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MieterEcho online – 07.12.2011

Der „sozialere“ Teil der Immobilienwirtschaft steigert Mieten langsamer aber nachhaltiger

Neuer BBU-Marktmonitor veröffentlicht

 

Der Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) hat seinen aktuellen Wohnungsmarktmonitor vorgestellt. Dabei werden die Mieten nicht des gesamten Wohnungsmarkts erfasst, sondern der Wohnungen, die BBU-Mitgliedsunternehmen gehören. Zu diesen zählen die städtischen Wohnungsunternehmen, zahlreiche Genossenschaften, aber auch einige privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen. Zusammen verfügen sie über knapp 667.000 Wohnungen und damit rund 41% der Berliner Mietwohnungen.

 

Die Bestandsmieten der BBU-Wohnungen lagen Ende 2010 bei durchschnittlich 4,92 Euro/qm und sind im Vergleich zu 2009 um 2,3 % gestiegen. Die Steigerungsrate legte leicht zu, sie hatte von 2008 auf 2009 1,9 % betragen. Die Bestandsmieten lagen 2010 unter dem Durchschnittswert des Berliner Mietspiegels von 5,21 Euro/qm, wobei beachtet werden muss, dass der Mietspiegel nur jene Mietpreise berücksichtigt, die innerhalb von vier Jahren verändert worden sind, der BBU Marktmonitor jedoch auch über einen längeren Zeitraum nicht angehobene Mieten. Angesichts der im Vergleich zum Mietspiegel niedrigeren BBU-Mieten legte Maren Kern vom Vorstand des BBU großen Wert darauf, die BBU-Unternehmen als Mietpreisdämpfer herauszustellen.

Auch die Neuvertragsmieten der BBU-Unternehmen weisen geringere Höhen und Steigerungsraten auf als auf dem Berliner Wohnungsmarkt üblich. Sie liegen für 2010 bei 5,48 Euro/qm und sind seit 2009 um 4,2 % gestiegen. Der IVD-Marktspiegel wies demgegenüber für das Jahr 2010 Neuvertragsmieten von 6,20 Euro/qm und eine Steigerungsrate von 7,3 % aus. Die BBU-Unternehmen heizen den Markt somit deutlich langsamer an als die übrigen Marktteilnehmer. Sie sorgen allerdings auch nicht gerade für eine Abkühlung.
 

Mietpreisdämpfer oder -treiber?

In der Pressekonferenz kam Maren Kern nämlich regelrecht ins Schwimmen, als Journalisten darauf hinwiesen, dass gerade in jenem Bezirk mit dem niedrigsten durchschnittlichen Haushaltseinkommen, Friedrichshain-Kreuzberg, im Bereich der BBU die zweithöchsten Neuvertragsmieten (6 Euro/qm) abgeschlossen würden. Sie begründete das Verhalten ihrer Mitgliedsunternehmen lediglich mit einer steigenden Nachfrage besserverdienender Haushalte nach Wohnraum in diesem Bezirk.

Stutzig macht auch ein Vergleich der nach Bezirken aufgegliederten BBU-Neuvertragsmieten mit den Zahlen des letzten Jahres: Ausgerechnet im neuerdings so aufwertungs-umkämpften Neukölln sind die Mietpreise bei Vertragsabschlüssen der BBU-Unternehmen nämlich schneller als in jedem anderen Bezirk gestiegen, um 9,4 % von 2009 auf 2010.
 

Unbeantwortet blieb die Frage, ob die BBU-Unternehmen tatsächlich nur an moderaten Mietsteigerungen interessiert sind, oder ob sie vor allem Eigentümer jener Wohnungsbestände sind, die ein Durchsetzen rasanter Mietsteigerungen aufgrund ihrer Beschaffenheit und Lage nicht immer erlauben.

Keinerlei Zahlen wurden im Marktmonitor über die Neubauaktivitäten der BBU-Unternehmen mitgeteilt. Dabei sollte dies angesichts der wachsenden Knappheit auf dem Wohnungsmarkt und der beschleunigt zunehmenden Einwohnerzahl Berlins doch eines der drängendsten Themen sein.
 

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