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MieterEcho online 21.02.2014

Modernisierung mit dem Vorschlaghammer

 

Häuser im Eigentum der Padovicz-Gruppe in Friedrichshain werden mit rabiaten Methoden modernisiert. Mieter/innen klagen über Schikanen.

Fenster von leeren Wohnungen stehen trotz winterlicher Temperaturen offen oder wurden mutwillig zerschlagen, Treppenhäuser sind mit einer dicken Staubschicht bedeckt, der Hof ist kaum mehr begehbar, Kellertüren wurden aufgebrochen und Haustüren beschädigt. Hinzu kommen Lärm und Schmutz durch Bauarbeiten, die schon in vollem Gange sind, obwohl in den Häusern an der Ecke Seumestraße/Simplonstraße in Friedrichshain noch einige Mieter/innen wohnen. Diese klagen nicht nur über die rücksichtslosen Bauarbeiten sondern auch über eine Hausverwaltung, die diesem Treiben untätig zusieht.


Eigentümerin der Häuser ist eine Siganadia Grundbesitz GmbH, die zur Unternehmensgruppe Padovicz gehört. Laut Medienberichten sollen der Padovicz-Gruppe einige hundert Häuser in Friedrichshain gehören, die sie zum Teil mit öffentlichen Fördergeldern sanierte. Verwaltet werden die Häuser Seumestraße/Simplonstraße von der Factor GmbH. Diese hat, so berichten Mieter/innen, seit Jahren nur das allernötigste an den Häusern veranlasst. In der Tat sind die Treppenhäuser mit Graffitis übersäht, auf dem Hinterhof lösen sich die Bodenplatten und die Keller sind feucht. Auf die Beseitigung von angezeigten Mängeln oder Reparaturen warte man oft wochenlang und müsse die Factor mehrfach anschreiben, bis diese überhaupt reagiere. Auch bei der Modernisierungsankündigung agierte die Factor wenig professionell. So versandte sie ihre Ankündigungen im September 2012 an die Mieter/innen. Mit den Arbeiten sollte am 1. Januar 2013 begonnen werden. Dann passierte monatelang nichts, bis die Factor mitteilte, dass ein beauftragter Bauunternehmer angeblich plötzlich verstorben sei und die Maßnahmen deshalb auf den 1. November 2013 verschoben würden. Tatsächlich begannen die Arbeiten erst Ende November 2013. Gleichzeitig bot die Factor den Mieter/innen Ersatzwohnungen an, deren Miete zum Teil doppelt so hoch lag, wie die ihrer bisherigen Wohnungen.

Einschüchterung durch Klage

Obwohl sie die Verzögerung der Baumaßnahmen selbst zu verantworten hatte, verzichteten Factor und Siganadia auf eine neue Modernisierungsankündigung. Stattdessen ließen sie zum Teil recht unerfahrene Anwält/innen auf die Mieter/innen los und verklagten diese auf Duldung der Baumaßnahmen. In mindestens einem Fall wurde der Hauptantrag der Klage gegen einen Mieter allerdings schon wieder zurückgenommen, obwohl sich an der Faktenlage nichts geändert hat. Dies deutet darauf hin, dass Factor/Siganadia es zunächst einfach darauf ankommen lassen wollten, ob die Mieter/innen sich durch eine Klage einschüchtern lassen und freiwillig ausziehen. Die verbliebenen Hausbewohner/innen sehen sich nun mit den zweifelhaften Modernisierungsmethoden konfrontiert. Mehrere von ihnen berichten, wie Bauarbeiter, die mit der Entkernung der leerstehenden Wohnungen begonnen haben, Schutt, Herde und Badewannen einfach aus den Fenstern auf den Hof werfen. Da viele der Wohnungen noch mit Kohlen beheizt werden, bliebe den Mieter/innen nichts anderes übrig, als irgendwie über den als Schuttabladeplatz umfunktionierten Hinterhof zu ihren Kellern zu kommen und sich dabei einer nicht geringen Verletzungsgefahr auszusetzen. Dadurch, dass in den bereits entkernten Wohnungen die Fenster offen stehen gelassen bzw. eingeschlagen worden seien, kühlten diese stark aus. In den Wochen, in denen in Berlin Minusgrade herrschten, seien davon auch die angrenzenden bewohnten Wohnungen betroffen gewesen, die zum Teil gar nicht mehr richtig aufgeheizt werden konnten. Auch sei es auf Grund der kalten Witterung Ende Januar schon dazu gekommen, dass Wasserleitungen geplatzt seien. Einige Mieter/innen vermuten hinter den Schikanen eine Strategie von Siganadia/Factor und ihren Anwält/innen: Der Verbleib in den Häusern soll ihnen so unangenehm wie möglich gemacht werden. Dafür spricht auch, dass die Factor den Großteil der Mülltonnen bei der BSR abbestellte, auf eine Schneeräumung im Winter verzichtete und die Treppenhäuser seit Dezember nicht mehr reinigen lässt.

[Clemens Berg]


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