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MieterEcho online 16.02.2018

Anstieg der Angebotsmieten geht ungebremst weiter

Wohnungsmarktbericht von BerlinHyp und CBRE prognostiziert „weiter anhaltende Dynamik“.

Der Anstieg der Angebotsmieten hat sich im vergangenen Jahr erneut deutlich beschleunigt. Der Medianwert, der die Mitte zwischen der oberen und der unteren Hälfte der Angebote abbildet, stieg 2017 um 8,8 Prozent, 2016 waren es noch 5,6 Prozent. Die durchschnittliche Angebotsmiete stieg auf 9,79 Euro nettokalt.  Das ist das Ergebnis des aktuellen Wohnmarktreports für Berlin, der jährlich von der Pfandbriefbank BerlinHyp und dem globalen Immobiliendienstleister CBRE erstellt wird. Angesichts des auch für die kommenden Jahre prognostizierten starken Bevölkerungswachstums und der anhaltenden Wohnungsknappheit müsse man davon ausgehen, dass sich diese Mietpreisentwicklung nahezu ungebremst fortsetzen werde, so der CBRE-Marktanalyst Michael Schlatterer am Donnerstag bei der Vorstellung  der Studie.
Spitzenreiter bei den Angebotsmieten sind die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte, wo die Durchschnittswerte deutlich über elf Euro pro Quadratmeter liegen. Erkennbar wird in den Zahlen aber auch der Verdrängungseffekt durch steigende Mieten in der Innenstadt. Denn prozentual legten Randbezirke wie Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf besonders im jeweils oberen Preissegment überdurchschnittlich zu. Aber auch innerhalb der Bezirke gibt es erhebliche Unterschiede. In Kernbereichen des Bezirks Mitte scheint mit durchschnittlichen Angebotsmieten von bis zu 15 Euro pro Quadratmeter eine Art Deckel auf hohem Niveau worden zu sein, aber im Wedding würden die Mieten -ausgehend von einem relativ niedrigen Niveau -„regelrecht explodieren“ beschrieb  BerlinHyp-Vorstand Gero Bergmann die Entwicklung.  

Während sich die Berliner Mieten allmählich dem Niveau von Düsseldorf und Köln annähern, ist die durchschnittliche Kaufkraft der Einwohner nach wie vor vergleichsweise niedrig. Der entsprechende Indexwert beträgt für Berlin 93,3,  in Köln und Düsseldorf dagegen 107 bzw. 118,8.

Berlins Wohnungsbau-Staatssekretär Sebastian Scheel (Linke) räumte ein, dass dem Land nur wenige Instrumente der Mietpreisdämpfung im Bestand zur Verfügung stehen. Diese versuche man in Zusammenarbeit mit den Bezirken „so effektiv wie möglich einzusetzen“, beispielsweise durch Ausweisung neuer Milieuschutzgebiete und Vereinbarungen mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften über einkommensabhängige Mieten für Geringverdiener. Im Mittelpunkt stehe aber der Bau möglichst vieler geförderter Wohnungen im unteren Preissegment.  
Doch auch da hakt es gewaltig. Denn noch immer fallen Jahr für Jahr mehr Wohnungen aus der Förderung des alten sozialen Wohnungsbau heraus, als neue dazukommen. Ohnehin hat die Berliner Landesregierung in den vergangenen Jahren nicht nur zu wenig Neubau angeschoben, sondern durch eine desaströse Liegenschaftspolitik (Höchstpreisgeboit) dafür gesorgt, dass besonders in den Innenstadt kaum noch erschwingliche Baugrundstücke zur Verfügung stehen. Und der „rot-rot-grüne“ Senat hat im ersten Jahr seiner Regentschaft deutlich mehr Energie dafür aufgewendet, die Möglichkeiten zur Verzögerung und Verhinderung von Neubau zu erweitern, als tatsächlich preiswerten Wohnraum in entsprechenden Größenordnungen zu schaffen.


Rainer Balcerowiak

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