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MieterEcho online 09.06.2020

Berliner Freibäder nach Corona für viele Menschen zu teuer

Anfang Mai schlug die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRH) Alarm, weil die Berliner Freibäder coronabedingt seit dem 14. März geschlossen waren. Blieben die Bäder zu, sei zu erwarten, dass Menschen massenhaft und unkontrolliert an die Seen und Gewässer strömten, warnte DLRH-Vorstandsmitglied Michael Neiße in der taz. Dadurch erhöhe sich nicht nur das Infektionsrisiko, sondern auch die Unfallgefahr – insbesondere an unbeaufsichtigten Badestellen. „Die Menschen gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch die Retter“, so Neiße. Nun hat ein Großteil der Berliner Freibäder wieder geöffnet. Doch viele Menschen, die in den letzten Jahren die Bäder regelmäßig besuchten, sind auch jetzt nicht dort zu finden. Dazu gehören vor allem Kinder, Rentner/innen und Menschen mit geringen Einkommen. Denn diese Menschen sind durch die Neuregelungen der Bäderbenutzung nach Corona besonders betroffen. So können aktuell Bädertickets nur online gebucht werden und kosten pro Besuch 3,80 Euro. Das scheint zunächst eine Vergünstigung, musste man doch vorher pro Tickets 5,50 bezahlen. Doch dafür wurden sämtliche Vergünstigungen, die bisher bestanden haben, abgeschafft. So müssen auch Kinder unter 5 Jahren und Hartz IV-EmpfängerInnen den vollen Preis bezahlen. Zudem gibt es in diesem Jahr auch keine Dauerkarten mehr. Sie wurden in den vergangenen Jahren von vielen Menschen genutzt, die die Bäder regelmäßig besuchten. Das war für sie wesentlich günstiger als der regelmäßige Kauf eines Tickets. Nun ist klar, dass nach den neuen Regelungen die Menschen vom Bäderbesuch ausgeschlossen sind, die sich den Eintrittspreis nicht leisten können oder mit der Onlinebuchung nicht zu Recht kommen. Darunter sind auch Senior/innen, die bisher regelmäßig ihre Schwimmrunden in den Freibädern absolvierten. 

Barrierefreie Nutzung der Bäder gefordert
Mittlerweile gibt es ersten Proteste wegen der neuen Einlassbedingungen in den Berliner Freibädern. Der auch dem MieterEcho bekannte Fotograph und Regisseur Matthias Coers hat in den letzten Tagen mehrmals Angestellte der Berliner Bäderbetriebe und Politiker/innen zu erreichen versucht, um ihnen seine Kritik darzulegen. Oft sei er gar nicht erst durchgekommen, berichtet er über seine Bemühungen. Für den seit Jahren auch in der Mieter/innenbewegung aktiven Coers gehören die Bäder zur Infrastruktur der Öffentlichen Daseinsvorsorge, deren Nutzung barrierefrei ermöglicht werden muss. Deshalb müssen die günstigen Eintrittspreise für HartzIV-BezieherInnen wieder eingeführt werden und Kinder unter 5 Jahren sollen wieder wie vor Corona ohne Eintritt die Bäder benutzen dürfen. Zudem soll es Menschen ohne Internet wieder möglich sein, Tickets an den Kassen oder Automaten zu erwerben. Diese Forderungen dürften viele Menschen in Berlin unterstützten. Bereits im Sommer 2005 gab es Proteste gegen die  hohen Eintrittspreise der Berliner Freibäder. Damals gab es auch vor dem Prinzenbad in Kreuzberg mehrere Kundgebungen, an denen sich auch viele Badegäste beteiligten.

Peter Nowak

 

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