MieterEcho 315/April 2006: Haushaltsbudget entlasten

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MieterEcho 315/April 2006

 TITEL

Haushaltsbudget entlasten

Tipps zur Einsparung von Strom, Warm- und Kaltwasser sowie Heizkosten

Ulla Otte

Strom-, Wasser- und Heizkosten steigen stetig und strapazieren die Haushaltskasse. Ein genauer Blick auf den eigenen Energieverbrauch kann sich auszahlen: Denn schon mit wenigen Veränderungen im Alltag lassen sich im Jahr einige hundert Euro sparen.

Strom

Seit der Liberalisierung des Strommarkts ist man nicht mehr von einem Energieversorger abhängig und kann zu einem billigeren Anbieter wechseln. Aber auch wenn man einen Günstigen gefunden hat, kann noch mehr Sparpotenzial drin sein, wenn man Gewohnheiten ändert, seine Stromverbraucher kennen lernt und bei Bedarf Stromfresser gegen Energiesparer tauscht. Ein Strommesser analysiert den Verbrauch jedes Geräts im Haushalt. Verbraucherzentralen oder Energieversorger verleihen solche Messgeräte. Beim Berliner Stromanbieter Vattenfall (ehemals Bewag) beispielsweise gibt es sie kostenlos für eine Woche gegen Vorlage des Personalausweises. Auf Wunsch helfen Kundenberater bei der Analyse.

Das Licht macht zwar nur einen kleinen Teil des Stromverbrauchs im Haushalt aus, trotzdem ist auch dort Sparpotenzial vorhanden. Beleuchten Sie nur den Raum, in dem Sie sich gerade aufhalten und passen Sie das Licht der Nutzung an: Das allgemeine Beleuchtungsniveau kann niedrig sein, an den Arbeitsplätzen dagegen höher. Bei Leuchten, die täglich lange brennen, sollten herkömmliche Glühbirnen gegen Energiesparlampen getauscht werden. Die sind zwar teurer in der Anschaffung, sparen aber bei der gleichen Lichtausbeute rund 80% Strom und halten zehnmal so lange. Unterm Strich sorgt eine Energiesparlampe bei normaler Lebensdauer für ein Plus von rund 80 Euro in der Haushaltskasse.

Musikanlagen, Fernseher und Videorekorder bleiben häufig im Stand-by-Modus und stehen damit ständig unter Strom. Das verbraucht pro Jahr gut 70 Euro. Heimlichen Stromverbrauch kann man meist - auch z.B. bei Stehlampen - an warmen Netzteilen erkennen. Dann ist es ratsam, den Stecker zu ziehen oder eine abschaltbare Steckdosenleiste zu benutzen. Auch mit Vorschaltgeräten (ab 20 Euro) lassen sich die Leerlaufverluste durch Stand-by-Betrieb deutlich verringern. Nach wenigen Sekunden auf Stand-by trennt der Vorschalter das Gerät automatisch vom Netz. Trotzdem lässt es sich wie gewohnt mit der Fernbedienung einschalten. Beim Kauf vergleicht man den Verbrauch im Bereitschaftsbetrieb; er sollte nicht mehr als ein Watt betragen. Während Röhren-Fernseher und LCD-Geräte relativ sparsam sind - im Schnitt verbrauchen sie bei einer Größe von 36 Zoll etwa 110 bis 140 Watt - kommt ein Plasma-Gerät auf gut 100 bis 200 Watt mehr. Bei fünf Stunden Betrieb am Tag und einem Strompreis von 0,20 Euro/kWh kostet das pro Jahr 36 Euro mehr. Wenn Sie einen neuen PC brauchen, ist bezüglich des Stromverbrauchs ein Notebook sparsamer als ein Desktop-PC, denn die tragbaren Computer sind auf niedrigen Energieverbrauch ausgelegt. Faxgeräte müssen ständig empfangsbereit sein. Allerdings gibt es welche mit Sleep-Modus, der das Netzteil abschaltet. Die für die Empfangsbereitschaft notwendigen Komponenten werden von einem zweiten, sparsameren Netzteil versorgt.

Kühl- und Gefrierschränke fressen ständig Strom - etwa ein Fünftel des Gesamtverbrauchs. Hier steckt großes Sparpotenzial. Die Hersteller bieten seit 2004 sparsame Geräte in den Energieeffizienzklassen A++ bzw. A+ an, die bis zu 50% günstiger sind als die Modelle der 1980er Jahre. Kühlschränke und Gefriergeräte sollten nicht neben einem Herd, der Heizung oder in der Sonne stehen, sondern möglichst an einem kühlen Platz. Wählen Sie die optimalen Lagertemperaturen, also 5 bis 7° C im Kühlschrank, minus 18° C im Gefriergerät. Jedes weitere Minusgrad verbraucht 6% mehr Strom. Gut schließende Türen, gepflegte Dichtungen und nur kurzes Öffnen der Tür lassen nicht unnötig Kälte entweichen. Selbstverständlich gehören nur abgekühlte Speisen in den Kühlschrank. Lüftungsgitter bleiben frei, damit es nicht zum Wärmestau kommt. Eine Eisschicht kostet Energie, regelmäßiges Abtauen und sogar Reinigen der Kühlleitungen zahlt sich aus. Eine Gefriertruhe ist sparsamer als ein Gefrierschrank, dank ihrer kompakten Form verbraucht sie 15% weniger.

