Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 446 / Dezember 2024

Mieter/innen fragen – wir antworten

Fragen und Antworten zum Thema Energie sparen, Heizung und Schimmel in Wohnungen

Von Götz Autenrieth, Sachverständiger für Erkennung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzschäden   

In den Medien wird viel über Veränderungen in der Beheizung unserer Wohnungen geschrieben: Wir müssen Energie einsparen, um die Erde und das Klima zu schonen – und auch, weil Energie immer teurer werden wird. Immer mehr Menschen drehen die Heizung herunter, um Kosten zu senken. Doch man muss aufpassen, dass man sich beim Sparen und Modernisieren nicht den Schimmel ins Haus holt.   

Worum geht es?

Um Energieeinsparungen zu erreichen, sind umfangreiche Eingriffe in unser Zuhause notwendig. Möglicherweise wurden in Ihrer Wohnung bereits Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt: Es wurden Fenster getauscht, eine Wärmedämmung an der Fassade angebracht und das Dach erneuert. Das ist gut und richtig so, denn auf diese Art kann der Energieverbrauch zur Beheizung um bis zu 70% gesenkt werden. Das Tolle an Wärmedämmung ist: Ich muss nicht verzichten oder frieren, um Energie zu sparen. Die Wärmedämmung lässt die Wärme nicht so leicht nach außen entweichen. Ich habe also 20 oder 22 °C in meiner Wohnung wie vorher, brauche aber viel weniger Heizenergie.

Was ändert sich in meiner Wohnung?

Maßnahmen zur Energieeinsparung reduzieren erstens den Wärmedurchgang durch die Gebäudehülle, die sogenannte Transmission - die auf der Wärmeleitung beruht - und zweitens wird infolge besserer Abdichtung unserer Wohnungen und Häuser der Wärmeverlust durch Konvektion (Luftbewegung) reduziert. Beides ist notwendig, damit die Wärme nicht so leicht nach außen entweichen kann. Die neuen Fenster bieten einen besseren Wärmeschutz, der sogenannte U-Wert ist niedriger und sie schließen dicht. Altbaufenster werden nachträglich mit einer Dichtung versehen. Neue Wohnungstüren haben ebenfalls Dichtungen und vermeiden das Eindringen kühler Luft aus dem Treppenhaus.

Früher funktionierte die Wohnungslüftung „automatisch“ über die im Gebäude vorhandenen Undichtigkeiten an Fenstern, Türen und Kaminzügen. Wurde der Ofen angeheizt, sorgte die über den Schornstein abgeführte Verbrennungsluft über ihren Sog für ein Nachströmen von Frischluft durch die Undichtigkeiten. Das ist nun nicht mehr so.

Wo liegen die Probleme?

Verkürzt gesagt ist die Luftdichtigkeit ein Problem. Wir haben hier eine Kollision der Anforderungen: Wir brauchen die Luftdichtigkeit zum Energiesparen, gleichzeitig bringt sie Probleme mit sich. Wenn die Wohnung nicht mehr „automatisch“ gelüftet wird, müssen wir es aktiv tun und regelmäßig lüften.

In der Wohnung gibt es einen erheblichen Feuchteanfall durch Duschen, Wäsche waschen und trocknen, Kochen und Feuchtwischen des Bodens. Auch Pflanzen tragen zur Feuchtigkeitsbildung bei. Das unterschätzt man leicht.Das alles sorgt für einen Anstieg der Luftfeuchtigkeit in den Räumen. Und hier taucht schon das nächste Problem auf: In Altbauten konnte man früher leicht sehen, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch war. Die Fenster sind auf der Innen-/Raumseite beschlagen und man wusste, es ist Zeit, die Fenster zu öffnen.

Heute ist das nicht mehr so. Durch den guten Wärmeschutz der Fenster ist die Innenseite auch in den Wintermonaten kaum noch kälter als die Raumluft, sie beschlagen nicht mehr. Sie sollten daher in Ihrer Wohnung einen Luftfeuchtemesser aufstellen. Dieser zeigt die aktuelle Luftfeuchtigkeit an und Sie können reagieren, wenn der Wert über 50% liegt. Dann gilt: Fenster auf! Während der Heizperiode sollte die Raumluftfeuchte möglichst unter 50% bleiben.

