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MieterEcho online – 26.02.2011

Wohnungsmarkt in Charlottenburg: „Ein Kiez gerät an seine Grenzen.“

 

Wenn sich die Immobilienzeitung, eine Publikation der Immobilienwirtschaft, die eher an einem Markt mit knappen Angebot interessiert ist, um Wohnungsmangel sorgt, dann hat das eine ganz besondere Aussagekraft.

„In Berlins gutbürgerlichem, innerstädtischem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf steigt die Nachfrage nach Wohnungen stärker, als neu gebaut wird. Der jährlich um gut tausend Menschen wachsende Stadtteil muss, falls nicht gegengesteuert wird, in elf Jahren mit einem »akuten Wohnungsmangel«, also weniger als zwei Prozent Leerstand rechnen. Das ist das Ergebnis einer Studie von BulwienGesa im Auftrag des Regionalmanagements City West“, so die Immobilienzeitung vom 10.2.2011.

Die Preise für Eigentumswohnungen klettern zwar, und das sei eigentlich eine gute Nachricht, für das Blatt, dennoch regen sich Bedenken: Es wird nicht genug gebaut. „Damit meint der erfahrene Westberliner Immobilienmakler und Vorstand der AG City, Gottfried Kupsch, ausdrücklich nicht den Luxusbereich, sondern bezahlbaren Wohnraum, »beispielsweise für Facharbeiter«“, schreibt weiter die Immobilienzeitung.

„Insgesamt wurden seit dem Jahr 2000 im Schnitt lediglich rund 160 neue Wohnungen im Jahr im Bezirk mit seinen 320.000 Einwohnern errichtet.“ Der Grund für diesen Missstand wird in dem Überhang an Büroplanungen gesehen.

„Beispiel: Das Gewerbegebiet Spreestadt Charlottenburg. Entlang des Wassers haben sich »hochprofessionelle Immobilienfirmen« attraktive Grundstücke gesichert, um irgendwann Büros zu bauen. Da Kontore (Leerstand Ende 2010 in Berlin: knapp 1,5 Mio. m²) derzeit aber neben Hotels »das Letzte seien«, was die Stadt brauche, lägen die Areale brach.“

Das Planungsrecht verhindere, dass statt Büros einfach Wohnungen gebaut werden. Einerseits befürchten die Grundstückseigentümer, dass Wohnungen in der Nachbarschaft die Genehmigung für die Gewerbeprojekte verhindern können, zum anderen würden sie nur mit erheblichen Verlusten aussteigen können.

Eine Möglichkeit: die Umwandlung von leerstehenden Büroräumen in Wohnungen scheitert. Um den Ernst-Reuter-Platz sind 40.000 m² Büroräume ungenutzt und gleichzeitig sucht das Studentenwerk der Technischen Universität Wohnraum für die Studenten.

Hier zeigen sich Widersprüche des Marktes krass, und überdeutlich wird das Versagen einer sich „rot-rot“ nennenden liberalen Regierung. Unfähig zur Wohnungspolitik müssen sich die Parteien von den Immobilienverbänden Vorschläge zur Behebung des Marktversagens machen lassen. Dass diese Vorschläge, den Investoren öffentliche Grundstücke zu schenken, eine Frechheit sind, muss nicht besonders betont werden. Dass aber diese Parteien zu Recht die Adressaten solcher Zumutungen sind, ist der eigentliche politische Skandal.
 

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