MieterEcho
Nr. 272 - Januar/Februar/März 1999

Editorial

 

Veränderungen sind unvermeidlich. Berlin wird Hauptstadt, real und unwiderruflich, scheint es nach der letzten Bundestagswahl. Kaum kann es sich wirklich jemand vorstellen, aber die Berliner Republik wird hier in Berlin ihren Platz nehmen wollen, eines Tages. Noch aber ist Berlin ein Mythos, ortgewordener Mythos. Mythos der zwanziger Jahre, die kodderige, schnodderige Hauptstadt, rotzfrecher Neuling im Kreise der würdigen Weltstädte.

Mythos Westberlin, von Wim Wenders einmal filmisch und von Uwe Rada immer und immer wieder liebevoll journalistisch inszeniert. Mythos Berlin, Hauptstadt der DDR, einem Teil der Berliner eine lebendige, warme Heimat, von anderen diffamiert als kalte asiatische Leere.

Mythos aber auch schon Berlin nach der Wende, Berlin die Baustelle, Berlin der Zwischenzeit, Berlin im Zeitfenster. Simone Hain beschäftigt sich mit dieser Zwischenzeit und ihren temporären, ihren fast schon sympathischen Wegwerfeliten.

Ida Schillen zieht Bilanz der Privatisierungsstrategien der Rot-Schwarzen Koalition, und C. Reich erkennt in Momper, den politischen Vertreter einer neuen Gründerzeit, den erfolgreichen Recycler des Zille-Mythos und befürchtet unter dieser politischen Führung für die Mieter und andere ähnliche Verhältnisse wie anno dazumal.

Doch diese Zeiten haben endgültig ein Mythos zu bleiben.

Ihr MieterEcho

 

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