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MieterEcho online 05.05.2020

Kundgebung gegen den Ausverkauf im Schillerkiez

"Gegen den Ausverkauf des Schillerkiezes. Luftbrückenhaus und Syndikat bleiben“,  lautete das Motto einer Kundgebung, zu der zahlreiche Mieter/inneninitiativen am 2. Mai in Neukölln aufgerufen hatten. Wegen der Corona-Beschränkungen konnten nur 20 Menschen an der Aktion teilnehmen. Doch viele Menschen standen zur Unterstützung an der Seite. Auch Anwohner/innen brachten ihre Zustimmung zu dem Anliegen der Kundgebung durch Applaus zum Ausdruck. Noch mehr Menschen verfolgten die Kundgebung über Live-Stream. Deutlich wurde, dass es auch in Zeiten von Corona  genügend Gründe für einen Mieter/innenwiderstand gibt. Deutlich wurde aber auch, wie wichtig die Solidarität im Stadtteil ist, die auch in Corona-Zeiten unter erschwerten Bedingungen möglich ist.

 

Dafür liefert die Mieter/innenorganisierung im Schillerkiez ein schönes Beispiel. So bedankte sich ein Mieter des sogenannten Luftbrückenhauses, eines Gebäudekomplexes in der Leine/Oderstraße, bei den Betreiber/innen der Neuköllner Kollektivkneipe Syndikat, weil die Unterstützer/innen der Kneipe  wichtige Informationen über die Pearls Global gesammelt und veröffentlicht haben.  Das weitverzweige Firmenimperium gehört einer britischen Millionärsfamilie und hat, wie so viele in der Immobilienbranche, ihren Briefkasten in Luxemburg. Sie hat neben anderen Häusern in Berlin auch das Haus in der Weisestraße gekauft, in dem das Syndikat seit mehr als 30 Jahren sein Domizil hat. Später zeigte die Pearsgroup auch Interesse am Luftbrückenhaus, doch durch die Recherche der Syndikat-Unterstützer/innen waren die Mieter/innen gewarnt und begannen mit einer Gegenmobilisierung. So konnte das Gebäude durch die Ausübung des Vorverkaufsrechts dem Verwertungsinteresse der britischen Immobilienfirma entzogen werden. Solch einen Erfolg können die Betreiber/innen des Syndikats nicht vermelden. Die für den 17.April terminierte Räumung wurde in Corona-Zeiten ausgesetzt. „Sie ist nur verschoben und kann theoretisch in den nächsten Wochen nachgeholt werden“, erklärt ein Mitglied des Syndikat-Kollektivs  gegenüber MieterEcho-Online. Die Kundgebung sollte auch dafür sorgen, dass nicht in Vergessenheit gerät, dass das Syndikat weiterhin Solidarität benötigt.


Auch gegen Citec ist Widerstand nötig
Doch auf der Kundgebung zeigte sich, dass im Schillerkiez auch viele andere Immobilienfirmen aktiv sind. Eine Mieterin der Emserstraße 27 berichtete über den Kampf der verbliebenen Hausbewohner/innen gegen eine rechtswidrige energetische Sanierung. Eigentümer des Hauses ist die WiBe-Immobilieninvest GmbH in Wien. Sie teilt ihre Adresse mit der Immobilienfirma Citec und gehört zu deren Firmengeflecht.  Die Citec war vor einigen Jahren als Eigentümerin der Friedelstraße 54 bekannt geworden und hatte die Räumung des Stadtteilladens in dem Haus voran betrieben. Damals wurde auch ein Netzwerk der Citec-Betroffenen gegründet, von dem die Mieter/innen in der Emser Straße heute profitieren können.


Peter Nowak

 

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