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Anwohner/innen der Roten Insel fanden vor wenigen Tagen einen merkwürdigen Aushang vor. Angeblich stammte er von der grünen Kandidatin für das Abgeordnetenhaus, Catherina Pieroth-Manelli. Der Zettel hatte weder Kontaktadresse noch Impressum, am meisten irritierte jedoch dieserInhalt: „Der Innenausbau des Gasometers bis zum letzten Ring bereitet vielen Nachbar*innen, Denkmal- und Naturschutzverbänden große Sorgen. Auch mir! Dass sich die Oberste Denkmalschutzbehörde und ihr Dienstherr, Klaus Lederer, zum Schutz dieses Industriedenkmals bislang nicht klar positioniert haben, ist nicht nachvollziehbar. Denn ihre Einschätzung ist hier maßgeblich.“

Da wundert sich die Nachbarschaft, denn es dürfte doch allen bekannt sein, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Als im November 2020 in Medienberichten suggeriert wurde, der Senat würde einer Höherbebauung des Gasometers zustimmen, widersprach Lederer im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses am 30. November. Er rechnete allerdings schon damals damit, dass es immer wieder zu solchen Pressemeldungen kommen könne, wenn irgendwer meine, es nütze seinenInteressen (MieterEcho online, 23.12.2020: Wer entscheidet im Bezirk? [1])

Die bezirkliche Linkspartei vermutet, Pieroth-Manelli fürchte eine grüne Wahlschlappe und versuche nun den Gasometer-Ausbau, „den ihr Parteikollege Oltmann zuletzt energisch und gegen alle Bedenken der Anwohner betrieben hat, der LINKEN in die Schuhe zu schieben“. BezirksvorsitzenderAlexander King: „Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten“ Er erinnert daran, dass es die Grünen waren, die in der BVV für den Innenausbau gestimmt hätten, während dieLINKE dagegen protestiert hätte. (Presseerklärung vom 14.09.2021 [2]). Die BI Gasometer retten bezeichnet den Aushang prägnant als „Wahlkampf-Fake-News“ (Blogbeitrag mit Aushang [3])

Das MieterEcho hatte zuletzt im August berichtet, dass Stadtrat Oltmann die Höherbebauung damit begründet hatte, dass EUREF-Eigentümer Reinhard Müller bereits einen Mietvertrag über ein Bürogebäude im Inneren des Gasometers abgeschlossen habe. Darum meinte der Bezirk, die ursprünglich mit dem Denkmalamt abgestimmten Pläne einer niedrigeren Bebauung ändern zu müssen. Im Beteiligungsverfahren wurden die Bedenken des Landesdenkmalamtes durch das Bezirksamt weggewogen. (Schöneberger Gasometer wird zum schwarzen Klotz [4]).

Pieroth-Manelli ist die Tochter des skandalumwitterten Weinhändlers und früheren Berliner Finanz-und Wirtschaftssenators Elmar Pieroth. 2016 kam sie mit einem Direktmandat des Wahlkreises Schöneberg Süd ins Abgeordnetenhaus. Nach einem Bericht des Tagesspiegel steht sie zu dem Aushang (Tagesspiegel, 16.09.2021: [5]) In ihrer Wahlwerbung führt sie an, dass sie seit 20 Jahren hier lebt. Entweder kennt sie sich trotzdem nicht in ihrem Wahlkreis aus, oder verbreitet mit AbsichtFake News.

Elisabeth Voß

[1] www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/gasometer-und-oltmann/
[2] www.dielinke-tempelhof-schoeneberg.de/nachrichten/detail/news/gasometer-luege-der-gruenen/
[3] www.gasometer-retten.de/2021/09/16/ein-starkes-stueck-gruene-wahlkampf-fake-news-zum-gasometer/
[4] www.bmgev.de/mieterecho/archiv/2020/me-single/article/schoeneberger-gasometer-wird-zum-schwarzen-klotz/
[5] https://www.tagesspiegel.de/berlin/umstrittener-ausbau-des-gasometers-flugblatt-von-berliner-gruenen-politikerin-veraergert-die-linke/27614636.html

 

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