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MieterEcho 25.03.2020

IBB-Bericht konstatiert anhaltend dramatische Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt

Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin (IBB) ist der Anstieg der Angebotsmieten 2019 erstmals seit vielen Jahren deutlich abgeflacht. So stiegen die mittleren Angebotsmieten geringfügig um 13 Cent pro Quadratmeter auf 10,45 Euro. Vor allem sehr kleine und sehr große Neubauwohnungen seien aber durch überdurchschnittliche Angebotsmieten gekennzeichnet, gleiches gelte praktisch für die gesamte Innenstadt, erläuterte IBB-Vorstandschef Jürgen Allerkamp bei der Vorstellung. Berlinweit lagen 2019 mehr als zwei Drittel der Mietpreisangebote bei mindestens neun Euro, in den Bezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf erhöhte sich dieser Anteil auf weit über 80 Prozent. Am anderen Ende der Preisskala wurden berlinweit nur rund zehn Prozent der Angebotsmieten mit unter sieben Euro annonciert. In Marzahn-Hellersdorf betrug deren Anteil immerhin 30 Prozent.

Im Fokus des Berichts standen diesmal auch die prozentualen Mietkostenbelastungen. Die Daten basieren auf dem 2018 erhobenen Mikrozensus Wohnen 2018. Demnach liegt die durchschnittliche Wohnkostenbelastung der Berliner Haushalte bei 28 Prozent des Nettoeinkommens. Zwei Fünftel aller Haushalte müssen über 30 Prozent aufwenden, an der Spitze liegt dabei Neukölln mit 46,2 Prozent. Unter sehr hohen Wohnkostenbelastungen leiden besonders Ein-Personen-Haushalte und Alleinerziehende.

Der Berliner Wohnungsmarkt sei weiterhin von einem „wachsenden Nachfrageüberhang“ geprägt, vor allem weil der Neubau seit Jahren nicht mit der Bevölkerungsentwicklung schritthalte, so Allerkamp. Der Fehlbestand an Wohnungen betrug Ende 2018 rund 145.000 Einheiten. Nach wie vor könne der Neubau mit dieser Entwicklung nicht schritthalten, was Allerkamp auch auf den Fachkräftemangel und die hohe Auslastung der Bauwirtschaft zurückführte. Der „Bauüberhang“ bereits genehmigter, aber noch nicht fertig gestellter Wohnungen erhöhte sich sich auf 64.000, wobei die IBB nicht untersucht hat, welchen Anteil daran die spekulative Hortung von Baugrundstücken hat.

Wie bereits am Dienstag bekannt wurde, ist 2019 auch die Zahl der Baugenehmigungen zum dritten Mal in Folge im Jahresvergleich zurückgegangen. Bewilligt wurde der Bau von 22.524 Wohnungen, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilte. Das waren sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders deutliche Rückgänge gab es in Pankow und Mitte, positive Entwicklungen vor allem in Treptow-Köpenick und Reinickendorf. 18,5 Prozent der Neubauwohnungen sind als Eigentumswohnungen geplant.

Auf den Ende Februar in Kraft getreten Mietendeckel ging Allerkamp nur am Rande ein. Anpassungsreaktionen des Marktes könnten derzeit „allenfalls erahnt werden“. Er verhehle aber nicht seine Sorge, „dass durch eine Zurückhaltung wichtiger Wohnungsbau-Investoren die erwünschte Marktentlastung in Form zusätzlicher Wohnungen ausbleibt“. Ein schlagenderes Argument für kommunalen Wohnungsbau in unmittelbarer öffentlich-rechtlicher Trägerschaft lässt sich eigentlich kaum vorstellen. Doch davon wollen weder die IBB, noch der rot-rot-grüne Senat etwas wissen.


Rainer Balcerowiak

 

 

Der IBB-Wohnungsmarktbericht im Netz: https://www.ibb.de/de/publikationen/berliner-wohnungsmarkt/wohnungsmarktbericht/wohnungsmarktbericht.html

 

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