Mich stört es nicht, wenn die Luft feuchter ist – was ist das Problem?

Um diese Frage zu beantworten, ist ein kleiner Ausflug in die Bauphysik nötig. Warme Luft kann mehr Luftfeuchtigkeit aufnehmen als kühlere. Die sogenannten Hüllflächen des Gebäudes, also die Gebäudeteile, die die Wohnung von der Außenluft abtrennen, wie Außenwände und Fensterflächen, haben im Winter auf der Raumseite eine niedrigere Temperatur als die Raumluft. Gelangt nun Raumluft aus der warmen Raummitte an die Außenwände oder an eine Außenecke des Hauses, kühlt sie dort aus. Da kühlere Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, steigt die relative Luftfeuchte an, wenn die Luft an die Außenecke kommt. Berechnungen dazu zeigen, dass schnell Werte von über 80% erreicht werden.

Und da ab 80% relativer Luftfeuchte Schimmelpilze wachsen können, kann es an der Ecke zu einem Befall kommen. Auch die Fensterlaibung, der Bereich der Außenwand um das Fenster herum, ist oft davon betroffen. Viele kennen das aus Altbauten, in denen es häufig um das Küchenfenster herum zu schwarzen Verfärbungen gekommen ist. Durch verbesserten Wärmeschutz geschieht dies nicht mehr so stark wie früher, aber eine Garantie, dass kein Schimmelbefall auftritt, gibt es leider nicht.

Was kann ich tun, um Schimmelbefall zu vermeiden?

Das Wichtigste ist: Richtig und ausreichend lüften und heizen. Zum richtigen Lüften und Heizen, und zu weiteren Fragen rund um das Thema Schimmel, habe ich in meinen Fragen und Antworten im MieterEcho Nr. 379 im Februar 2016 bereits viele Tipps gegeben. Ein Blick in das Heft kann hilfreich sein (www.bmgev.de/mieterecho/archiv/2016).

Kurz zusammen gefasst, öffnen Sie – wenn Sie zuhause sind – bei Außentemperaturen unter ca. +5 °C alle 2 Stunden das Fenster für ca. 5 Minuten. Die Empfehlungen zum Heizen und Lüften, die auch viele Vermieter Ihren Mieter/innen an die Hand geben, gelten also vor allem bei Außentemperaturen unter +5 °C. Bei höheren Außentemperaturen ist das Risiko eines Schimmelbefalls wegen der geringen Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur geringer.

Das klingt ganz schön anstrengend. Muss ich wirklich so viel lüften?

Ja, das ist wirklich wichtig. Wie beschrieben, hat sich in unseren Wohnungen vieles verändert oder wird sich noch verändern. Wir wollen ja zukünftig deutlich weniger Heizenergie verbrauchen. Und dadurch, dass es nicht mehr so zieht wie früher in Altbauten und die Wände nach Anbringen einer Wärmedämmung auf der Innenseite nicht mehr so kalt sind, steigt zudem das Komfortempfinden. Glauben Sie mir, wenn Sie sich daran gewöhnt haben, geht das Lüften wie von selbst. Wenn man zum Beispiel von der Couch aufsteht, auf Toilette oder in die Küche geht, einfach kurz das Fenster oder die Balkontür öffnen. Genauso, wenn man nachts mal aufstehen muss.

Und Sie werden merken, dass sich der Raum nach dem Lüften schnell wieder aufheizt. Es geht nur wenig Wärme verloren. Neben der Feuchteabfuhr ist das Lüften auch wichtig für die Qualität der Raumluft. Beim Lüften kommt frische Außenluft herein, Luftschadstoffe werden nach außen abgeführt und der CO2-Gehalt der Raumluft wird gesenkt.

