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MieterEcho online 24.04.2020

Vonovia will erneut Deutsche Wohnen übernehmen

Laut Medienberichten vom Donnerstag liebäugelt der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia erneut mit einer Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen. Ein erster Übernahmeversuch vor vier Jahren war an deren Widerstand gescheitert. Laut der Agentur Reuters plant Vonovia aber keinesfalls eine „feindliche Übernahme“ sondern strebt eine einvernehmliche Lösung an, für die auch die Zustimmung des Berliner Senats eingeholt werden soll.  Ein Zusammenschluss der beiden Branchenriesen hätte für Berlin besondere Bedeutung. Dort entstünde ein quasi konkurrenzloser Marktriese mit fast 150.000 Wohnungen. 

Der Zeitpunkt des gezielt lancierten Übernahmeplans überrascht auf den ersten Blick. Denn gerade in Berlin befürchtet die Immobilienbranche derzeit empfindliche Einbußen durch den Mietendeckel, mit dem Mieten im Bestand für fünf Jahre eingefroren und bei Neuvermietungen bei einem nach Baualtersklassen differenzierten Höchstwert gedeckelt werden. Auch die Möglichkeiten für Modernisierungsumlagen werden für diesen Zeitraum deutlich eingeschränkt. Allerdings scheint man in der Branche verhalten optimistisch zu sein, dass der Mietendeckel  in seiner bisherigen Form keinen Bestand vor dem Bundesverfassungsgericht haben wird. Entsprechend reagierten auch die Aktionäre der Deutsche Wohnen. Das im zweitwichtigsten Index MDax an der Börse gelistete Wertpapier legte am Donnerstag um rund fünf Prozent auf knapp 37 Euro zu. Kurz nach Inkrafttreten des Mietendeckels war die Aktie Anfang März kurzzeitig auf unter 30 Euro abgestürzt. Der Zeitpunkt des Vonovia-Vorstoßes dürfte auch damit zu tun haben, dass die Deutsche Wohnen bald in den Leitindex DAX aufgenommen werden könnte, was den Unternehmenswert beträchtlich erhöhen und eine Übernahme entsprechend teurer machen würde. Den Börsenwert eines fusionierten Konzerns schätzen Analysten auf 36-40 Milliarden Euro, das wäre rund drei Mal soviel, wie derzeit der Wert der Deutschen Bank beträgt.

Für Berliner Mieter/innen würde eine Übernahme mit Sicherheit nichts Gutes bedeuten, da der neue Branchenriese seine Marktmarkt rigoros zur Profitmaximierung einsetzen würde. Daher bleibt die Vergesellschaftung aller privaten Wohnungsbaukonzerne für die Mieterbewegung ebenso auf der Tagesordnung wie die Verteidigung und Umsetzung des Mietendeckels, eine langfristige durchgreifende Mietenbegrenzung im Bestand sowie ein engagiertes kommunales Neubauprogramm.

Rainer Balcerowiak  

 

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