Moderne Herde helfen ebenfalls beim Sparen, insbesondere, wenn sie richtig genutzt werden. Zum Plattendurchmesser passende Töpfe mit ebenen Böden gewährleisten eine verlustfreie Wärmeübertragung. Eine Platte, die nur zwei Zentimeter zu groß ist, verschwendet 40%. So oft es geht, sollte ein Deckel auf den Topf - das spart ein Drittel Energie. Schließlich kann man auch Restwärme gut nutzen und den Herd schon früher abschalten. Gerichte mit einer Garzeit von über 40 Minuten kochen im Schnellkochtopf 40% günstiger. Im regelmäßig entkalkten Wasserkocher wird Wasser preiswerter heiß. Der Backofen sollte nur für größere Mengen benutzt werden. Er muss bei modernen Geräten und Umluftbetrieb nicht vorgeheizt werden. In Haushalten, in denen ein Gasanschluss liegt, lohnt die Anschaffung eines Gasherds. Der höhere Kaufpreis macht sich durch seine Effizienz nach wenigen Jahren bezahlt. Dunstabzugshauben können beim Erwärmen oder Garen geruchsarmer Speisen ausgeschaltet bleiben. Die Filter sollten zum Effizienzerhalt regelmäßig gereinigt oder getauscht werden.

Neue Geschirrspüler sind sparsamer als das Spülen von Hand. Maschinen aus den 1980er Jahren verbrauchen bis zu 40% mehr Strom als neue. Auch beim Betrieb kann man sparen: Das Vorspülen ist überflüssig, denn bleibt die Klappe verschlossen, trocknen Speisereste in der Maschine nicht so schnell an. Fast immer kann ein Sparprogramm benutzt werden. Größere Maschinen sind bezogen auf ein Gedeck sparsamer als kleine. Wenn die Geräte an die Warmwasserversorgung angeschlossen werden können, wird kein Strom zum teuren Aufheizen des Wassers benötigt. Ebenfalls ans Warmwasser angeschlossen werden können neuere Waschmaschinen. Kochwäsche fällt eigentlich nur im medizinischen Bereich an, normale Keime werden schon bei 60°C abgetötet. Damit sparen Sie rund 30% Energie verglichen mit dem 95°C-Waschprogramm. Wäsche trocknet kostenlos an der Luft. Zeit und Platz sparende Wäschetrockner laufen am günstigsten, wenn Sie die Füllmenge ausnutzen und die Gebrauchsanweisung beachten.

Wasser

Tropft der Wasserhahn? Sechs Tropfen in zehn Sekunden summieren sich auf zwölf Liter täglich. Im Jahr fließen so 4000 Liter durch den Abfluss. In der Regel ist die Dichtung mit wenig Aufwand ausgetauscht. Einfache Wasserhähne lassen bis zu 35 Liter pro Minute durch. Luftsprudler - Perlatoren - senken den Durchfluss bis auf acht Liter und lassen sich meist einfach auf den Hahn schrauben. Das Wasser sollte nur so lange wie nötig laufen: Beim Zähneputzen sind schnell mal 50 Liter Wasser verbraucht, mit einem Zahnputzbecher nur ein Bruchteil davon. Viermal so hoch sind die Kosten für ein Vollbad verglichen mit einer Dusche. Ein Vier-Personen-Haushalt kann im Jahr über 300 Euro Energie- und Wasserkosten sparen, wenn nicht gebadet, sondern geduscht wird. Auch für Duschen gibt es Sparsets, die den Durchfluss begrenzen. Armaturen mit Temperatureinstellung sparen aufwändiges Regulieren bei laufendem Wasser. Bei der WC-Spülung sollten Sie so oft wie möglich die Spartaste drücken; nachträglich eingebaute Einbauschwimmer reduzieren die Wassermenge im Spülkasten von im Schnitt neun auf sechs Liter. Auch undichte Spülungen vergeuden Wasser, es können pro Tag ein paar hundert Liter sein.