Haben moderne Heizsysteme Auswirkungen auf meine Wohnung?

Ja, das haben sie. In mehreren Wohnanlagen wurde bei Sanierungen die Art der Beheizung umgestellt. Statt einer zentralen Gas- oder Ölheizung kommen vermehrt sogenannte Blockheizkraftwerke, die Wärme und Strom erzeugen, zum Einsatz. Erste Mehrfamilienhäuser wurden auch auf die Beheizung mittels Wärmepumpe umgestellt, die bei Neubauten mittlerweile weitgehend Standard ist.

Was ist an diesen Systemen anders?

Vor allem ist die Vorlauftemperatur, also die Temperatur des Wassers in den Heizkörpern, niedriger als früher. Dies verringert die Wärmeverluste an den oft langen Heizungsrohren und ist daher sinnvoll. Die Räume Ihrer Wohnung erwärmen sich wegen der nicht mehr so heißen Heizkörper langsamer als früher. Man kann dann nicht mehr kurz die Heizkörper anstellen, wenn man von der Arbeit nachhause kommt, um es warm zu haben. Und das ist durchaus gewollt: Ein nur kurzes Anstellen der Heizkörper erwärmt nur die Luft leicht, nicht aber die Wände der Wohnung. Kalte Wände erhöhen wiederum das Risiko eines Schimmelbefalls. 

Wie sollte ich in Zukunft heizen?

Die Heizkörper sollten in der Heizperiode immer angestellt bleiben. Je nach An- oder Abwesenheit sollte die Einstellung am Thermostat nur leicht verändert werden, beispielsweise von 2 bei Abwesenheit auf 3, wenn Sie zuhause sind. Ich finde, das kann man sich gut merken: Das Thermostat im Winter möglichst wenig verstellen. Nicht von 1 auf 5, sondern zum Beispiel von 2 auf 3 oder von 3 auf 4.

Das Tolle ist, dass durch dieses „Durchheizen“ nicht einmal die Heizkosten steigen. Gleichmäßige Wärme verringert das Risiko eines Schimmelbefalls und steigert zudem den Komfort. Früher dachte man, dass das Abstellen der Heizkörper oder die Nachtabsenkung der Heizung Energie einsparen würden. Heute weiß man, dass eine zu starke Absenkung oder das Abstellen den Verbrauch eher erhöhen, da das morgens dann notwendige „Hochheizen“ mehr Energie verbraucht, als vorher eingespart wurde. 

Wie ist das, wenn meine Wohnung eine Fußbodenheizung hat?

Fußbodenheizung ist angenehm und komfortabel. Es gibt keine Heizkörper mehr in der Wohnung, die doch meist im Weg sind. Die Wärme verteilt sich gleichmäßig über die gesamte Fläche der Zimmer. Durch die gleichmäßige Verteilung der Wärme gibt es keine „kalten Ecken“ mehr, in denen die Außenwand auskühlen kann. Dadurch sinkt das Risiko eines Schimmelbefalls. Eine Fußbodenheizung passt sehr gut zu modernen Heizsystemen, da sie nur eine geringe Temperatur des Heizungswassers von unter 40 °C benötigt.

Die Einstellung einer Fußbodenheizung bedarf ein wenig Übung. Die Fußbodenheizung „reagiert“ erst nach einigen Stunden auf einen Veränderungswunsch, da sie den Fußboden erst erwärmen muss, bevor der die Wärme abstrahlen kann. Man kann die Einstellung deswegen nicht kurzfristig verändern, wenn es zu warm oder zu kalt ist. Man muss also ein bisschen planen: Scheint nachmittags die Sonne durch die großen Fenster in das Wohnzimmer, dann sollte man die Fußbodenheizung bereits vormittags herunterdrehen. Will man es hingegen abends angenehm warm haben, sollte man die Heizung schon mittags anstellen.

Was mache ich, wenn ich in meiner Wohnung nun doch Schimmel vermute oder festgestellt habe?

