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MieterEcho online 10.03.2020

B-Plan-Verfahren für neues Stadtquartier in Marzahn kann beginnen

Auf einem Teil des ehemaligen Industrieareals von „Knorr Bremse“ soll in den kommenden Jahren direkt am S-Bahnhof Marzahn ein neues Stadtquartier entstehen. Am Montag präsentierten die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, die Laborgh Investment GmbH und die städtische Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE den städtebaulichen Entwurf der Architektengesellschaft David Chipperfield, die in dem Gutachterverfahren den Zuschlag erhielt.  Insgesamt sind rund 1000 Wohnungen, 370 Studenten-Appartements und auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern Gewerbeansiedlungen vorgesehen. Die Wohnungen werden von dem Investor errichtet und von der HOWOGE schlüsselfertig übernommen. Der Anteil der geförderten Wohnungen soll 50 Prozent betragen.


Das Bebauungsplanverfahren und die damit verbundene Bürgerbeteiligung beginnen bereits am  22.April. Dazu sind auch mehrere Informationsveranstaltungen geplant. Wenn alles „rund läuft“, könnte das Verfahren bis zur Aufstellung des Bebauungsplans Anfang 2021 abgeschlossen sein. Der Baustart könnte dann 2023 erfolgen. „Im Vergleich zu den großen  Stadtentwicklungsgebieten mit ihren großen Vorläufen wäre das ausgesprochen zügig“, betonte Wohnungsbau-Staatssekretär Sebastian Scheel (Linke).
Allerdings gab es um das neue Stadtquartier zuvor ein jahrelanges Gezerre. Investor Laborgh, der das Areal 2016 erworben hatte, und der Senat planten ursprünglich 1500 Wohnungen. Doch der Bezirk Marzahn-Hellersdorf pochte auf einen gültigen Bebauungsplan, der eine ausschließliche Gewerbeansiedlung vorsah. Unterstützt wurde er dabei auch von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Der Regierende Bürgermeister Michael Müller sprach schließlich ein „Machtwort“ und veranlasste 2018, dass der Senat das Verfahren an sich zieht.


Für Scheel ist die Entwicklung von urbanen Mischgebieten für Wohnen und Gewerbe „eine der großen Herausforderungen für die Stadtentwicklung der Zukunft“.  Dazu gehörten auch „innovative Mobilitätskonzepte“, für die das Areal sehr gute Voraussetzungen biete. Der Wohnbereich mit drei Hochhäusern und mehreren Innenhofquadraten wird autofrei entwickelt. Ausnahmen gibt es nur für Lieferverkehr und Versorgungsfahrzeuge.  Für die private PKW-Nutzung ist ein Parkhaus vorgesehen, von dem aus die Zugangsebenen zu allen Wohneinheiten bequem und barrierefrei zu erreichen sind. Eine neue Fußgängerbrücke führt direkt zum einem gegenüberliegenden großen Einkaufszentrum, im Areal selber soll es einen Nahversorger, kleine Geschäfte und gastronomische Einrichtungen geben. In zwei denkmalgeschützten angrenzenden Gebäuden werden eine Kindertagesstätte und ein Jugendklub errichtet. Rund 20.000 Quadratmeter werden als Frei- und Spielflächen gestaltet. Das Quartier ist unmittelbar an die S-Bahn und mehrere Tram- und Buslinien angeschlossen. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass die Verkehrskapazitäten für das neue Stadtquartier ausreichend seien, was aber punktuelle Verdichtungen nicht ausschließe, so Scheel.
Für James Miller-Stevens, den Juryvorsitzenden des Gutachterverfahrens, hat der prämierte Entwurf “herausragende städtebauliche Qualität“, Es gehe bei dem Knorr-Quartier eben nicht nur ein paar neue Wohnhäuser, sondern um ein „zukunftsweisendes Stadtquartier“, das den gesamten Bezirk aufwerte.  

 

Rainer Balcerowiak


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