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MieterEcho online 03.12.2012

Geschäftsmodell Studentenwohnheim

Beim studentischen Wohnraummangel ist weiter keine Lösung in Sicht. [Jutta Blume]

31.500 Erstsemester/innen nahmen im Wintersemester 2012/13 in Berlin ein Studium auf. Bei steigenden Mietpreisen und einem beengten Wohnungsmarkt steigt die Nachfrage nach Plätzen in Studentenwohnheimen. Auch für ausländische Studierende sind diese oftmals die einzige Möglichkeit, einen Wohnraum zu finden (Vgl. ME 354). Die Zahl der Wohnraumplätze hat sich in Berlin in den letzten Jahren kontinuierlich verringert, bei einer steigenden Zahl an Studierenden. Das Studentenwerk Berlin verfügt zur Zeit über 9.500 Wohnplätze. Die Wohnheime werden ohne Zuschüsse der Stadt betrieben, lediglich die Liegenschaften wurden vom Land Berlin zum Zweck des studentischen Wohnens überlassen. Der Rückgang der Plätze ist zum Teil damit zu erklären, dass die Verträge für kleinere Objekte, die das Studentenwerk als Generalmieter angemietet hatte, auslaufen, oder die Mieten für diese schlichtweg zu teuer geworden sind.

Ende November standen in Berlin noch 1.100 Studierende auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz. Das entspricht ungefähr der Größenordnung, in der das Studentenwerk Neubau fordert. SPD und CDU streben laut Koalitionsvereinbarung an, den Anteil an studentischen Wohnheimplätzen zu erhöhen, „zum Beispiel in Kooperation mit den landeseigenen Wohnungsgesellschaften“. Geschehen ist bislang jedoch nichts, was bei der geringen Zahl an geplanten Neubauwohnungen der Wohnungsgesellschaften auch kaum verwundert. „Aufstockungen sind gewünscht, aber derzeit nicht in Aussicht. Das Studentenwerk Berlin geht davon aus, dass zwischen 500 und 1000 Wohnheimplätze für den Wissenschaftsstandort Berlin sehr wünschenswert wären, besonders in Hochschulnähe bzw. im Stadtzentrum“, erklärt Jürgen Morgenstern, Pressesprecher des Studentenwerks Berlin.
Auch Bundesbauminister Peter Ramsauer nahm sich Ende November bei einem Runden Tisch zusammen mit dem Gesamtverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen verbal der studentischen Wohnungsnot an. Lösungen gab es bei diesem Treffen nicht, es wurde lediglich festgestellt, dass bundesweit 70.000 Wohnheimplätze fehlen. Die Schaffung von günstigem Wohnraum für Studierende sei Ländersache, so der Minister. Der Vorschlag Ramsauers, Studierende in leer stehenden Kasernen unterzubringen, wird kritisch zu prüfen sein. Zum einen stehen nicht in jeder Stadt leere Kasernen, zum anderen müssten diese entsprechend umgebaut werden, zahlen sollen dies die Studentenwerke.

Immobilienfonds für Wohnheime
Während die öffentliche Hand es bei Ankündigungen belässt, entdecken private Investoren die studentische Wohnungsknappheit als lukratives Geschäft. In Berlin nehmen inzwischen private Investoren den Wohnheimbau in die Hand. In Lichtenberg wird ein Plattenbau an der Frankfurter Allee, der ehemals Büros beherbergte, zum „Quartier 216“ umgebaut. Die 438 Wohnungen sind 22 bis 40 Quadratmeter groß und sollen zwischen 300 und 572 Euro Warmmiete im Monat kosten. Die Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee will in Adlershof 377 Apartments und WG-Zimmer bauen, die dann zwischen 340 und 390 Euro warm kosten sollen. An der Köpenicker Straße in Mitte baut die die International Campus AG ein Wohnheim der Luxusklasse mit Concierge- und Reinigungsservice. Unter dem Markennamen „The Fizz“ hat das Unternehmen bereits ein Wohnheim in Bremen eröffnet und baut außerdem in Bayreuth und Freiburg. Für das Wohnheim in Bremen legte dabei die Kapitalpartner Konzept GmbH einen Immobilienfonds auf. Auch die Analysten der BulwienGesa AG sehen Immobilienfonds für studentisches Wohnen als sicheres Geschäftsmodell: „Bei entsprechender Lage, Infrastruktur- und Wohnqualität werden Nettoanfangsrenditen von 5 bis 6 % erzielt.“ Jürgen Morgenstern vom Berliner Studentenwerk beurteilt die private Bautätigkeit kritisch: „Investoren wollen ihre Kosten amortisiert wissen und am Ende Gewinne machen. Das deckt sich nicht mit dem Auftrag und dem Selbstverständnis des Studentenwerks Berlin: wir bieten Wohnraum zu fairen Preisen ohne jegliche Gewinnabsicht.“ Solange der Berliner Senat nichts für den Neubau von günstigen Wohnungen für Studierende tut, wird die Mehrzahl von ihnen aber wohl zu unfairen Preisen wohnen müssen.
Siehe auch:

http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/wohnungsnot-der-studenten.html ,

http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/studenten-wohnungsnot.html

http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/pantera-studentenwohnungen.html .

 

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