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MieterEcho online 25.05.2021

Vonovia will Deutsche Wohnen übernehmen - die Berliner SPD ist begeistert

Die größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia plant erneut die Übernahme des Konkurrenten „Deutsche Wohnen“ (DW). Am Montagabend gab der Konzern bekannt, dass er den Aktionären des zweitgrößten Unternehmens der Branche ein Übernahmeangebot von 53,03 Euro pro Aktie machen werde. Das läge knapp 18% über dem Schlusskurs des DW-Papiers vom Freitag. Das Gesamtvolumen der Transaktion betrüge 18 Milliarden Euro. Der neue Megakonzern würde dann über 550.000 Wohnungen mit einem Gesamtwert von mehr als 80 Milliarden Euro verfügen. Der derzeitige Börsenwert liegt bei 48 Milliarden Euro. Alleine in Berlin brächte es der fusionierte Konzern auf ein Portefeuille von über 150.000 Wohnungen. Das neue Unternehmen soll den NamenVonovia SE führen. Die Zentrale soll in Bochum bleiben, aber auch in Berlin wird es einen Firmensitz geben.

Im Vorfeld der Übernahme, die bis Ende Juli abgeschlossen sein soll, gab es seit Monaten intensive Verhandlungen zwischen dem Management und hochrangigen Vertretern des Berliner Senats, von denen in der Öffentlichkeit aber nichts bekannt wurde. Federführend waren dabei der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Finanzsenator Matthias Kollatz (beide SPD). Nach jetzigem Kenntnisstand waren die Koalitionspartner Grüne und Linke nicht daran beteiligt – obwohl die Linke im Senat das Ressort für Stadtentwicklung und Wohnen leitet.

Angesichts der zu erwartenden Proteste gegen die Megafusion gerade in Berlin präsentierten Müller, Kollatz und die Konzernmanager am Dienstag einen „Zukunfts- und Sozialpakt Wohnen“. Demnach sollen die Mieten in den Vonovia-Wohnungen in den kommenden drei Jahren um höchstens ein Prozent pro Jahr erhöht und die Umlage von Modernisierungskosten auf zwei Euro/qm pro Quadratmeter begrenzt werden. Zudem sollen 20.000 Wohnungen an die kommunalen Wohnungsgesellschaften verkauft werden. Dazu kommt ein noch nicht genau quantifiziertes Neubauprogramm des Konzerns im unteren und mittleren Preissegment.

 

Die Vereinbarung habe „herausragende Bedeutung“ für die Lösung der Wohnungskrise in Berlin, betonte Müller. Das Problem der explodierenden Mieten könnten Wirtschaft und Politik nicht gegeneinander, sondern nur miteinander lösen. Nicht erfasst wird allerdings ein besonders profitables Geschäftsmodell von Vonovia: Die Neuvermietung zuvor umfassend modernisierter Wohnungen, die keinerlei Mietpreisregulierungen unterliegt.

Das politische Kalkül des SPD ist offensichtlich. Der Debatte über eine Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne und dem diesbezüglichen Volksbegehren soll der Wind aus den Segeln genommen werden. Auch die Grünen können zufrieden sein – war es doch stets ihr Ziel, „auf Augenhöhe“ mit den Wohnungskonzernen über eine „soziale Flankierung“ der renditegetriebenen Wohnungswirtschaft zu verhandeln ohne die Eigentumsverhältnisse anzutasten. Der künftige Berliner Senat wird diese Steilvorlage für eine Exit-Strategie aus dem möglicherweise positiven Ausgang des Volksentscheids dankbar aufnehmen.

Rainer Balcerowiak

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