Mieterecho - Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Nr. 295/ 2003

Algen statt Hofbepflanzung

oder Mieter wehren sich erfolgreich gegen Mebes & Wullinger

Aus dem Hause Winterfeldtstr. 25 berichtet unser Sonderkorrespondent:

Was wir immer schon wussten, aber natürlich erst jetzt nachweisen können:

Das Haus wird rein spekulativ verwertet.

Seit drei Jahren ist von Sanierung die Rede, statt dessen wird die Verwüstung fortgesetzt. Die Zerstörung der Hofbepflanzung war der Auftakt, inzwischen sind die Dachrinnen verstopft, läuft das Regenwasser an den Außenwänden herunter und es zeigt sich großflächiger Algenbewuchs. Ganze Teile des Hauses - einzelne Aufgänge - stehen leer. Die Mieter wurden hinaus geklagt, hinaus gekauft, hinaus schikaniert. In diesen Teilen des Hauses könnte längst saniert worden sein oder es könnte spätestens jetzt saniert werden. Aber nichts geschieht.

Mittlerweile hat der Frost die Zerstörung fortgesetzt. Es wurden zu Winteranfang keine Schutzmaßnahmen getroffen, die Wasserleitungen sind eingefroren und beim Auftauen geplatzt. Ein ganzer Aufgang, d.h. mehrere übereinander liegende Wohnungen gerieten völlig unter Wasser bis der Schaden zufällig bemerkt wurde.

Das ist das Negative!

Wo bleibt das Positive?

Voilà:

1. Wiederherstellung der Gasversorgung

Die Gasversorgung für das ganze Haus - ca. 15 Mietparteien - infolge eines Defekts in einer Wohnung wurde unterbrochen. Jedoch ist der Versuch von Mebes & Wullinger, den Mietern die zwangsweise Anschließung an die noch zu bauende Zentralheizung aufzunötigen, misslungen. Die Anwälte der Mieter erwirkten einen Gerichtsbeschluss zur Wiederherstellung der Gasversorgung auf Kosten des Vermieters. Die Instandsetzungsarbeiten stehen vor dem Abschluss.

2. Festsetzung des B-Plans

Außerdem wurde der B-Plan am 17.12.2002 rechtzeitig vor Ablauf der Veränderungssperre (20.12.2002 ) festgesetzt. Die weitere bauliche Nutzung des Grundstücks Winterfeldtstr. 25 - etwa durch den Dachausbau - wird damit untersagt. Das Haus Winterfeldtstr. 25 steht zwar seit Jahren wieder zum Verkauf, jedoch liegt beim Bezirk ein Bauantrag von Mebes & Wullinger vor, der einen umfangreichen Dachausbau vorsieht, und der den künftigen Erwerbern angedient werden soll. Da wird eine Revision fällig.

3. Datenschutzbeauftragter rügt die Webseite von Mebes & Wullinger

Dr. Reto-Gino Mebes versucht mit der Webseite der Mieter zu konkurrieren. Welch dilettantisches Bemühen! Seine Seite ist nicht nur parvenühaft und ohne Witz, jetzt musste ihm auch der Datenschutzbeauftragte Nachhilfe erteilen. Man veröffentlicht eben keine persönlichen Daten seiner Mieter. Auch wenn man ein kleiner Doktor beider Rechte ist!

4. Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit

Über den Widerstand der Mieter wurde im Laufe des Jahres mehrfach - auch im Fernsehen - bundesweit berichtet. Zu Anfang des Jahres 2002 wurde das Zählwerk der Website www.w25.de auf Null gestellt: Aktueller Stand: 33.500 Zugriffe! Welcher Schweizer Hauseigentümer hat eine derartige Popularität? Seine Eltern sind sicher stolz auf ihren Reto-Gino.

5. "Ginos Häuser" wachsen zusammen

Die Erkenntnis, dass die Herstellung von Öffentlichkeit ein zuverlässiger Schutz ist, hat sich auch in anderen Häusern von Mebes & Wullinger durchgesetzt. Die jüngste Kooperation: Das Haus Rheinsberger Str. 17 steht zwar erst im Begriff an Mebes & Wullinger zu fallen, aber es könnte dem rechtzeitigen Widerstand der Mieter zu danken sein, wenn alles ganz anders kommt.

Spendenkonto:

In der Folge der vielen Anfragen, wie man den Mieterwiderstand von außen unterstützen kann ist das Spendenkonto nun eröffnet. Die Mieter lassen es treuhänderisch von der Berliner MieterGemeinschaft e.V. (Internet: http://www.bmgev.de) führen.

Berliner MieterGemeinschaft e.V.
Kennwort: "Winterfeldtstr. 25"
Kto.-Nr. 0 694 933 103
Postbank Berlin BLZ 100 100 10

Die Spenden werden ausschließlich verwandt für Kosten, die im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die Eigentümer des Hauses Winterfeldtstr. 25 entstehen.