist die Profi Partner AG gern darauf, dass in ihre Häuser angeblich ein großer Teil der Mieter/innen nach der Sanierung zurückkehre - doch bereits vor der eigentlichen Modernisierungsankündigung ziehen oft viele Bewohner/innen aus. Noch einmal Originalton Germandi auf der Mieterversammlung: "Sie müssen nicht warten, bis der letzte erledigt ist." So schienen die Mieter/innen eines Hauses in der Hiddenseer Straße, das ebenfalls von der Profi Partner AG modernisiert wird, vor der Einreichung der sanierungsrechtlichen Anträge bereits weitgehend ausgezogen zu sein.

Auftakt mit aufgebrochenen Türen

Auch in der Senefelderstraße wurden bald härtere Saiten aufgezogen. Am 30. November 2007 drang ein Team der neuen Hausverwaltung ProImmobilia mit dem Brecheisen in mehrere Wohnungen ein. Sie beschädigten guterhaltene alte Wohnungstüren (siehe Foto) und bauten neue Schlösser ein, obwohl sie nach Meinung der Mieter/innen keine Grundlage für dieses Vorgehen hatten. Die Mieter/innen reagierten jedoch auf die einzig vernünftige Weise: Sie riefen die Polizei, stellten Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruchs und erwirkten in einem Fall sogar die sofortige Aushändigung des neuen Wohnungsschlüssels. Dies schreckte die Hausverwaltung jedoch nicht davon ab, bereits am 4. Dezember erneut zu versuchen, in eine der bereits zuvor aufgebrochenen Wohnungen einzudringen - nur um eine zweite Anzeige und eine Unterlassungsverfügung zu kassieren. Ein furioser Auftakt jedenfalls für den Aufbau der sonst von der Profi Partner AG gern beschworenen vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Mietern. Doch die Bewohner/innen der Göhrener Straße 1/ Senefelderstraße 30-30a haben sich nicht einschüchtern lassen. Eigene Versammlungen, Beratungsgespräche mit einer Anwältin der Berliner MieterGemeinschaft und eine eigene Webseite stehen für ein Mieterkollektiv, das entschlossen scheint, die eigenen Interessen auch gegen die Methoden der Profi Partner AG durchzusetzen. Das MieterEcho wird den Konflikt in den nächsten Monaten begleiten und darüber berichten.

Sehen Sie zu diesem Beitrag bitte auch nachfolgenden Aufruf.

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