Als Erstes muss die Ursache des Schadens ermittelt werden. Ist der Schaden durch zu kühle Hüllflächen entstanden, also zum Beispiel in einer Außenecke im Schlafzimmer, an der wie oben beschrieben die Luft auskühlt, kann es sein, dass Sie nicht richtig geheizt oder gelüftet haben. Haben Sie einen bräunlichen, wolkenförmigen Fleck an der Decke oder Wasserablaufspuren an der Wand zum Bad, an dem nach einigen Tagen Schimmelpilze wachsen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Wasserschaden. Dann ist schnelles Handeln notwendig, damit nicht weiter Wasser in Ihre Wohnung eindringt. Versuchen Sie, die Quelle zu finden und drehen Sie gegebenenfalls den Absperrhahn Ihrer Wohnung zu, damit kein Wasser nachläuft, fragen Sie bei Ihrem Nachbarn nach, ob er etwas bemerkt hat. Informieren Sie auf jeden Fall Ihren Vermieter.

Kann ich einen Schimmelbefall selbst beseitigen?

Das hängt davon ab, wie groß der Befall ist. Der Schimmelpilzleitfaden des Umweltbundesamtes unterteilt Schäden in 3 Kategorien. Abhängig von der Größe des Schadens werden vom Umweltbundesamt Empfehlungen gegeben, wie man sich verhalten sollte.

Einen kleineren Schaden bis ca. 5 x 5 cm oder 2 x 10 cm, also einen sogenannten geringfügigen Schimmelbefall, können Sie gut selbst beseitigen. Dazu nehmen Sie am besten Spiritus (= hochprozentiger Alkohol). Dieser tötet die Pilze ab und hat den Vorteil, dass er verdunstet und keine Feuchtigkeit an der betroffenen Stelle verbleibt. Viele handelsübliche Schimmelentferner bestehen zu einem Teil aus Wasser und enthalten Chlor, das Ihre Gesundheit belasten kann. Aus diesem Grund ist von solchen Reinigern abzuraten. Schimmelentferner, die mit Wasserstoffperoxid arbeiten, sind grundsätzlich zu empfehlen, enthalten aber auch meist Wasser. Sie sprühen damit Wasser an eine ohnehin wahrscheinlich feuchte Stelle und können dadurch das Risiko eines erneuten Befalls erhöhen.

Beachten Sie: Bei einem mittleren Befall bis 0,5 qm Größe sollte zeitnah gehandelt und die Ursache des Befalls mittelfristig ermittelt und beseitigt werden.

Ist der Schaden größer als 0,5 qm, beispielsweise 50 x 100 cm, sollte die Freisetzung von Pilzbestandteilen unmittelbar unterbunden werden. Dies kann durch Abdecken der betroffenen Stelle mit einer Folie und luftdichtes Abkleben erfolgen. Es ist empfehlenswert, sich in dem betroffenen Zimmer nur kurz aufzuhalten und nicht darin zu schlafen. Die Zimmertür sollte geschlossen bleiben, um den Austausch der Luft mit anderen Zimmern zu unterbinden. Bei einem Schaden dieser Größe sollte ein Fachmann hinzugezogen werden, damit Sie sich nicht unnötigen Gesundheitsgefahren aussetzen und die richtigen Maßnahmen ergriffen werden können.

Melden Sie einen Schimmelbefall Ihrem Vermieter und fordern Sie ihn auf, Maßnahmen zur Ursachenklärung und Abhilfe zu veranlassen. Ich empfehle Ihnen zudem, sich in einer Beratungsstelle der BMG über die notwendigen Schritte beraten zu lassen.

 

Götz Autenrieth ist Sachverständiger für Erkennung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzschäden sowie Zertifizierter Bau-
schadenbewerter (DEKRA). Er ist zudem als Fachmann für Energie, Mängel und Betriebskosten tätig. Auf Anfrage unterstützt er Mitglieder der BMG mit Schimmelgutachten, bei Mängelfeststellung und Belegeinsicht.


MieterEcho 446 / Dezember 2024

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