Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter

MieterEcho online 04.04.2019

Mietenproteste gegen Verdrängung in ganz Berlin

Am 6. April werden in vielen Städten Deutschlands Mieter/innen gegen Verdrängung und hohe Mieten auf die Straße zu gehen. Doch in Berlin gibt es bereits seit dem 27. März täglich in den unterschiedlichen Stadtteilen Proteste gegen die Akteure der Verdrängung. Der Auftakt dieser Mietenaktionstage war ein künstlerischer Protest der „Hai-Society“ mit den entsprechenden Masken am 27. März vor dem dbb-Forum in der Friedrichstraße, als sich dort zeitgleich die Spitzen der Berliner Immobilienwirtschaft getroffen haben. Die Aktion stand in der Tradition der Politsatiregruppe „Büro für Ungewöhnliche Maßnahmen“ im Westberlin der 1980er Jahre. Einer der damaligen Protagonisten Kurt Jotter war auch an dem Maskenprotest am 27. März beteiligt. In den folgenden Tagen fanden weitere Proteste gegen hohe Mieten. Manche Mieter/innen verabredeten sich zum gemeinsamen Malen von Protestschildern oder –transparenten.  

Pears Global – unbekannter Akteur der Verdrängung
Aber auch Informationsveranstaltungen werden angeboten. So informiert eine Recherchegruppe am 4.April in der Neuköllner Kiezkneipe "Syndikat" in der Weisestraße 56 über die Pears-Global, einen noch unbekannten Akteur im Berliner Immobiliengeschäft. Das von 3 Brüdern, die zu den reichsten Männern in Großbritannien gehören, geführte Familiengeflecht hat unter anderem das Haus gekauft, in dem das "Syndikat" sein Domizil hat und der Kneipe gekündigt. Auch in der Samariterstraße im Friedrichshainer Nordkiez besitzt die Pears Global Häuser. In einem befindet sich der Blumenladen "Pusteblume". Die Besitzerin hat noch immer keinen neuen Vertrag und muss um den Verbleib bangen. Das wird eines der Themen des Kiezspazierganges zu Orten der Verdrängung und Vertreibung, der am 5. April um 18 Uhr an der Samaritastraße/Ecke Rigaer Straße beginnt. Dort ist die Verdrängung gleich an zwei Zahlen ablesbar. Mieter/innen des Eckhauses Samariterstraße 8 haben Transparente aus den Fenstern ihrer Wohnungen gehängt, auf denen zu lesen ist: „Miete alt 707 Euro, Miete Neu: 1700 Euro.“ Dort ist die Fortis Group für die drohende Verdreifachung der Miete verantwortlich. Ein wichtiger Akteur der Verdrängung in Nordkiez ist die CG-Gruppe, die in der Rigaer Straße 71-73 Nobelwohnungen bauen will. Seit mehreren Jahren protestieren Bewohner/innen dagegen, unter anderem wegen der vom Besitzer der CG-Gruppe Christoph Gröner offen propagierten Umwandlung ganzer Stadtteile.

 
Aufruf gegen die Stadt der Reichen
„Dies ist ein Aufruf sich zu organisieren, rebellische Nachbarschaften und solidarische Strukturen zu bilden“, heißt es im Aufruf des Interkiezionalen Blocks, in dem sich bedrohte Projekte an der Mietendemo am 6.April beteiligen. Im Friedrichshainer Nordkiez organisieren von Verdrängung bedrohte Hausprojekte und Mieter/innen am Samstag um 13 Uhr ein Vortreffen am sogenannten Dorfplatz, an dem sich die Rigaer Straße und die Liebigstraße kreuzen. In Absprache mit der Demonstrationsleitung wollen sie sich an der Kreuzung Warschauer Straße/Ecke Frankfurter Allee der Mietendemo anschließen, die um 12 Uhr am Alexanderplatz beginnt. Sie endet vor der Arena in Treptow, wo zeitgleich die Messe der Berliner Immobilienwirtschaft stattfindet. „Auch in Treptow hat die Verdrängung von Menschen mit geringen Einkommen schon lange stattgefunden. Nachdem in "Baugruppenmessen" organisierte Architekt*innen ihr Klientel zusammensammelten, haben sie den eher kleinen Stadtteil mit mehr als 10 Baugruppen zugeballert. In Folge dessen wurde der Prozess der Verdrängung durch Aufwertung, steigende Grundstückspreise und steigende Mieten seit 2009 angeheizt“, heißt es in einem Text von Bewohner/innen. Sie verweisen auf den Dokumentarfilm „Verdrängung hat viele Gesichter“, der die Opfer und Nutznießerinnen von Gentrifizierung am Beispiel Treptows zeigt. Er kann kostenlos unter (https://archive.org/details/verdraengung-hat-viele-gesichter-film) angesehen werden.  

Peter Nowak

 

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