Mit wem haben wir es als Mieter/innen eigentlich zu tun? Ein Mittel der Immobilienwirtschaft ist die Verschleierung der verantwortlichen Eigentümer und Hausverwaltungen bis zur Anonymisierung. Darüber klagen Mieter/innen immer wieder. Die Kampagne „Padovicz und Co. an den Pranger“, die am 9. April zur Pressekonferenz eingeladen hat, will das Firmengeflecht des Unternehmens Padovicz für die Öffentlichkeit transparent machen. Die Initiative besteht aus Mieter/innen, lokalen Mieterinitiativen, Wissenschaftler/innen wie dem emeritierten Politologen Peter Grottian, Whistleblower/innen und Handwerker/innen, die in Padovicz-Häusern tätig waren. Das Ergebnis der langwierigen Recherchearbeit ist teilweise auf den Blog Padowatch (https://padowatch.noblogs.org/) zu finden und kann sich sehen lassen. So sind dort über 40 Hauseigentümergesellschaften aufgelistet (https://padowatch.noblogs.org/firmengeflecht-familie-padovicz/), die Namen wie Berlin Bay Nr. 1 GmbH oder GreyStay GmbHoder Lucrum Liegenschaft mbH tragen. Die Gesellschafter/innen werden überwiegend von der Padovicz-Familie gestellt. Auch die Makler/innen, Hausmeisterfirmen, Rechtsanwält/innen und Bauunternehmen, die regelmäßig für Padovicz arbeiten, sind auf dem Blog aufgelistet. Die Initiative beschreibt den Zweck ihrer Recherchearbeit so: „Das Mittel, dass unsere Initiative anwendet, ist die systematische Reputationsschädigung." Der Unternehmer Padovicz scheue die Öffentlichkeit, bleibt im Hintergrund eines schwer durchschaubaren Unternehmensgeflechts. Klare Forderungen hat Grottian an die Politik: „Der Senat und die Bezirksverwaltungen müssen – wie schon einmal geplant – Padovicz mit guten Gründen von den Subventionstöpfen abschneiden.“ Ursprünglich war geplant, Padovicz mit einem großen Transparent in der Berliner Innenstadt anzuklagen. Die Hoffnung war, dass dadurch eine Debatte entsteht, die den Interessen der Mieter/innen nützt. Allerdings scheiterte der Plan daran, dass alle Firmen, die Plätze für große Banner vermieden, sich weigerten, diesen Auftrag anzunehmen, obwohl Grottian die rechtliche Verantwortung für den Inhalt übernehmen wollte, der zuvor auch von Jurist/innen überprüft werden sollte.
Dass es nicht nur um Padovicz geht, machten Mieter/innen einer anderen berlinweiten aktiven Immobilienfirma kürzlich deutlich. Es geht um die Firma Pears Global, die bisher zu den unbekannten Akteur/innen am Berliner Immobilienmarkt gehörte. Das Kneipenkollektiv Syndikat in der Neuköllner Weissestraße 56, die von der Firma gekündigt wurde, recherchierte und stieß auf ein berlinweit agierendes Firmengeflecht. „Laut Eigenauskunft auf ihrer mittlerweile abgeschalteten Internetpräsenz gehören ihnen rund 6000 Wohn- und Gewerbeeinheiten in Berlin, was sie in die Top 10 der größten privaten Immobilienunternehmen in der Hauptstadt katapultiert. Gleichzeitig findet sich kein Unternehmen, dass so viel Mühe und Ressourcen darauf verwendet, nicht namentlich als Player dieser Größe wahrgenommen zu werden. "Bis zur Enthüllung des Syndikats war Pears Global weder der Landes- oder Bezirkspolitik, noch stadtpolitischen Initiativen und Mieter/innenverbänden ein Begriff“, erklärte die Recherchegruppe. Sie deckte damit auf, dass die Pears Group zu den Unternehmen gehört, die unter die Kategorien der Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ fallen. Dort ist ein Quorum von 3000 Wohnungen in Berlin festgelegt. Doch die Recherchegruppe deckte auch auf, dass die Pears Group auch für die Kündigung des Blumenladens Pusteblume in der Samariterstraße 9 verantwortlich ist. Obwohl die Kündigung eigentlich zurückgenommen werden sollte, hat die Besitzerin noch immer keinen neuen Vertrag und kann nicht langfristig planen. Das Beispiel macht deutlich, wie sinnvoll die Arbeit solcher Recherchegruppen für die Mieter/innen ist. Allerdings sollten die Initator/innen noch mal überlegen, ob die Parole „Padovicz und Co. an den Pranger stellen“ glücklich gewählt ist. Es geht schließlich um notwendige Informationen und um eine Transparenz im Interesse der Mieter/innen.
Peter Nowak
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