Achten Sie beim Kauf einer neuen Spül- oder Waschmaschine auf deren Wasserverbrauch. Moderne Waschmaschinen geben sich mit rund 40 Litern zufrieden - fast drei Viertel weniger als ältere Modelle. Informationen über sparsame Geräte gibt es bei der Verbraucherzentrale oder in Testberichten (z. B. Stiftung Warentest). Sogar mit einem neuen Gerät lässt sich noch sparen, indem Sie das Volumen ausnutzen. Ein Spüldurchgang mit nur zwei Gedecken oder eine Wäsche mit zwei Hosen verschwendet Wasser und Energie. Seien Sie beim Kochen nicht zu großzügig. Kartoffeln und Gemüse werden auch in wenig Wasser gar, der Topf kocht nicht über und mehr Nährstoffe bleiben erhalten. Putzen Sie kein Gemüse unter fließendem Wasser. Reste aus dem Wasserkocher können hervorragend zum Blumengießen genutzt werden. Übrigens: Lebensmittelverpackungen mit dem grünen Punkt müssen nicht gespült werden. Es reicht aus, diese "löffelrein" in die Gelbe Tonne zu geben.

Heizung

Rund 70% der im Haushalt verbrauchten Energie gehen fürs Heizen drauf. Auch wenn Mieter auf den Wirkungsgrad der Heizung wenig Einfluss haben, können sie etwas tun. Jedes Grad Raumtemperatur weniger spart etwa 7% Heizkosten. Für Wohn- und Kinderzimmer oder Küche reichen 20°C, im Bad 21°C und im Schlafzimmer 14°C aus. Nachts und wenn alle außer Haus sind, empfiehlt es sich, die Heizung herunterzufahren. Aber nicht ganz abstellen, denn wenn es kalt ist, kühlen bereits nach ein paar Stunden Wände und Fußböden aus. Danach muss umso kräftiger geheizt werden und die erhoffte Ersparnis wird verschenkt. Gluckert die Heizung, ist zu viel Luft darin. Der Heizkörper gibt weniger Wärme ab und sollte entlüftet werden: Oben an der Seite befindet sich meist ein Entlüftungsventil. Einen Lappen oder Becher darunter halten und mit einem Schraubenzieher langsam aufdrehen, bis etwas Wasser austritt, dann das Ventil wieder schließen. Kommt kein Wasser, muss das Heizungssystem nachgefüllt werden. Undichte Türen und Fenster treiben den Energieverbrauch ebenfalls in die Höhe. Eine flackernde Kerze zeigt an, wo es zieht. Dichtungsbänder (z. B. aus dem Baumarkt) sorgen für Abhilfe, undichte Fugen können mit Silikon gefüllt werden. An Türunterkanten stoppen selbstklebende Dichtungsschienen die Zugluft. Vor der Haustür hilft ein Vorhang aus dickem Stoff oder ein Zugluftstopper. Trotz aller Energiesparbemühungen sollten Sie richtig lüften. Sind Fenster und Türen nur gekippt, entweicht teure Wärme, deshalb besser mehrmals am Tag gut durchlüften. Luft in Innenräumen ist relativ feucht und muss regelmäßig gegen frische Luft mit relativ geringer Feuchte ausgetauscht werden. Kondensiert die feuchte Luft auf kalten Innenwänden, kann gesundheitsschädlicher Schimmelpilz entstehen.

Übrigens: Wenn der neue Energiepass (s. nachfolgenden Beitrag, die Red.) Pflicht wird, sollte man sich diesen bei der Wohnungssuche vom Vermieter zeigen lassen. Geringere Heizkosten sind gerade bei steigenden Energiepreisen ein echtes Argument für eine Wohnung, bei der die Grundmiete vielleicht etwas höher ist.

Wassersparen sinnlos?

Die Berliner Wasserbetriebe halten nicht viel vom Wassersparen: Auf ihrer Homepage im Internet steht, dass der "Wassergebrauch" in Berlin von 270 Mio. Kubikmetern im Jahr 1992 auf 201 Mio. Kubikmeter im Jahr 2004 zurückgegangen ist und die Berliner Haushalte im Durchschnitt statt 138 nur noch 117 Liter pro Person und Tag nutzen. Berlin und das Umland hätten gute Grundwasservorkommen und der gesunkene Verbrauch führe durch höhere Grundwasserstände zu Schäden. Außerdem sei es "ein Trugschluss, dass dem Einsparen von Wasser und Abwasser eine entsprechende Kostenreduzierung gegenüberstehen würde": Der Fixkostenanteil der Wasserver- und Abwasserentsorgung betrage etwa 80 bis 90%. Eine notwendige Anhebung der Kubikmeterpreise verstärke die Sparbemühungen und führe dadurch wieder zu Mehrkosten, die an die Kunden weitergegeben werden müssten. (Zu den Preiserhöhungen, die aufgrund der Teilprivatisierung erfolgten, ist an dieser Stelle natürlich nichts zu erfahren. Hierzu berichtete das MieterEcho mehrfach, eine kurze Zusammenfassung finden Sie auf S. 14 und 15 in diesem Heft, die Red.)

*) Diagramme aus: "Privatisierung und Kommerzialisierung als Herausforderung regionaler Infrastrukturpolitik, Eine Untersuchung der Berliner Strom-, Gas- und Wasserversorgung sowie Abwasserentsorgung", Autor/in: Jochen Monstadt u. Ulrike v. Schlippenbach, Hg. Forschungsverbund netWORKS, www.networks-group.de

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