Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter

MieterEcho online 07.12.2012

Nicht zu beschönigen

Der Armuts- und Reichtumsbericht zeigt, dass immer mehr Geld für die Miete drauf geht.

Mit großer Aufregung reagierten in der vergangenen Woche Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände auf das Erscheinen einer zweiten Version des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung. Ihr Vorwurf: In dem überarbeiteten Entwurf wurden heikle Passagen über die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung gestrichen oder geschönt. Die Ausführungen zur Wohn- und Mietsituation überraschen, denn sie wurden nur durch die zusätzliche Information ergänzt, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Schnitt 30 Cent/qm mehr bezahlen als die Gesamtbevölkerung.

Die knappen Zahlen zur Wohnraumversorgung und Mietbelastung scheinen sonst kaum zum Frisieren geeignet. Handelt es sich doch lediglich um reichlich unpräzise Durchschnittswerte, die regional und sozial wenig ausdifferenziert sind. Dennoch zeigen selbst sie die deutliche Tendenz, dass vor allem sozialschwache Haushalte immer mehr Geld für die Wohnung ausgeben müssen.  Bei den Wohlhabenden verhält es sich genau andersherum. Während die Mietbelastung – also der Anteil der Bruttokaltmiete am Haushaltsnettoeinkommen – mit 22 Prozent im Durchschnitt etwa gleich geblieben ist, stieg dieser Wert für Haushalte unterhalb der Armutsschwelle (60 Prozent des Durchschnittseinkommens) gegenüber 2006 um 3 Prozentpunkte, während er im gleichen Zeitraum für Haushalte über der Reichtumsschwelle (200 Prozent des Durchschnittseinkommens) um über 2 Prozentpunkte sank.

Eindeutige Tendenzen zeigen auch die Ausführungen zur „Überbelastung“, von der zu reden ist, wenn die Miete mehr als 40 Prozent des Einkommens beträgt. Zwischen 2006 und 2010 nahm auch sie insgesamt zu. Bei armen Haushalten stieg sie in diesen 4 Jahren um mehr als 5 Prozentpunkte auf 20,6 Prozent; bei Familien mit Kindern haben sich die Werte im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt. Auch bei Rentnern und Pensionären nahm neben der Mietbelastung auch die Mietüberbelastungsquote zu. Einzig bei reichen Haushalten blieb diese Zahl völlig unverändert – nämlich bei 0 Prozent. Die Zahlen entbehren der tatsächlichen Dramatik, weil die verschiedenen Werte nicht miteinander korreliert sind. Würde man die Haushalte so abbilden, dass mehrere Kategorien zusammen kommen – beispielsweise Rentner unterhalb der Armutsgrenze – dürften die Zahlen für viele Gruppen wesentlich deutlicher ausfallen.
 
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