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MieterEcho online 07.12.2014

Handel von Wohnungen an der Börse boomt

In der ersten Jahreshälfte hat es laut Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) acht Transaktionen von Wohnungspaketen von mehr als 10.000 Wohnungen gegeben und insgesamt 22 von Paketen mit mehr als 800 Wohnungen. 236.000 Wohnungen wurden demnach bundesweit in größeren Paketen verkauft, 2014 könnte der Handel damit wieder ähnliche Größenordnungen wie in den Jahren 2004 und 2005 erreichen, wo jeweils über 350.000 Wohnungen gehandelt wurde. Nur in den Jahren 2008 bis 2010 war der Wohnungshandel aufgrund der Finanzkrise eingebrochen. Die Großtransaktionen sind in diesem Jahr vor allem darauf zurückzuführen, dass verschiedene Finanzinvestoren ihre Wohnungsbestände an der Börse verkaufen. Goldman Sachs stieg bei der LEG Immobilien AG aus, die Fortress Investment Group bei der GAGFAH Group und Terra Firma Capital Partners bei der Deutschen Anningtion. Das bedeutet, dass bei diesen Transaktionen nicht ein konkretes Wohnungspaket den Besitzer wechselte, sondern prozentuale Anteile an einem bestimmten Unternehmen, die wiederum in eine Zahl von Wohnungen umgerechnet werden können. Zudem tätigte die Deutsche Annington mit über 30.000 Wohnungen Zukäufe in Schleswig-Holstein, Bremen und Nordrhein-Westfalen, die Dewag GmbH mit 11.500 Wohnungen wurde komplett von einem US-amerikanischen Investor übernommen. Seit 2011 gewinnt der Börsenhandel mit Wohnungen immer mehr an Bedeutung, beteiligt daran sind u.a. die GSW Immobilien AG, die GAGFAH Group, die Deutsche Annington SE und die LEG Immobilien AG.

Zu beobachten ist laut BBSR der Ausstieg von angelsächsischen Unternehmen aus dem deutschen Markt. Akteure aus anderen europäischen Ländern haben dagegen an Bedeutung gewonnen, wie etwa die in Luxemburg gemeldete Adler Real Estate AG und die österreichische BUWOG AG. Bei 99 Prozent der Verkäufe im ersten Halbjahr 2014 handelte es sich um Wiederverkäufe, d.h. um Wohnungsportfolios, die bereits mindestens einmal zuvor den Besitzer gewechselt haben.

Schwerpunkte des Wohnungshandels seit 1999 sind die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Berlin mit 735.000 bzw. 644.000 verkauften Wohnungen in den vergangenen 15 Jahren (einschließlich Mehrfachverkäufen). Dabei hat besonders Berlin mit 171.000 Wohnungen seit 1999 einen Ausverkauf kommunaler Bestände betrieben, gefolgt mit weitem Abstand von Sachsen, das in dem Zeitraum 57.000 kommunale Wohnungen veräußert hat. Nach der Phase der großen Verkäufe bis zum Jahr 2007 haben die kommunalen Wohnungsunternehmen in Berlin allerdings begonnen, ihre Bestände wieder zu erhöhen. Bis 2014 wurden 78.000 Wohnungen zugekauft.
Die gute Nachricht des Jahres 2014 ist, dass die öffentliche Hand in keinem Bundesland größere Wohnungsbestände veräußert hat.
Lokal zeigen auch die „kleineren“ Transaktionen von 100 bis 800 Wohnungen Wirkung. Hier haben sich in den letzten Jahren die schwedische Akelius GmbH, die Deutsche Invest Immobilien GmbH, die Estavis AG und die Wertgrund Immobilien AG hervorgetan. Berliner Mieter/innen dürfte vor allem die Akelius GmbH ein Begriff sein, über die an dieser Stelle mehrfach berichtet wurde.

Jutta Blume

Zum BBSR-Bericht: http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/AnalysenKompakt/2014/DL_10_2014.pdf?__blob=publicationFile&v=2

 

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